Polizist schießt 16-Jährigem in den Kopf 

​Randale in Thessaloniki

Demonstranten werfen Molotowcocktails auf Polizeikräfte während der Ausschreitungen nach dem Ende des Gedenkmarsches zum Jahrestag des Studentenaufstandes von 1973 gegen die Militärjunta in Thessaloniki. Foto: epa/Achileas Chiras
Demonstranten werfen Molotowcocktails auf Polizeikräfte während der Ausschreitungen nach dem Ende des Gedenkmarsches zum Jahrestag des Studentenaufstandes von 1973 gegen die Militärjunta in Thessaloniki. Foto: epa/Achileas Chiras

THESSALONIKI: Nachdem ein 16-Jähriger durch einen Polizeischuss schwer verletzt worden ist, ist es in Thessaloniki am Dienstagvormittag zu Randalen gekommen. Mitglieder der Roma-Gemeinde, zu der der Jugendliche gehört, gerieten mit Sicherheitskräften aneinander, als der verantwortliche Polizist festgenommen und dem Staatsanwalt vorgeführt wurde. Vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft flogen Steine und Stöcke, die Beamten versuchten, die Menschen auseinanderzutreiben, wie Videobilder in griechischen Medien zeigten.

Auch vor dem Krankenhaus, in dem der Jugendliche liegt, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Roma und der Polizei. Ein Polizist hatte dem mutmaßlichen Benzindieb bei einer Verfolgungsjagd in den Kopf geschossen. Der Zustand des Jugendlichen wird in Medien als kritisch beschrieben. Er soll Montagnacht für 20 Euro getankt haben und dann weggefahren sein, ohne zu bezahlen.

Bei der anschließenden Verfolgungsjagd mit Motorradstreifen der Polizei habe er gefährliche Manöver vollführt und auch ein Motorrad der Beamten gerammt, berichtete die Zeitung «Kathimerini». Als sein Wagen schließlich gestoppt werden konnte, soll der Polizist dem Jugendlichen von hinten durchs Fenster und die Kopfstütze in den Kopf geschossen haben. Der 34 Jahre alte Beamte soll wegen versuchten Totschlags angeklagt werden, ebenso aber der Jugendliche.

Die protestierenden Roma kritisieren eine Diskriminierung der Minderheit durch die Behörden. Aber auch in Athen randalierten Menschen in Folge des Vorfalls und prangerten Polizeigewalt an.

Die Behörden sind in erhöhter Alarmbereitschaft, denn ausgerechnet an diesem Dienstag jährt sich zum 14. Mal die Erschießung des damals 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos. Er war 2008 bei einem Polizeieinsatz getötet und der verantwortliche Polizist später wegen Mordes verurteilt worden. Seither gibt es an diesem Tag jedes Jahr Demonstrationen gegen Polizeigewalt. Dabei kommt es häufig zu Auseinandersetzungen, Autonome werfen Steine und Brandsätze, die Polizei reagiert mit Tränengas.

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