Duda oder Trzaskowski? - Kein eindeutiger Favorit vor Wahl

Foto: epa/Maciej Kulczynski
Foto: epa/Maciej Kulczynski

WARSCHAU: Spannung vor der Präsidentenwahl in Polen: Amtsinhaber Duda und sein Herausforderer Trzaskowski liegen laut Umfragen fast gleichauf. Den Ausschlag könnten die unentschiedenen Wähler geben. Will Duda mit antideutschen Tönen zusätzliche Stimmen gewinnen?

Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Polen an diesem Sonntag zeichnet sich ein spannendes Duell zwischen Amtsinhaber Andrzej Duda und seinem Herausforderer Rafal Trzaskowski ab. Laut der neuesten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ibris im Auftrag der Zeitung «Rzeczpospolita» liegt der oppositionelle Warschauer Oberbürgermeister Trzaskowski mit 45,3 Prozent der Stimmen knapp vor Duda, der auf 44,4 Prozent kommt. Nach einer anderen Befragung kann Duda dagegen mit 47 Prozent der Stimmen rechnen, Trzaskowski mit 46 Prozent.

Auch kurz vor der Abstimmung sind laut Ibris-Umfrage noch zehn Prozent der Wähler unentschlossen, bei welchem Namen sie am Sonntag ihr Kreuz machen werden. Bei dem knappen Rennen könnten am Ende 200.000 bis 400.000 Stimmen den Ausschlag dafür geben, wer die kommenden fünf Jahre Polens Staatsoberhaupt sein wird.

Beide Kandidaten warben am Freitag bei letzten Auftritten in der Provinz um Zustimmung. Der Wähler entscheide, ob im Präsidentenpalast ein unabhängiger Präsident sitzen werde, «oder einer, der nachts Anrufe des Parteivorsitzenden annimmt, um im Geheimen alle Gesetze zu unterschreiben, die dieser ihm vorlegt», sagte Trzaskowski im niederschlesischen Oborniki Slaskie. Er spielte damit auf den Chef der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, an.

Duda sagte bei einem Auftritt in dem Ort Jasle in den Vorkarpaten: «Ich möchte, dass die polnische Familie zum Wohlstandsniveau in Westeuropa aufschließt.» Junge Leute würden ab jenem Moment nicht mehr aus Polen auswandern, ab dem sie zuhause die gleichen Chancen hätten.

Zuletzt hatte Duda auch auf antideutsche Töne gesetzt. Am Mittwoch hatte das Außenministerium in Warschau den Geschäftsträger der deutschen Botschaft einbestellt. Wie das Ministerium nach dem Gespräch mitteilte, kritisierte Polen dabei «die Manipulationen und die einseitige Bewertung, die in einer Serie von Artikeln deutscher Medien sowie polnischer Medien mit deutscher Kapitalbeteiligung zutage getreten» seien. Es sei der Eindruck entstanden, dass diese Medien bei der Wahl eine Seite unterstützen wollten.

Zuvor hatte eine polnische Boulevardzeitung, die teilweise in deutschem Besitz ist, darüber berichtet, dass Duda einen Pädophilen begnadigt hatte. «Heute sehen wir einen weiteren Fall eines deutschen Angriffs bei dieser Wahl», hatte Duda vergangene Woche dazu gesagt.

Er attackierte außerdem den Warschau-Korrespondenten einer deutschen Tageszeitung. Dieser habe geschrieben, dass Trzaskowski der bessere Präsident für Polen sei, da er anders als Duda nicht auf deutsche Reparationen für die Schäden aus der Zeit der Besatzung und des Zweiten Weltkriegs beharre.

«Die Situation ist gerade gut, um die antideutsche Karte zu spielen», sagte dazu Agnieszka Lada vom Deutschen Polen-Institut in Darmstadt der Deutschen Presse-Agentur. Duda kämpfe einerseits um die Stimmen der älteren Anhänger der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, von den viele bei der ersten Wahlrunde aus Angst vor Corona zuhause geblieben seien. Außerdem werbe er um Wähler der rechtspopulistischen Konfederacja, deren Kandidat Krzysztof Bosak es nicht in die Stichwahl schaffte. «Diese Wähler gewinnt man nicht mit prodeutschen, friedlichen Tönen. Die muss man negativ motivieren.»

In Polen amtiert der Präsident fünf Jahre. Das Staatsoberhaupt repräsentiert das Land nicht nur nach außen. Der Präsident hat auch Einfluss auf die Außenpolitik, er ernennt den Ministerpräsidenten sowie das Kabinett und ist im Kriegsfall Oberkommandierender der polnischen Streitkräfte.

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