WARSCHAU: Nach dem Verzicht der polnischen Fluggesellschaft Lot auf den Kauf des Ferienfliegers Condor sieht die Regierung in Warschau keinen Grund für finanzielle Forderungen.
«Wir werden keine Vertragsstrafen zahlen, weil der Rückzieher keine Laune von uns war, sondern davon ausgelöst wurde, dass die andere Seite die Vertragsbedingungen nicht eingehalten hat», sagte Polens Schatzminister Jacek Sasin am Donnerstag dem Radiosender RMF. Daher habe der Mutterkonzern PGL nicht nur das Recht, sondern sogar die Verpflichtung gehabt, von dem Vertrag zurückzutreten. Details nannte Sasin aber nicht, sondern berief sich auf das Handelsgeheimnis.
Eine Condor-Sprecherin wies die Vorwürfe am Donnerstag in Frankfurt zurück: «Condor hat die Vertragsbedingungen für die Übernahme durch PGL erfüllt.» Man prüfe daher weiterhin, wie die Ansprüche gegen PGL aus den unterschriebenen Kaufverträgen geltend gemacht werden können.
Die polnische Luftfahrtholding hatte am Montag ihren Rückzieher als neuer Investor für Condor bekanntgegeben. Eine Begründung für die Entscheidung gab es nicht. Allerdings waren in den vergangenen Wochen wegen der Corona-Krise die Zweifel an dem im Januar abgeschlossenen Kaufvertrag immer größer geworden, da die Lot wahrscheinlich selbst Staatshilfe in Anspruch nehmen muss.