Polisario-Chef verlässt Spanien

​Umstrittener Aufenthalt

MADRID: Der Chef der Unabhängigkeitsbewegung Polisario für die Konfliktregion Westsahara, Brahim Ghali, hat Spanien nach einem umstrittenen Aufenthalt von knapp eineinhalb Monaten verlassen. Ghali sei am frühen Mittwochmorgen nach Algerien zurückgeflogen, berichteten der staatliche Fernsehsender RTVE und andere spanische Medien unter Berufung auf die Regierung in Madrid. Die Behandlung des an Corona erkrankten 71-Jährigen in einem spanischen Krankenhaus hatte einen Konflikt zwischen Spanien und Marokko ausgelöst. Die Führung in Rabat betrachtet die Polisario als Terror-Organisation.

Das medizinische Flugzeug mit Ghali an Bord sei kurz nach 1.30 Uhr in Pamplona im Norden Spaniens gestartet, hieß es. Verkehrsminister José Luis Ábalos hatte am späten Dienstagabend die bevorstehende Abreise bereits angekündigt: «Es wurde eine humanitäre Aktion durchgeführt, die nun nicht mehr nötig ist», sagte er bei RTVE.

Zuvor hatte ein Richter am Nationalen Gerichtshof in Madrid nach einer Anhörung des Polisario-Chefs auf die Anordnung von Untersuchungshaft verzichtet. Gegen Ghali war in Spanien Anzeige wegen Völkermords, Terrorismus und Folter erhoben worden. Der Richter sagte, es gebe weder Fluchtgefahr noch seien in der Anzeige eines aus Westsahara stammenden Bloggers belastbare Hinweise geliefert worden. Der Blogger hatte angegeben, er sei 2019 von Sicherheitskräften der Polisario gefoltert worden.

Diese Richter-Entscheidung und auch die ungehinderte Abreise Ghalis dürften die Beziehungen zwischen Spanien und Marokko weiter belasten. Marokko ist indes nicht nur darüber erzürnt, dass der Generalsekretär von Polisario in Spanien medizinisch behandelt wurde. Rabat betonte am Montag, «Kern der Krise» seien «Spaniens Hintergedanken», die in der Westsahara-Frage «feindlich» seien. Spanien erkennt den Anspruch Marokkos auf große Teile Westsaharas nicht an. Auch die Bundesregierung zog sich deshalb schon den Unmut Marokkos zu.

Im Zuge des Konflikts hatte Marokko vor zwei Wochen als Druckmittel die Grenzkontrollen zur spanischen Nordafrika-Exklave Ceuta gelockert. Binnen 36 Stunden gelangten mehr als 8000 Migranten nach Ceuta. Spanien warf Marokko «Erpressung» vor.

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