Polizei: Tatverdächtigehaben nicht widerrufen

Polizei: Tatverdächtigehaben nicht widerrufen

KOH TAO: Es scheint wie ein öffentliches Tauziehen zwischen der Polizei im Doppelmordfall von Koh Tao und den Kritikern der Ermittlungsumstände. Während im Mutterland der ermordeten Urlauber Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) und auch in Thailand große Skepsis über die Schuld der festgenommenen Burmesen Zaw Lin und Win Zaw Htun (beide 21) vorherrscht, beharrt Thailands Polizeispitze auf einer nachweisbaren Tatschuld.

Am Samstag widersprach der oberste Polizist Thailands, General Somyot Pumpanmuang Meldungen, wonach die beiden mutmaßlichen Täter ihre Geständnisse widerrufen hätten. Dies sei, behauptete Pumpanmuang, eine reine Spekulation der Medien gewesen.

Dass hingegen die burmesischen Rechtsanwälte von Zaw Lin und Win Zaw Htun nach wie vor erklären, ihre Mandaten hätten sich für nicht schuldig erklärt und ihre Geständnisse seien durch Folter und Psychoterror erzwungen worden, trägt nicht zur Beruhigung des spektakulärsten Kriminalfalles in Thailands jüngerer Geschichte bei. Weltweit wird der Mordfall vom 15. September am idyllischen Sairee Strand von Koh Tao kontrovers kommentiert. Sogar vor der thailändischen Botschaft im japanischen Tokyo gab es Proteste und lautstarke Forderungen für ein faires Verfahren.

Thailands Premierminister Prayuth Chan-o-cha war bei seinem ersten Staatsbesuch in Myanmar vom burmesischen Staatsoberhaupt Thein Sein direkt auf die Problematik des Falles angesprochen worden. Neben der Situation burmesischer Gastarbeiter in Thailand – eine Mehrzahl davon illegal und ohne jegliche Rechte im Königreich – spielte auch die Behandlung der Tatverdächtigen vom Volk der burmesischen Volksgruppe Rohingyas eine Rolle. Burmas Staatsoberhaupt Thein Sein bat seinen thailändischen Amtskollegen um eine ‚objektive und rechtlich angemessene Behandlung‘ von Zaw Lin und Win Zaw Htun.

Mordopfer Hannah Witheridge ist am Freitag in ihrem Heimatort Hemsby in der nordöstlichen britischen Provinz Norfolk beigesetzt worden. Die Eltern der 23 jährigen hatten alle Trauergäste gebeten, in Weiß zu erscheinen und den Abschied als Party und nicht als Trauerfeier zu zelebrieren. Am Rande der Beerdigung am Freitag wurde von den Angehörigen darum gebeten, die entsetzlichen Fotos vom Tatort nicht weiter über soziale Netzwerke zu verbreiten.

Am Tatmorgen des 15. September hatten neben Rettungsteams offensichtlich auch viele Schaulustige ungehindert Fotos der ermordeten Hannah Witheridge und David Miller geschossen und diese online gestellt. Der britische Botschafter in Thailand, Mark Kent, hatte dies und auch die Sensationsberichterstattung mancher Thaizeitungen als pietätlos und unangemessen angeprangert.

Weitere Verwirrung gibt es in dem Doppelmordfall von Koh Tao auch wegen des Zusammenspiels der Ermittlungsbehörden mit der zuständigen Staatsanwaltschaft. Der leitende Generalstaatsanwalt der Provinz Surat Thani, Tawatchai Siangjaew, bezeichnete die 300 Seiten starke Ermittlungsakte in Teilen als ‘lückenhaft’ und gab dem Team um den Provinzpolizeichef Generalmajor Pavin Pongsirin eine Woche Zeit, die für die Anklage wichtige Beweisführung zu konkretisieren. Pongsirin sagte, es ginge auch darum, ein höheres Strafmaß als bisher darin zu formulieren.

Den beiden verhafteten Burmesen scheint es in der Haftanstalt des Provinzgefängnisses auf Koh Samui vor allem psychisch schlecht zu gehen. Zaw Lin und Win Zaw Htun wurden wegen angeblicher Selbstmordgefährdung unter ständige Beobachtung gestellt. Obwohl Thailands Polizei beteuert, beide hätten freiwillig gestanden und seien nicht gefoltert worden, äußerten sich die Angeklagten gegenüber ihren Anwälten anders. Die thailändische  Menschenrechtsorganisation  ‚National Human Rights Organisation‘ (NCR) wurde von den Juristen aufgefordert, sich für das Einschalten unabhängiger britischer Ermittler einzusetzen. Einer der Anwälte sagte wörtlich, nur so könne zweifelsfrei über Schuld oder Unschuld der Täter entschieden werden.

Keine Reaktion der Polizeispitze Thailands gab es bisher auf die harte Kritik der Gerichtsmedizinerin und Forensikerin Khunying Porntip Rojanasunan. Die in Thailand hochgeachtete Spezialistin hatte die Spurenermittlung im Mordfall auf Koh Tao als unprofessionell bezeichnet. Stattdessen bekräftigten die Polizeigeneräle gestern unabhängig voneinander ihre Aussagen, wonach alle Ermittlungen rechtlich einwandfrei und ohne Zwangsmaßnahmen gegen die mutmaßlichen Täter durchgeführt worden seien. Es gäbe, so der Ermittlungsleiter Generalmajor Pavin Pongsirin, keinen Zweifel an der Schuld von Zaw Lin und Win Zaw Htun. (Foto: epa)

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Hardy Kromarek 13.10.14 15:59
KOH TAO Doppelmord DNA
Wie berichtet soll die DNA beider Beschuldigten in dem Körper der ermordeten Hannah Witheridge durch die Vergewaltigung einwandfrei festgestellt worden sein?! Wenn das stimmt sind Sie auch die Täter!
Wenn nicht, sieht die Sachlage schon ein wenig anders aus! Natürlich sind solche Täter im Gefängniss selbstmord gefährdet! Denn Sie wissen ja, was auf Sie zu kommt! Und das zu Recht! Vertraue da ganz der thailändischen Polizei und Justiz!