20 Tote bei Anschlag auf katholischen Gottesdienst

Foto: epa/Peewee Bacuno
Foto: epa/Peewee Bacuno

MANILA (dpa) - Sonntag. Gläubige auf den Philippinen feiern Gottesdienst in einer Kirche. Dann gibt es zwei Explosionen. Mindestens 20 Menschen sterben, über 100 werden verletzt. In der Region haben muslimische Rebellen mit Anschlägen immer wieder Schlagzeilen gemacht.

Bei einem Anschlag auf eine katholische Kirche im unruhigen Süden der Philippinen sind nach Angaben örtlicher Behörden mindestens 20 Menschen getötet worden. Mehr als 110 Menschen seien bei zwei aufeinanderfolgenden Explosionen während eines Gottesdiensts am Sonntag verletzt worden, wie Polizei und Militär mitteilten. Die Behörden aktualisierten laufend die Angaben zu Opfern.

Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich, wie die auf Beobachtung von Terrorpropaganda spezialisierte Site Intelligence Group berichtete. In der Region sind muslimische Rebellen aktiv.

Papst Franziskus verurteilte das «terroristische Attentat». Er bete für die Toten und Verwundeten, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche während seines Besuchs in Panama.

Die erste Explosion habe sich während einer Messe im Inneren der gut besuchten Kathedrale in der Stadt Jolo in der Provinz Sulu ereignet, die zweite auf einem Parkplatz vor dem Gotteshaus, als Sicherheitskräfte eingetroffen seien, sagte der regionale Militärsprecher Gerry Besana. Bei den Toten handelt es sich laut Polizei um 14 Zivilisten und 6 Soldaten. Unter den Verletzten seien rund 90 Zivilisten. Fotos zeigten Blut auf der Fassade der Kirche.

Jolo liegt rund 1000 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila. Der Chef der nationalen Polizei, Oscar Albayalde, sagte dem Manila-Radiosender DZMM, bisher sei nichts über ein mögliches Motiv der Angriffe bekannt, es werde in alle Richtungen ermittelt. Besana erläuterte, zunächst würden die Sprengstoffe analysiert, um dann Rückschlüsse auf die Täter ziehen zu können.

Verteidigungsminister Delfin Lorenzana betonte, die Täter würden gejagt. Alle Kirchen und öffentlichen Plätze würden gesichert, um mögliche Angriffe zu vereiteln.

Unklar war, ob der Angriff in dem überwiegend katholischen Land mit dem Ergebnis einer Volksabstimmung in der südlichen Region Mindanao über die Bildung einer neuen muslimischen autonomen Einheit, der Region Bangsamoro, zusammenhängen könnte. Die Wahlkommission hatte am Freitag bekannt gegeben, dass die Wähler mehrheitlich für die muslimische Autonomie gestimmt hätten. Nur in der zu Bangsamoro gehörenden Provinz Sulu, in der Jolo liegt, gab es keine Mehrheit für die muslimische Autonomie.

Das Gesetz zur Schaffung der muslimischen Region war ein zentraler Bestandteil eines Friedensabkommens, das 2014 zwischen der philippinischen Regierung und der größten muslimischen Rebellengruppe, der Moro Islamische Befreiungsfront, geschlossen worden war. Zuvor hatten muslimische Rebellen jahrzehntelang gegen die Zentralregierung gekämpft. Mindestens 150 000 Menschen starben in dem Konflikt.

In Jolo sind Rebellen der islamistischen Terrorgruppe Abu Sayyaf aktiv. Sie sind nicht Teil des Friedensprozesses und mit der Terrormiliz Islamischer Staat verbunden. Abu Sayyaf hatte in den vergangenen Jahren immer wieder durch Anschläge und Entführungen, auch von Deutschen, Schlagzeilen gemacht.

Der nationale Sicherheitsberater Hermogenes Esperon sagte, der Ausgang der Volksabstimmung über die Bildung der neuen muslimischen autonomen Einheit sei ein mögliches Motiv für den Anschlag auf die Kirche. Auf den katholisch geprägten Philippinen stellen Muslime weniger als zehn Prozent der Bevölkerung. Sie haben der Regierung in der Vergangenheit mehrfach Vernachlässigung vorgeworfen.

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. ‎Ludwig Schick (Bamberg), äußerte sein «tiefes Entsetzen». Am Rande des Weltjugendtags in Panama sagte er: «Mit dem Abkommen, das die philippinische ‎Regierung und die Rebellenorganisation MILF (Moro Islamic Liberation Front) geschlossen ‎haben, und der dadurch möglich gewordenen Volksabstimmung hat sich nach Jahrzehnten ‎gewaltsamer Auseinandersetzungen endlich ein Horizont der Hoffnung auf Frieden und ‎Versöhnung in dieser Region aufgetan. Gemeinsam mit der Kirche in Mindanao bete ich, dass der ‎Friedensprozess durch die Gewalttat nicht in Gefahr gerät.»‎

Erzbischof Schick hatte im Juni 2017 Mindanao besucht, um sich über die Bemühungen der ‎Kirche für einen dauerhaften Frieden in Mindanao zu informieren. Er war dabei auch mit ‎Vertretern des Staates und der MILF zusammengetroffen. ‎

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