Anfang Januar 2016 rückte die selektive Berichterstattung der Leitmedien - vor allem in Deutschland - in den Brennpunkt der öffentlichen Wahrnehmung. In den letzten Wochen häufen sich die Beispiele für Vertuschungen der etablierten Medien.
In der Silvesternacht beispielsweise ereigneten sich zahlreiche Sexualdelikte in mehreren deutschen Städten, die es in dieser Form bisher in Deutschland nicht gegeben hat. Das ZDF hat am Folgetag auf eine Berichterstattung in den Nachrichten verzichtet und dies später als bloße Fehleinschätzung abgetan. Doch es steckt mehr dahinter! Der umstrittene Ex-Vorstand der Deutschen Bundesbank und Buchautor Thilo Sarrazin hat im Dezember einen zumindest interessanten Artikel über ein wachsendes kulturfremdes Proletariat in Deutschland geschrieben, der in Deutschland von den großen Medien aller Couleur ignoriert wurde, bis der Artikel in der Zürcher Weltwoche erschien und seinen Weg über den Umweg der Schweiz nach Deutschland fand und nicht mehr totgeschwiegen werden konnte. Es lohnt sich über die Hintergründe nachzudenken.
Seit einem Jahr geistert der Begriff der Lügenpresse durch die Landschaft. Diese Zuspitzung ist falsch und konterproduktiv. Das Problem besteht nicht in der Verbreitung von Lügen, sondern in der Steuerung - zwischenzeitlich ist es mehr als nur versuchte Steuerung und das legitime Füllen eines entstanden Machtvakuums aufgrund fehlender Persönlichkeiten in der Politik - der öffentlichen Meinung durch bewusste Auswahl von Ereignissen/Stimmen über die nicht berichtet wird. Diese bewusst und systematisch unterlassene Information der Öffentlichkeit führt dazu, dass sich immer mehr Menschen von dieser Art von Berichterstattung abwenden, da sie mit Ihrer Lebenswirklichkeit nicht übereinstimmt.
Vertuschung der etablierten Medien
Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Denn: Anstatt die Allgemeinheit objektiv zu informieren, was ganz besonders bei öffentlich-rechtlichen Medien wie dem ZDF im Zentrum stehen sollte, maßen sich die Verantwortlichen an, die öffentliche Meinung durch unterlassene Berichterstattung bewusst zu manipulieren und dadurch defakto selbst Politik zu machen ohne allerdings gewählt zu sein oder ernsthaft kontrolliert werden zu können. Medien entscheiden derzeit über Kanzlerkandidaten vor dem Wähler (Peer Steinbrück SPD, abgesägt) oder Bundespräsidenten (Christian Wulff, CDU, abgesägt) vor der Justiz. Dieser Zuwachs an Macht über die letzten Jahrzehnte steht den Medien nicht zu, schadet langfristig der Gesellschaft und sollte daher überdacht und begrenzt werden (was freilich leichter gesagt ist als getan).
Ein weiteres Beispiel für die immer fragwürdigere Berichterstattung in letzter Zeit ist die Einordnung des Magazins Spiegel von Kritikpunkten zu TTIP als Schauermärchen vom rechten Rand. Dies will - auch für langjährige und eigentlich dem Magazin gewogene Leser - so gar nicht zum neuen Slogan des Magazins „Keine Angst vor der Wahrheit“ passen (es sei denn, man geht mit etwas Humor an die Sache heran und begreift den Slogan so, dass der Spiegel die Wahrheit für sich behält, und sich der Leser deswegen nicht zu fürchten braucht).
Aber zurück zum Thema: Die nicht ungefährliche Folge dieser Entwicklung ist ein beginnendes Auseinanderdriften der tatsächlichen Realität im Lande und der von führenden Nachrichtensendungen und anderen Leitmedien dargestellten Realität. Eine stetig zunehmende Zahl von Menschen fühlt sich wie im falschen Film, aber äußert ihre Meinung aus Angst in die rechte Ecke gestellt zu werden nur noch hinter vorgehaltener Hand, ist aber zunehmend anfällig für die tatsächlichen Rattenfänger vom rechten Rand.
Wer verhindern will, dass der rechte Rand unserer Gesellschaften an Einfluss gewinnt in den nächsten Jahren, wird die Sorgen und Nöte der Mitte der Bevölkerung ernst nehmen müssen. Für die Politik besteht die Aufgabenstellung in der Erarbeitung von echten Alternativen und der Wiederbelebung einer Parteienlandschaft, die diese Alternativen auch widerspiegelt. Der mündige Bürger muss mehr noch als bisher auf die Straße gehen und aller Diffamierungen zum Trotz die Politik vor sich hertreiben. Gemeinsam kann es dann auch gelingen, die Presse wieder aus der aktiven Gestaltung von Politik zu drängen.
Über den Autor Christian Rasp ist Rechtsanwalt und seit 1992 in Thailand, Hongkong und China tätig. Er leitet ein spezialisiertes Consulting-Haus, lebt und arbeitet in Hua Hin, Bangkok und Hongkong. Die Kolumne Nachgefragt“ beschäftigt sich vorwiegend mit aktuellen ökonomischen Fragestellungen, die es verdienen, etwas genauer unter die Lupe genommen zu werden. Feedback erwünscht! Kontaktdaten von Rechtsanwalt Rasp:E-Mail: cr@cr-management-consulting.com Webseite: www.cr-management-consulting.com Telefon: +66 32 512 253 |