Polens Präsident: Russlands Vorgehen ist Barbarei

US-Vizepräsidentin Kamala Harris (L) und der polnische Präsident Andrzej Duda (R) nehmen nach ihrem Treffen im Belvedere-Palast in Warschau an einer Pressekonferenz teil. Foto: epa/Leszek Szymanski
US-Vizepräsidentin Kamala Harris (L) und der polnische Präsident Andrzej Duda (R) nehmen nach ihrem Treffen im Belvedere-Palast in Warschau an einer Pressekonferenz teil. Foto: epa/Leszek Szymanski

WARSCHAU: Das Vorgehen des russischen Militärs in der Ukraine trägt nach Ansicht von Polens Präsident Andrzej Duda Züge eines Völkermordes. «Wenn man Krankenhäuser bombardiert, wo sich schwangere Frauen und Kinder aufhalten, (...) wenn man Bomben wirft und mit Raketen in Wohngebiete schießt, wo es keine militärische Infrastruktur gibt, dann ist das Barbarei, die die Züge eines Völkermordes trägt», sagte Duda am Donnerstag in Warschau nach einem Treffen mit US-Vizepräsidentin Kamala Harris.

Duda sagte weiter, eine Gruppe von Ermittlern des Kriegsverbrecher-Tribunals in Den Haag sei bereits in Polen eingetroffen. Es gebe unter den ukrainischen Flüchtlingen in seinem Land viele Zeugen mit Beweisen, darunter auch Videoaufnahmen.

Polen hatte kürzlich bereits angekündigt, man wolle ein Dokumentationszentrum einrichten, um Beweise für die Kriegsverbrechen zu sammeln. In dem Land sind in den ersten zwei Wochen des Ukraine-Kriegs bereit mehr als 1,4 Millionen Flüchtlinge angekommen.

Harris äußerte sich ebenfalls entsetzt über den Angriff auf eine Geburtsklinik in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol. Sie beklagte, in den vergangenen Wochen und erst recht in den vergangenen 24 Stunden seien «Gräueltaten unvorstellbaren Ausmaßes» zu beobachten gewesen.

Die US-Vizepräsidentin schloss sich Forderungen nach einer internationalen Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen an. «Auf jeden Fall sollte es eine Untersuchung geben», antwortete sie auf eine entsprechende Frage. Die Vereinten Nationen hätten bereits ein Verfahren dazu in Gang gesetzt, und die USA würden sich daran natürlich beteiligen, wo immer das angemessen und notwendig sei.

Bei dem Angriff auf eine Geburtsklinik in Mariupol am Mittwoch waren nach Angaben des stellvertretenden Bürgermeisters der Stadt drei Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen ein Kind. Ukrainische Behörden hatten nach der Attacke zunächst von 17 Verletzen gesprochen, darunter auch Schwangere. Die Ukraine machte Russland für den Angriff verantwortlich.

Moskau wies das entschieden zurück. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte am Donnerstag, in der Klinik sei kein medizinisches Personal, sondern ein Lager ultraradikaler Kämpfer.

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