Pflanzen, Umhacken, Pflanzen und Ernten…

Die Rio-Guaven sind nicht nur schön, sie schmecken auch ganz ausgezeichnet

Köstlich schmeckt die Konfitüre aus den birnförmigen Guaven, die außen gelb und innen rot sind. Fotos: Hf
Köstlich schmeckt die Konfitüre aus den birnförmigen Guaven, die außen gelb und innen rot sind. Fotos: Hf

Meine Thai-Gärtner machen sich schon über mich lustig, wenn ich ihnen einmal mehr auftrage, Bäume abzuschneiden. „Zuerst müssen wir Anpflanzen, dann Abschneiden!“ Der Alte weiß ganz offensichtlich nicht, was er will.

Ein schöner Baum mit pra­chtvollen violetten Blüten.
Ein schöner Baum mit pra­chtvollen violetten Blüten.

Aber in Nong Khai kam der Anstoß, die 14 prächtigen Golden-Teak-Bäume, die die eine Seite des Fischteichs säumten, brutal abzuschneiden, sicher nicht von mir. Ich habe sie selber vor weit über fünfzehn Jahren gepflanzt, und sie haben sich in dieser Zeit prächtig entwickelt. Aber immer wieder kam es zu einem Fischsterben, und das ist nicht nur eine himmeltraurige, deprimierende Erfahrung, sie stinkt auch zum Himmel.

Gift ist Ursache des Fischsterbens?

Seit langem behaupten meine Thais, die Fische stürben aufgrund von Gift, das in den Blättern beziehungsweise den Samen der großen Golden-Teak-Bäume sitze. Bekanntlich macht ja erst die Menge das Gift, was erklären würde, dass das Phänomen erst mit der Zeit auftrat. Aber mein Widerstand, diese tollen Bäume einfach umzuhacken ist schließlich nach dem jüngsten Fischsterben, zusammengebrochen, und ich habe zähneknirschend die Erlaubnis gegeben, weil sonst ich am Tod der geliebten Fische verantwortlich gemacht werde, nach der Devise, der ignorante Farang ist schuld.

Über die Jahre hat sich mein Verhältnis zum äußerst brutalen Zurückschneiden, wie es ja landesüblich ist, verändert. Früher war ich entsetzt, wenn am Jomtien-Strand die Stadtverwaltung einmal mehr radikalst zugeschlagen, bzw. abgehackt hat. Doch nach einem halben Jahr sieht man vom „Baumfrevel“ kaum mehr etwas. Tropenpflanzen wachsen vielfach rasend schnell.

Ein toller Baum, der rasend wächst

Diese unscheinbare Pflanze wächst rasend schnell.
Diese unscheinbare Pflanze wächst rasend schnell.

Und das hat mich auch in diesem Fall getröstet: Ich sah darin eine Chance, einen neuen, ganz eigenen Akzent zu setzen. Ich habe zehn Clitoria-racemosa-Bäume pflanzen lassen, die ich – bevor ich ihren wirklichen Namen kannte – „Brasilianischer Bohnenbaum“ nannte.

Ich habe den Baum, der auch als „Sombrero“ bekannt ist, aus Brasilien. Er wächst im Tempo des rasanten Affen auf miesem Boden, schafft rasch Schatten, hat wunderbare violette Blüten und später dekorative Bohnen, die, wenn sie reif werden, mit einem lauten Knall aufplatzen und sich so endemisch weiterverbreiten.

Wir haben unsere ein Jahr alten Bäume brutal zurückgeschnitten, weil sie sich so viel leichter transportieren und pflanzen ließen. Das mach ihnen gar nichts aus: In spätestens anderthalb Jahren sind sie vier oder fünf Meter hoch und die gegenwärtige Leere am Fischteich ist mehr als ausgefüllt. Wahrscheinlich müssen wir sie in zwei, drei Jahren kräftig zurückstutzen, dann meckern meine Thai-Gärtner dann wieder…

Immer wieder kam es in meinem Teich in Nong Khai zu einem Fischsterben.
Immer wieder kam es in meinem Teich in Nong Khai zu einem Fischsterben.

Viel Freude habe ich in meinem Nong-Khai-Garten an den Rio-Guaven. Es handelt sich um außen gelbe, innen rote Guaven, die meist birnförmig wachsen. Momentan explodieren meine vielleicht zwanzig Bäume mit Früchten regelrecht, ich kann täglich um die fünf Kilo ernten. Da sie dann schnell verderben, verarbeite ich sie sofort und bereite daraus eine wohlschmeckende Konfitüre oder gefrorene Joghurts, das Aroma erinnert an Erdbeeren.

Da ich die Schale mitverarbeite, nur die harten Kerne entferne, brauche ich bei der Herstellung von Konfitüre kein Geliermittel, da die Schalen genug Pektin enthalten.

Auch diese Bäume wachsen ganz rasch, weshalb ich sie auch „dummen“ Gärtnern, ohne grünen Daumen, wärms­tens empfehlen kann.

Noch ein Satz zum Beitrag in der vergangenen Ausgabe: Unser Gänslein ist leider über Nacht spurlos verschwunden, höchstwahrscheinlich im Magen einer Schlange gelandet: Traurig.

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.

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