Phuket Sandbox „verleiht“ Schweizer Katamaran Segel

Wie ein Zürcher (51) sein maritimes Unternehmen zu Covid Zeiten auf Kurs hält

Dass man die stürmischen Wellen der Pandemie mit Hartnäckigkeit umschiffen kann, das stellt ein Schweizer Katamaran-Charter-Unternehmen in Phuket unter Beweis. Fotos: Privat
Dass man die stürmischen Wellen der Pandemie mit Hartnäckigkeit umschiffen kann, das stellt ein Schweizer Katamaran-Charter-Unternehmen in Phuket unter Beweis. Fotos: Privat

PHUKET: Überleben im touristischen Südthailand während der schlimmsten Phase des Covid-19-Ausbruchs im Sommer 2021? Ein Schweizer Katamaran-Besitzer nimmt die Herausforderung an und trotzt mit seiner thailändischen Crew der unüberwindbar scheinenden Herausforderung. Wie fast alle Unternehmer im Tourismus auf Phuket hat Markus Kummer (51) schwere Monate hinter sich – aber mit Hartnäckigkeit und einer Vision umschifft er die Wellen der Pandemie.

Die „Phuket Sandbox“-Kampagne mit der Rückkehr zweifach geimpfter internationaler Touristen ist von vielen belächelt und von noch mehr Skeptikern als „Todgeburt“ bezeichnet worden.

„Spüre die positiven Auswirkungen“

Knapp 10.000 Besucher vermeldete die Tourism Authority Thailand (TAT) alleine im Juli 2021. Keine der üblichen Jubelzahlen, wie häufig in den vergangenen Jahren, sondern realistische Werte. Das kann auch der Zürcher Markus Kummer bestätigen, der mit seinem „Bohemian Marine Phuket“ Katamaran-Charter-Unternehmen die positiven Auswirkungen spürt.

Markus Kummer sieht das Potenzial in der Zukunft.
Markus Kummer sieht das Potenzial in der Zukunft.

Natürlich weiß Kummer, der seit 2005 mit seiner thailändischen Frau Namphueng sowie der Tochter aus erster Beziehung (21) und den beiden gemeinsamen Kindern Lucifer (6) und Eva (4) fest auf Phuket lebt. Er weiß, dass es noch ein weiter Weg zurück sein wird. Dennoch bläst er kein Trübsal und stellt sich der neuen Pandemie-Zeit. „Wir arbeiten mehr als zuvor und unter einem enormen Kostendruck“, sagt er. Mit Schweizer Qualität und thailändischer Gastfreundschaft will er auf Kurs bleiben. Dazu gehören real auch Kampfpreis-Angebote von 60 Prozent Nachlässen für Touren. Eine Gratwanderung.

Viele Unternehmer gaben bereits auf

Viele Hotels, Restaurants, Bars und Unterhaltungsbetriebe sind auf Phuket seit März 2020 auf der Strecke geblieben. Etwa dreiviertel davon werden nicht zurückkommen, schätzen selbst die unentwegt positiv schwadronierenden thailändischen Tourismusverbände. Wer heute durch Patong fährt, durch die Badeorte Kata und Karon, der sieht Bilder des Elends und trostlos leere Strände und Straßen. Durch die zweite massive Covid-19-Welle, die seit vier Monaten Thailand im Würgegriff hält, hat auch Phuket weitere Rückschläge verkraften müssen.

Markus Kummer schüchtert das nicht ein. Er war nach seiner Armeeausbildung in der Schweiz bereits mit 21 Jahren erstmals auf Weltreise gegangen und hatte die heile Idylle in Zürich gegen das Abenteuer und die Ungewissheit eingetauscht. Er bereiste Südamerika, arbeitete in Indien und blieb über Jahre in halb Asien auf Achse.

Auch eine Schweizer Touristengruppe aus Koh Samui ist begeistert, was ihr auf der Katamaran-Tour geboten wird.
Auch eine Schweizer Touristengruppe aus Koh Samui ist begeistert, was ihr auf der Katamaran-Tour geboten wird.

Dort hat er eines gelernt und verinnerlicht. „Hilf dir selbst, dann hilft dir auch das Schicksal“. Sein Familienbetrieb wird kaufmännisch von seiner tüchtigen Ehefrau geführt, und Markus kümmert sich ums operative Geschäft und die aktiven 13 Crew-Mitglieder, eine bunte Mischung aus Thais und Burmesen. Schlanke, aber effiziente Betriebsstrukturen.

Thailand und Phuket haben weiter Potenzial

Vier Katamarane besitzt der Zürcher heute, immer noch, weil er das Potenzial in der Zukunft sieht und seine Mitarbeiter nicht auf der Straße sehen will. Irgendwie hat er es ohne Pleite zu gehen und ohne Mitarbeiter zu entlassen bis in den Sommer 2021 geschafft. Zum thailändischen Neujahrsfest konnte er mit Hilfe seines Schweizer Webmasters Marc und einer pfiffigen Werbestrategie reiche thailändische Kunden ködern. Diese haben Geld und lieben Schweizer Qualität. Markus Kummer kam ins Geschäft und machte im April 2021 über die Songkran-Feiertage als einer von wenigen auf Phuket ordentliche Umsätze.

Dass diese Elite betuchter Thailänder nicht wie gewohnt zum Skifahren nach Lenzerheide oder zur Rundreise nach Europa jetten konnte, witterten er und sein Werbemanager und sie fischten für wenige Wochen entsprechendes Charter-Geschäft ab. „Fast alles geht in die Bezahlung unserer Leute und in die Instandhaltung unserer kleinen Flotte“, sagt Markus Kummer. Schon allein, dass er diese harten sechs Monaten ohne Entlassungen gemeistert hat, wertet er als Erfolg.

„Sandbox“ bringt neue Kunden

Mit 23 Jahren machte der Zürcher in jungen Jahren seinen Divemaster, mit 27 Jahren war er bereits zertifizierter Tauchlehrer und Instrukteur. Kummer arbeitete in Indien, tauchte mit Kunden im Golf von Thailand und der Andamanensee, er steuerte spektakuläre Tauchgebiete in den myanmarischen Gewässern nahe der thailändischen Grenze an. Immer war eines gewiss: Stillstand ist Rückschritt und Kummer wollte seinen Traum leben. Das Ziel eines eigenen Charterbetriebs mit hochwertigen Katamaranen reifte schon damals in ihm.

Im Juli setzt auch „Bohemian Marine Phuket“ auf das Sandbox-Programm und der Firmenchef Markus Kummer hatte erneut den richtigen Riecher. Gäste aus Israel, aus Skandinavien, Russland, den Emiraten und Kuwait buchten seine Katamarane. Auch einige Europäer: für Tagesausflüge mit Schnorchel- und Fishing-Angeboten oder auch Übernacht-Fahrten zu spektakulären Zielen wie Koh Phi Phi, das kaum jemand so wundervoll verlassen und idyllisch gesehen hat in den letzten drei Jahrzehnten.

Markus Kummer spürt die positiven Auswirkungen des „Sandbox“-Modells. Im Bild mit Sue Barth aus Koh Samui.
Markus Kummer spürt die positiven Auswirkungen des „Sandbox“-Modells. Im Bild mit Sue Barth aus Koh Samui.

Mit 21 Jahren war dem heute 51-jährigen Zürcher die eigene Geburtsstadt zu konservativ und zu klein gewesen. Und doch ging er nicht im Zorn, sondern hielt den Kontakt. Das zahlt sich aus. Markus Kummer arbeitet turnusmäßig als Event-Manager in der alten Heimat und hat diese Beziehung zu Freunden und Kollegen nie abreißen lassen.

In der Schweiz für die Mitarbeiter arbeiten

Ende Juli kehrte er Phuket vorübergehend den Rücken und will bis Ende September zwei Monate lang in der Schweiz durcharbeiten, bei Veranstaltungen mit bis zu 2.000 Personen.

Das Geld, das er dort verdient, landet wieder dort, wo er sein Herz und seine Seele verloren hat: in Phuket. „Wenn alles gut läuft, kann ich genug Franken verdienen und mitbringen, dass ich meine Jungs weitere sechs Monate sicher in Lohn und Brot habe“, kalkuliert Kummer.

Thailand und Phuket und der Tourismus. Manche mögen ihn für tot halten, aber einige wenige wie der Zürcher Tauchlehrer und Kapitän glauben fest an seine Wiedergeburt. Auch wenn es noch lange dauern kann, von einer großen Flaute allein lässt sich der passionierte Segler Markus Kummer nicht von der Brücke jagen. „Es wird weitergehen und wir werden dann noch da sein!“

Thailand wird als Premium-Urlaubsdestination nicht dauerhaft von der Weltkarte verschwinden, davon ist der Schweizer Auswanderer fest überzeugt. Es wird anders sein – aber wieder gut! Die Hoffnung stirbt zuletzt.


Ein Blick auf die Flotte

2004 – Das erste eigene Boot in Penang gekauft: 48-Fuß-Trimaran Aquila – Totalumbau für Tauchtrips zu den Similan Islands und Segeln durch Südthailand. 2005 die erste Saison als Unternehmer auf Phuket.

2010 – Erweiterung mit Kauf des Katamaran Bohemian, 50 Fuß als Aluminium-Segelboot. Es war zuvor in Indonesien für Segel-Charter gelaufen und wurde offiziell als kommerzielles Boot nach Phuket importiert.

Die Katamarane des Zürchers bieten alles, was das Herz begehrt: Von Netzen zum Sonnen bis zu Karaoke-Anlagen.
Die Katamarane des Zürchers bieten alles, was das Herz begehrt: Von Netzen zum Sonnen bis zu Karaoke-Anlagen.

2015 – Kauf des Katamaran Traumbootes Lagoon 440 Calypso, das zuvor in den Seychellen zugelassen war. Ein Topsegler.

2017 – Vierter Segelkatamaran für Bohemian Marine Phuket: die Lagoon 440 Delight, erworben von einem Schweizer Landsmann.

2018 – Die Aquila kauft ein chinesischer Kunde und dafür schafft Kummer ein 52 Fuß langes Boot an: einen Segel-Katamaran, den er Ella tauft. Dieser wird überwiegend für asiatische Kunden aus China und Korea eingesetzt.

Insgesamt besitzt der Zürcher vier Katamarane: Bohemian, Calypso, Delight und Ella. Mehr unter https://bohemianmarine.carrd.co.

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