WARSCHAU: Im Mai wählt Polen einen neuen Präsidenten. Die Partei von Regierungschef Donald Tusk entscheidet nun mit einer Vorwahl, wen sie ins Rennen schickt. Zwei Politiker haben Interesse an dem Amt.
In Polen hat die liberalkonservative Bürgerkoalition von Regierungschef Donald Tusk mit ihrer Vorwahl des Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im Mai 2025 begonnen. Die Mitglieder können bis Mitternacht über eine verschlüsselte SMS ihre Stimme für Außenminister Radoslaw Sikorski oder Warschaus Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski abgeben. «Wie auch immer das Ergebnis ausfallen wird, die Bürgerkoalition wird bei dieser Wahl wie eine Faust zusammenhalten», schrieb Tusk auf der Plattform X.
Das Ergebnis der Abstimmung soll am Samstag bekanntgegeben werden. Das genaue Datum der Präsidentenwahl steht bislang nicht fest. Die Bürgerkoalition ist streng genommen ein Parteienbündnis, das aus der Bürgerplattform von Donald Tusk sowie drei kleineren Parteien besteht. Insgesamt hat das Bündnis mehr als 25.000 Mitglieder - alle von ihnen sind wahlberechtigt.
Warschaus Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski
Der 52-jährige Trzaskowski führt in mehreren Umfragen, die von polnischen Medien in Auftrag gegeben wurden. Auch eine interne Befragung der Bürgerkoalition bestätigte diesen Trend. Viele seiner Anhänger sehen in Trzaskowski quasi den natürlichen Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei. Denn der Warschauer Oberbürgermeister fuhr bereits bei der Präsidentenwahl 2020 einen Achtungserfolg ein: Damals unterlag nur ganz knapp dem Amtsinhaber Andrzej Duda in der Stichwahl.
Der jugendlich wirkende Trzaskowski setzt sich für die Rechte der LGBT*-Gemeinschaft ein und ließ Kruzifixe in Warschauer Amtsstuben verbieten. Dies macht ihn beliebt bei jüngeren und progressiven Polen. Für katholisch-konservative Wähler ist er dagegen ein rotes Tuch. Skeptiker verweisen zudem darauf, dass Trzaskowski keine internationale Erfahrung hat.
Außenminister Radoslaw Sikorski
Angesichts der Tatsache, dass Polen mit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zum Frontstaat geworden ist, halten manche in der Partei den 61-jährigen Sikorski für den geeigneteren Kandidaten. Sikorski gilt als «harter Hund»: Nach dem Studium in Oxford arbeitete er für britische Medien als Kriegsreporter in Afghanistan. Der überzeugte Transatlantiker ist international gut vernetzt. Er tritt vehement für die Unterstützung der Ukraine ein.
Sikorski war bereits von 2007 bis 2014 Polens Chefdiplomat, davor Verteidigungsminister. Er ist verheiratet mit der Historikerin und Publizistin Anne Applebaum, die kürzlich in Frankfurt mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde.
Auch die nationalkonservative PiS sucht nach Kandidaten
Der amtierende Präsident Duda, der aus den Reihen der nationalkonservativen PiS stammt, darf nach zwei Amtszeiten bei der kommenden Wahl nicht noch einmal antreten. Auch die PiS sucht derzeit nach einem passenden Präsidentschaftskandidaten. Voraussichtlich wird sie ihre Entscheidung am Sonntag bei einer kurzfristig in Krakau anberaumten Versammlung bekanntgeben.