Polit-Provokationen beim ESC in Israel

Madonna enttäuscht Fans

Foto: epa/Orit Pnini
Foto: epa/Orit Pnini

TEL AVIV (dpa) - Der erste Auftritt der «Queen of Pop» beim ESC war als krönender Abschluss gedacht. Doch in sozialen Medien erntet Madonna vor allem Häme. Auch politische Botschaften ziehen Ärger nach sich.

Deutschland ist beim Eurovision Song Contest mal wieder abgestürzt - das Duo S!sters bekam vom internationalen Fernsehpublikum keinen einzigen Punkt. Sieger wurde der Niederländer Duncan Laurence (25). Dass der deutsche Beitrag «Sister» nicht auf dem allerletzten Platz landete, ist allein der Gunst von Jurys zu verdanken. Dadurch war noch der Rang 24 und damit drittletzte Platz drin. Die Schlusslichter waren Weißrussland und Großbritannien. Dort hatten Wettanbieter vorab Deutschland statt der Briten gesehen.

Die Niederlande gewannen zum fünften Mal in der Geschichte des Wettbewerbs - nach 1957, 1959, 1969 und 1975. Die Liebeskummerballade «Arcade» von Laurence traf vor allem den Geschmack der TV-Zuschauer. «Wir sind stolz auf Duncan Laurence, der Europa mit musikalischer Klasse erobert hat, den Niederlanden zum ersten Mal seit 44 Jahren den Gewinn beschert hat und das Songfestival im kommenden Jahr in die Niederlande holt!», schrieben König Willem-Alexander und Königin Máxima auf Twitter.

Superstar Madonna trat während der Abstimmungsphase auf und sang unter anderem etwas schief den 80er-Jahre-Hit «Like a prayer». Während ihrer Bühnenshow waren auf den Rücken von zwei Tänzern die israelische und die palästinensische Flagge zu sehen. Israel und die Palästinenser streiten seit Jahrzehnten um das Land zwischen dem Mittelmeer und Jordanien. «Ich bin dankbar für die Gelegenheit, die Botschaft von Frieden und Einheit in die Welt senden zu können», twitterte die Sängerin. Die Europäische Rundfunkunion betonte hingegen, der ESC sei unpolitisch. Das habe man Madonna klargemacht.

Misstöne löste auch die isländische Gruppe Hatari aus. Es gab Buhrufe in der Halle, weil die Gruppe bei Bekanntgabe ihres Punkteergebnisses Banner mit der Aufschrift «Palestine» (Palästina) hochhielt. Dies blieben jedoch vereinzelte Momente bei einem gutgelaunten Showabend mit 7300 Zuschauern in der Halle und 200 Millionen am Fernseher.

Platz vier erreichte die Schweiz mit Luca Hänni, der 2012 die RTL-Show «Deutschland sucht den Superstar» gewonnen hatte. Insgesamt nahmen am ESC in diesem Jahr 41 Länder teil, davon 26 im Finale. Die Zuschauer konnten wie immer über den Sieger mit abstimmen, jedoch nicht fürs eigene Land. Jurorenpunkte ergänzten ihr Votum.

Von den Fernsehzuschauern gab es null Punkte für den deutschen Beitrag von Carlotta Truman (19) und Laurita Spinelli (26). Das tat Moderatorin Bar Refaeli beim Vorlesen leid: «I'm sorry». Auch beim Jurydurchlauf waren nur 32 Punkte zusammengekommen. Zum Vergleich: Sieger Niederlande hatte am Ende 492 Punkte.

Deutschland war auch vor zwei, drei und vier Jahren weit hinten gelandet. Nur im vergangenen Jahr wurde diese Pleiteserie kurz unterbrochen von Michael Schulte, der den vierten Platz erreichte.

Die Jury-Punkte aus Deutschland gab zum fünften Mal Barbara Schöneberger bekannt. Sie war live von der ESC-Party auf der Hamburger Reeperbahn zugeschaltet.

Deutschland hat bisher zweimal den ESC gewonnen: 2010 mit Lena («Satellite») und 1982 mit Nicole («Ein bisschen Frieden»). Den ESC gibt es seit 1956. Das Siegerland richtet jeweils den Wettbewerb des Folgejahres aus. Wo der kommende Eurovision Song Contest in den Niederlanden organisiert wird, ist noch unklar. Neben Amsterdam meldeten unter anderem Rotterdam, Den Haag und Maastricht ihr Interesse an, wie der Sender NOS berichtete.

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