Piloten: Weitere Gespräche mit Lufthansa schwer belastet

Foto: epa/Henning Kaiser
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FRANKFURT/MAIN (dpa) - Bei Lufthansa hängt nach dem Gehaltskompromiss mit den Piloten der Haussegen noch schiefer. Das Unternehmen will noch mehr Jets kostengünstiger fliegen lassen. Die Gewerkschaft ist sauer.

Nach dem Gehaltskompromiss für die Lufthansa-Piloten sieht die Vereinigung Cockpit (VC) die weiteren Tarifgespräche als schwer belastet an. Grund ist die gleichzeitige Ankündigung des Konzerns vom Mittwoch, 40 weitere Flugzeuge der Kernmarke Lufthansa nicht mehr mit Piloten zu besetzen, die nach den Regeln des Konzerntarifvertrags bezahlt werden. «Langfristig schrumpft damit die Flotte der Lufthansa Classic», sagte VC-Sprecher Markus Wahl am Donnerstag der Deutschen Presseagentur.

Die VC rechnet damit, dass Flugzeuge, die in den kommenden Jahren aus der Lufthansa-Flotte ausscheiden, durch neue Jets bei anderen Teilgesellschaften ersetzt werden. Es sei noch nicht klar, wie schnell dieser Prozess ablaufe, sagte Wahl. Gleichzeitig schrumpfe die Gruppe der zuletzt noch 5.400 Stammpiloten, weil Lufthansa schon seit Jahren zu den Bedingungen des Konzerntarifvertrags (KTV) keine neuen Flugzeugführer mehr einstellt. Wenn die Jets schneller aus der Flotte genommen würden, als Piloten in den Ruhestand wechseln, könne es zu Personalüberhängen kommen.

«Die Kollegen sind über das Vorgehen der Lufthansa empört», sagte Wahl. Dennoch empfehle die Tarifkommission die Annahme des am Mittwoch erreichten Schlichtungskompromisses zum Gehalt. Gerade beim Vergütungstarifvertrag sei man am längsten ohne Abschluss gewesen. Die Piloten sollen neben einer Einmalzahlung Gehaltsteigerungen von 8,7 Prozent in vier Stufen erhalten. Die Urabstimmung läuft bis Ende März.

Nun müssten unverzüglich neue Gespräche zu den anderen offenen Tarifthemen aufgenommen werden, sagte Wahl. «Allerdings ist der Einstieg durch die angekündigte Auslagerung schwer belastet.» Noch sei unklar, ob erneut nach einer Gesamtlösung gesucht oder ein Einzelthema angegangen werde. Große Meinungsunterschiede gibt es sowohl bei der Ausgestaltung des Vorruhestands als auch bei den Betriebsrenten und den Bestimmungen des Manteltarifs. Hier seien auch neue Streiks möglich.

Die VC hat im gesamten Tarifkonflikt seit April 2014 bereits 14 Mal gestreikt. In der Vorruhestandsfrage gibt es auch eine Urabstimmung aus dem Jahr 2014, bei der mehr als 90 Prozent der Teilnehmer ihre Bereitschaft zu Arbeitskämpfen erklärt hatten.

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Jürgen Franke 24.02.17 11:28
Grundsätzlich haben die Mitarbeiter
der Lufthansa sicherlich nicht grundlos gestreikt, Herr Krichel, sonst hätte man sie sofort entlassen können.
Wolfgang Krichel 24.02.17 00:31
Herr Petter hat Recht
Lieber Herr Platzer,
ich kann das Argument und Aussage von Herr Petter sehr gut nachvollziehen. Die LufthansaJungs haben den letzten Jahren zu oft gestreikt. Und wenn nicht Sie dann das Bodenpersonal. So geht es auf Dauer nicht. Ich kenne einige die sagen Nein Lufthansa wer weiss ob ihr nächsten Monat fliegt
Wolfgang Krichel 17.02.17 22:55
Das sind die Piloten selber schuld
Dieser Schritt der Lufthansa war ja gerade zu zu erwarten. Hier zeigt sich das kurzfristige Denken der sogenannten Gewerkschaft VC. Ich kann aber auch die Piloten nicht verstehen. Es ist doch klar wo diese Erpressun des Arbeitgebers hinführt. Die anderen Gesellschaften haben über diesen Streik gejubelt. Liebe Piloten zeigt mir eine Gesellschaft die mehr streikt als Ihr. Oder einfach "Welche Gesellschaft zahlt Ihre Piloten besser als die Lufthansa?" Mich persönlich hat bisher nur gewundert das die Lufthansa nicht schon früher gehandelt hat. So einfach kann man sein Job wegwerfen
Peter Platzer 17.02.17 22:51
Da fällt mir eine Geschichte ein.
Ein Bekannter hat hier in Pattaya einen Flugschein für ein Ultraleichtflugzeug gemacht. Nach bestandener Prüfung hat er den Flugschein dafür bekommen. Und jetzt kommt es. Nach eigener Erzählung. Seine thailändische Freundin auch. Dass mit Null Kenntnissen!
Peter Platzer 17.02.17 22:51
@Herr Petter
Diesem, Ihrem, Argument folgend dürfte es überhaupt keine Streiks in Europa geben, oder? Verstehen sie warum ich mir wünschen würde das bei Ihrem nächsten Fug der am schlecht bezahlteste Pilot der ganzen Welt am Steuer sitzt? Aber nicht nur dass! Alles was sie konsumieren sollte von den am schlechtesten bezahlten Arbeitskräften weltweit hergestellt werden. Zynisch? Nein! Im Gegenteil. Allumfassend, plausibel und einleuchtend, ja logisch werden Ihre Erkenntnisse, Erfahrungen und Meinungsbildung sein! Davon bin ich überzeugt.
Jürgen Franke 17.02.17 22:50
Um Kosten zu sparen, wird die Lufthansa
dann auch auf Leiharbeiter zurück greifen müssen Die Agenda 2010 läßt grüßen.
Marcel Edouard Petter 17.02.17 17:16
Lufthansa
Wenn die Piloten anderer Airlines streiken würden, die weniger verdienen als bei der Lufthansa, da wären doch kaum noch Flieger in der Luft!