Polizei knackt Chat-Netzwerk von Kriminellen

Hunderte Festnahmen

Leiter der nationalen Kriminalpolizei, Gendarmerie Nationale Jean-Philippe Lecouffe (L) und des nationalen Amtes für Strafsachen, Gendarmerie Nationale France Ludovic Dantec (R) während einer Pressekonferenz. Foto: epa/Sem Van Der Wal
Leiter der nationalen Kriminalpolizei, Gendarmerie Nationale Jean-Philippe Lecouffe (L) und des nationalen Amtes für Strafsachen, Gendarmerie Nationale France Ludovic Dantec (R) während einer Pressekonferenz. Foto: epa/Sem Van Der Wal

DEN HAAG/PARIS/LONDON: Ermittlern aus mehreren Ländern ist durch das Entschlüsseln von Verbrecher-Chats ein großer Schlag gegen die organisierte Kriminalität in Europa gelungen. Es gab Hunderte Festnahmen. 19 Drogenlabore wurden ausgehoben, Tausende Kilo Kokain, Crystal Meth und andere Drogen beschlagnahmt.

Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es, mehr als 20 Millionen geheimer Nachrichten abzuschöpfen, wie die europäische Justizbehörde Eurojust am Donnerstag in Den Haag mitteilte. Das Eindringen in die technische Infrastruktur des Anbieters von verschlüsselten Kurznachrichten EncroChat habe «Schockwellen durch organisierte Verbrecherbanden quer durch Europa» geschickt.

Zahlreiche Verbrechen konnten unterbunden werden, so Eurojust - darunter Mordversuche und Drogentransporte. In den Niederlanden wurde demnach Bargeld in Höhe von fast 20 Millionen Euro beschlagnahmt.

Britische Behörden bezeichneten die Operation als «massiven Durchbruch im Kampf gegen schwere und organisierte Kriminalität» und die größte Ermittlungsoperation ihrer Geschichte. Der inzwischen geschlossene Kurznachrichtendienst EncroChat habe 60.000 Nutzer weltweit gehabt, davon allein 10.000 in Großbritannien. Er sei ausschließlich zu illegalem Handel, Geldwäsche und für Mordkomplotte gegen rivalisierende Kriminelle genutzt worden.

Allein in Großbritannien habe es 746 Festnahmen gegeben, hieß es in einer Mitteilung der National Crime Agency und dem Verband der britischen Polizeibehörden am Donnerstag. Zudem seien 54 Millionen Pfund (umgerechnet knapp 60 Millionen Euro), 77 Schusswaffen und mehr als zwei Tonnen Drogen sichergestellt worden.

In Frankreich waren mehr als 60 Sonderermittler unter dem Codenamen «Emma 95» beteiligt. In den Niederlanden seien in die dort «Lemont» genannte Operation mehrere Hundert Ermittler einbezogen gewesen. Das Hacken der Chatnachrichten zwischen Tausenden von mutmaßlichen Kriminellen sei auf der Grundlage behördlicher Genehmigungen erfolgt.

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