Polen ruft Scholz und Biden zu Kiew-Reise auf

Das Presseamt des Präsidenten zeigt den polnischen Premierminister Mateusz Morawiecki in Kiew. Foto: epa/PrÄsidentarischer Pressedienst Hando
Das Presseamt des Präsidenten zeigt den polnischen Premierminister Mateusz Morawiecki in Kiew. Foto: epa/PrÄsidentarischer Pressedienst Hando

BERLIN: Der Solidaritätsbesuch der Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien in Kiew mitten im Ukraine-Krieg hat bei den Bewohnern der Stadt einen tiefen Eindruck hinterlassen. Nun fordert Polens Ministerpräsident andere auf, seinem Beispiel zu folgen.

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und weitere Staats- und Regierungschefs zu einem Solidaritätsbesuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew aufgefordert. Er rufe Scholz, den britischen Premierminister Boris Johnson, US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron und alle EU-Regierungschefs auf, ebenfalls nach Kiew zu fahren, sagte er der «Bild» (Donnerstag). «Sie sollen in die Augen der Frauen und Kinder blicken und ihnen helfen, ihre Leben und ihre Eigenständigkeit zu retten. Dort kämpfen sie für die Werte Europas und der westlichen Welt.» Die ukrainische Hauptstadt wird seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar immer wieder beschossen.

Am Dienstag waren die Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien mit einem Zug nach Kiew gereist, um sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu treffen. Sie wollten so ihre Unterstützung für den Freiheitskampf der Ukraine gegen Russland signalisieren.

«Kann sein, dass es Symbolpolitik war», sagte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, dazu. «Aber es hat den Menschen - über 2 Millionen Kiewer, die in der Stadt geblieben sind - Mut gemacht.» Auch Melnyk, regte bei Bild Live eine Reise von Scholz nach Kiew an. «Es wäre schön, wenn auch Bundeskanzler Scholz mal Kiew besucht, um sich die Zerstörung anzusehen und auch ein Gefühl zu bekommen, womit man es hier zu tun hat.»

Morawiecki forderte die Bundesregierung zudem zu einem Importstopp russischer Öl- und Gaslieferungen auf. Wer Putins Kriegsmaschinerie stoppen wolle, müsse die Öl- und Gasimporte aus Russland stoppen. Dafür müsse es so schnell wie möglich ein komplettes Energie-Embargo Deutschlands und der EU gegen Russland geben, sagte Morawiecki der Zeitung. «Wenn Putin die Rubel und Dollar ausgehen, dann wird auch sein Krieg zu Ende sein. Weil sein Land dann pleite ist.»

Morawiecki machte deutlich, sein Land sei weiter bereit, über Umwege MiG-29-Kampfjets an die Ukraine zu liefern. Auf die entsprechende Frage sagte er: «Wir sind weiterhin bereit, die Jets zu liefern, aber nur unter dem Schirm und in Absprache mit Nato und USA.»

Die USA hatten letzte Woche die von Polen vorgeschlagene Übergabe von Kampfflugzeugen vom Typ MiG-29 an die Ukraine abgelehnt. Eine solche Maßnahme könnte zu einer direkten Konfrontation zwischen Nato-Kräften und dem russischen Militär führen, was eine Eskalation des Krieges nach sich ziehen könnte, hieß es zur Begründung der Ablehnung. Zuvor hatte die polnische Regierung erklärt, sie sei bereit, alle Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 unverzüglich auf den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz zu verlegen und die Maschinen den USA zur Verfügung zu stellen.

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Leserkommentare

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Strauss 18.03.22 11:30
Steve, du bist ein Duckmäuser
Das liegt doch an Europa, jetzt den Russen gehörig mal die Hennen rein zu tun. Das ist nicht nur Putin ganz alleine. Russland war in der Geschichte schon immer ein Agressor gegenüber Europa. Bei aller Abscheu was Hitller sonst noch getan hat, aber seine ersten Beweggründe waren damals auch Russlandprobleme. Böse Zungen sagten nach dem 2. Weltkrieg die AMI s hätten eben gleich weiterfahren müssen bis Moskau....
Tja, vieles in der Geschichte wiederholt sich, da beisst keine Maus n en Faden ab. Stellt euch vor Putin wäre in Mexiko einmarschiert, da hätten die AMI s aber sofort zugeschlagen. Hätte Europa mit einer kräftigen Stimme a la Churchill vorher, dem ``Heini dadrüben`` mit der vereinigten Europäischen Atommacht gedroht, und zwar bei allen Gesprächen, davon gab es ja genügen, wäre dieser Krieg nicht losgegangen. tja, hinterher ist man immer gescheiter.
Rolf W. Schwake 18.03.22 09:30
@ Fritz
Den Namen dieses Kriegsverbrechers benutze ich nicht mehr, auch wenn er den Angriff befohlen hat. Es sind aber russische Soldaten in die Ukraine eingefallen sind, die dort übermäßiges Leid verursachen, mit russischem Kriegsgerät, und es sind auch russische Atomraketen, mit denen man meint, die gesamte Welt bedrohen zu können.
Klaus Roeper 18.03.22 05:40
@Rolf
Meine Maus ist ein spitzenmässieger Jazz drummer.
Die ist verdammt gut.
Rolf W. Schwake 18.03.22 04:30
Angst vor Russland
Es tut weh, so etwas wie den vorstehenden Kommentar lesen zu müssen: Da sind drei osteuropäische Staaten aus Angst vor der russischen Politik in den Schutzschirm der EU und der NATO aufgenommen worden. Drei Staatsoberhäupter bringen den Mut auf, einen Solidaritätsbesuch nach Kiew zu unternehmen. Sie fahren in ein Land, das auf verbrecherische Weise von Russland überfallen wurde, festgestellt vom Internationalen Gerichtshof der UNO. Der Kampf gegen die Machtgier des russischen Staates weckt schmerzhafte Erinnerungen an 1953, 1956, 1968, 1980 u.v.m. Die Ukraine ist ein souveräner Staat in Europa. Das hat auch Russland durch die Gründungsverträge der GUS-Staaten 1991 anerkannt. Trotzdem verstoßen sie dagegen auf das Schlimmste. Wenigstens die wichtigste friedliche Hilfe sollten wir den Ukrainern zukommen lassen: Alle EU- und NATO-Staaten kündigen sämtliche wirtschaftlichen, kulturellen, diplomatischen und sonstigen Verbindungen zu Russland - sie ächten Russland! Gleichzeitig stellt die EU einen Dringlichkeitsantrag an die UN-Generalversammlung sowie den Sicherheitsrat, dass sich die UN-Staaten dieser Ächtung anschließen. Nur so kann man Russlan treffen, das mit seiner maroden Wirtschaft auf den Verkauf sibirischer Bodenschätze angewiesen ist! Daher sollten weitere Staatsoberhäupter den Mut aufbringen, den Ukrainern Hoffnung zu geben. Ich wünsche es Ihnen jedenfalls.