Pelosi verlangt Aufklärung über Kopfgeld auf Soldaten in Afghanistan

Demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi spricht vor dem Obersten Gerichtshof. epa/Jim Lo Scalzo
Demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi spricht vor dem Obersten Gerichtshof. epa/Jim Lo Scalzo

WASHINGTON: Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat angesichts brisanter Berichte über russisches Kopfgeld auf US-Soldaten in Afghanistan Aufklärung gefordert. «Der Kongress und das Land brauchen jetzt Antworten. Ich fordere daher unverzüglich eine Unterrichtung der Nachrichtendienste für alle Mitglieder des Hauses», schrieb Pelosi am Montag in einem Brief an den Direktor der Nachrichtendienste, John Ratcliffe, sowie CIA-Chefin Gina Haspel. Der Kongress müsse wissen, was über die erhebliche Bedrohung der amerikanischen Truppen bekannt sei und welche Möglichkeiten es gebe, Russland zur Rechenschaft zu ziehen.

Mehrere US-Zeitungen hatten sich auf Geheimdienstinformationen berufen, wonach russische Agenten militanten Islamisten von den Taliban Geld für Angriffe auf US-Stellungen versprochen haben sollen. Die Belohnungen seien für die Tötung ausländischer Soldaten, darunter auch Briten, in Aussicht gestellt worden. Die Medien berichteten außerdem unter Berufung auf anonyme Quellen, dass US-Präsident Donald Trump über die Gefahr unterrichtet worden sei.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, bestätigte am Montag die Darstellung Trumps, dass dieser in der Angelegenheit nicht unterrichtet worden sei. Dies geschehe erst, wenn Informationen als glaubhaft eingestuft würden, sagte McEnany. Bei den Geheimdiensten gebe es abweichende Meinungen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Berichte. Eine kleine Gruppe von Kongressabgeordneten sollte im Weißen Haus in der Sache unterrichtet werden.

Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen, dass Trump bereits Ende Februar schriftlich über mögliche russische Kopfgelder unterrichtet worden sei. Demnach seien entsprechende geheimdienstliche Berichte in einem der täglichen schriftlichen Briefings für den Präsidenten enthalten gewesen. Im Fokus stünden unter anderem Ermittlungen zu einem Autobombenanschlag im April 2019, bei dem drei Marinesoldaten getötet worden seien. Auch der Sender CNN berichtete unter Berufung auf eine anonyme Quelle, dass in einem der täglichen Briefings für Trump entsprechende Hinweise bereits im Frühling enthalten gewesen seien.

Pelosi forderte, dass geklärt werden müsse, ob Trump von den Erkenntnissen wusste und warum der Kongress nicht informiert worden sei. Der «Washington Post» zufolge hatte die CIA die Informationen über das russische Kopfgeld untersucht und «bestätigt». Eine Reaktion der US-Regierung sowie Maßnahmen gegen Russland seien nicht bekannt, obwohl intern über das weitere Vorgehen diskutiert worden sei.

Der Kreml bezeichnete die Medienberichte als «Lüge». Die «größten, verehrten und hochklassigen Massenmedien der Welt hören seit Jahren nicht auf, absolute «Enten» zu verbreiten», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.

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Juergen Bongard 30.06.20 19:43
Es wird wohl immer deutlicher, das
Putin den Präsidenten Trump irgendwie in der Hand hat. Wie sonst kann er ungestraft so etwas anordnen?