Prediger und Erdogan-Erzfeind Gülen in USA beigesetzt

Der Türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in Kasan. Foto: epa/Maxim Shemetov
Der Türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in Kasan. Foto: epa/Maxim Shemetov

ISTANBUL: Der Gründer der Gülen-Bewegung wird fünf Tage nach seinem Tod in den USA beigesetzt. Aus der Türkei wird das genau beobachtet und über die Zukunft der Bewegung spekuliert.

Bei einer Trauerfeier für den verstorbenen Erdogan-Erzfeind Fethullah Gülen haben Hunderte Menschen Abschied von dem islamischen Geistlichen genommen. Gülen sei nach einer Trauerfeier in einem Stadion im US-Bundesstaat New Jersey im Garten seines Anwesens in Saylorsburg (Pennsylvania) begraben worden, schrieb die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu.

Gülen war am Sonntag in einem Krankenhaus in dem Bundesstaat gestorben. Er hatte seit Jahren im selbst gewählten Exil in den USA gelegt. Aus der Bewegung hieß es, der zuletzt 83-Jährige sei schon seit einigen Jahren gesundheitlich angeschlagen gewesen.

Der im türkischen Erzurum geborene Gülen geriet wegen seines religiösen Wirkens immer wieder in Konflikt mit dem türkischen Staat und verließ das Land 1999, kurz bevor ein Verfahren gegen ihn aufgenommen wurde.

Bis zum öffentlichen Bruch 2013 war Gülen Verbündeter des heutigen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Seine Bewegung ist heute ein international aktives Netzwerk, das unter anderem Schulen und andere Einrichtungen betreibt. Manche Beobachter stufen es als sektenähnlich ein.

Erdogan und auch weite Teile der Opposition in der Türkei sehen ihn als Drahtzieher des Putschversuchs von 2016. Erdogan nannte ihn nach seinem Tod noch einen «Oberverräter». Gülen bestritt zeit seines Lebens eine Beteiligung an dem Putschversuch.

Der Bewegung wird vorgeworfen, den Staat und seine Institutionen über Jahre unterwandert zu haben. Nach dem Putschversuch ging der türkische Staat radikal gegen mutmaßliche Putschisten und Anhänger Gülens, aber auch gegen Oppositionelle, vor. Per Dekret wurden damals mehr als 100.000 Staatsbedienstete entlassen und Zehntausende Menschen verhaftet. Das Vorgehen wurde von vielen Seiten als unverhältnismäßig kritisiert.

Seit dem Tod Gülens streitet die Bewegung Berichten zufolge über seine Nachfolge - auch darum sei der Verstorbene erst fünf Tage nach seinem Tod beigesetzt worden, spekulierten türkische Medien. Im Islam sollen Menschen in der Regel so schnell wie möglich beerdigt werden.

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