Prominente Republikaner gehen auf Distanz zu Trump

Der US-Präsident Donald J. Trumpf Gesten gegenüber den Anhängern. Foto: epa/Erik S. Lesser
Der US-Präsident Donald J. Trumpf Gesten gegenüber den Anhängern. Foto: epa/Erik S. Lesser

WASHINGTON: In den vergangenen Jahren standen ranghohe Republikaner öffentlich meist hinter Donald Trump. Doch während der Präsident kurz vor der Wahl im Umfragetief steckt, mehren sich nun kritische Stimmen.

Weniger als drei Wochen vor der US-Präsidentenwahl gehen mehrere prominente Republikaner auf Distanz zu Präsident Donald Trump. Dabei steht der Umgang mit der Corona-Krise im Mittelpunkt. So kritisierte der Trump-Vertraute Chris Christie unter anderem die Schutzvorkehrungen im Weißen Haus. Er habe angenommen, sich dort in einer «sicheren Zone» zu befinden. «Ich lag falsch.» Christie hatte Trump unter anderem geholfen, sich auf die TV-Debatte mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden vorzubereiten. Er wurde danach rund eine Woche im Krankenhaus wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt.

Der Ton, den Christie in einer Stellungnahme am Donnerstag und einem TV-Auftritt am Freitag einschlug, stand dabei in scharfem Kontrast zu Äußerungen Trumps. So warnte der Ex-Gouverneur von New Jersey davor, das Virus auf die leichte Schulter zu nehmen. «Es ist etwas, das man sehr ernst nehmen muss», erklärte er und rief dazu auf, Masken zu tragen und Abstand zu halten. «Niemand sollte glücklich sein, das Virus zu bekommen, und niemand sollte hochmütig darüber sein, sich angesteckt zu haben oder andere anzustecken.» Unterdessen nährte der Präsident bei einem TV-Auftritt erneut Zweifel am Nutzen von Masken.

Bereits vergangene Woche hatte der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, gesagt, dass er seit Anfang August nicht im Weißen Haus gewesen sei - wegen der Sorge um den dortigen Umgang mit Coronavirus-Risiken. Seine Äußerungen wurden von einigen politischen Beobachtern in Washington als Freibrief für Republikaner gewertet, sich nicht mehr mit der Kritik an Trump zurückzuhalten. Trump liegt in Umfragen deutlich hinter Biden zurück.

Der republikanische Senator Ben Sasse attackierte unterdessen in einer Telefonkonferenz mit Wählern den Amtsinhaber auf breiter Front. Trump gebe Geld «wie ein betrunkener Matrose» aus und «küsst Diktatoren den Hintern», schimpfte Sasse in einem Mitschnitt, den die konservative Website «Washington Examiner» veröffentlichte. Trumps Führung in der Corona-Krise sei zudem weder vernünftig, noch verantwortungsvoll gewesen. Sasse warnte auch, dass die Republikaner wegen Trump dauerhaft an Einfluss bei den Wählern verlieren könnten.

Auch der einflussreiche republikanische Senator Lindsey Graham, der dem Justizausschuss vorsitzt, bescheinigte seinen Kollegen aus der demokratischen Partei offen starke Aussichten bei der Präsidentenwahl am 3. November. «Ihr habt gute Chancen, das Weiße Haus zu gewinnen», sagte Graham in einer Ausschusssitzung am Donnerstag. Er selbst muss um seine Wiederwahl im Bundesstaat South Carolina im November bangen.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Ingo Kerp 17.10.20 13:22
Bevor die Senatoren/Gouverneure ihren gut dotierten Sitzplatz verlieren, schnell in Opposition gehen.
Michael Ritsche 17.10.20 08:49
Warum jetzt?
Das hätte diese Partei wohl besser vor der Nominierung von Trump anfangen sollen.
Aber da sehen wohl einige mit den schlechten Umfragewerten ihre"Felle wegschwimmen"und wollen sich in Position bringen nach dem Motto"Ich hab es euch gesagt".
Ist aber nur meine Meinung.