Peking wendet sich wegen EU-Zöllen auf E-Autos an WTO

China hat sich an die Welthandelsorganisation wegen der vorläufigen Zölle Brüssels auf chinesische E-Autos gewandt. Foto: Andy Wong/Ap/dpa
China hat sich an die Welthandelsorganisation wegen der vorläufigen Zölle Brüssels auf chinesische E-Autos gewandt. Foto: Andy Wong/Ap/dpa

BRÜSSEL: Subventionierte Elektroautos aus China gefährden aus Sicht der EU-Kommission Industriestandorte in ganz Europa. Müssen auf die Einfuhr eventuell sogar rückwirkend Ausgleichszölle gezahlt werden?

Die EU-Kommission hat sich grundsätzlich offen für eine rückwirkende Anwendung von Strafzöllen auf chinesische Elektroautos gezeigt. Sofern die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt seien, werde eine mögliche rückwirkende Erhebung thematisiert werden, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Sie bestätigte, dass als Datum der 7. März dieses Jahres infrage komme. Seitdem müssen neue batteriebetriebene Elektrofahrzeuge für die Personenbeförderung mit Ursprung aus China in der EU zollamtlich erfasst werden.

Die EU hatte am 5. Juli vorläufige Ausgleichszölle auf den Import von Elektroautos aus China eingeführt, nachdem eine Untersuchung ergeben hatte, dass die gesamte Wertschöpfungskette in China stark subventioniert wird und der Industrie in der EU dadurch ein schwerer Schaden droht. Die Zölle treffen unter anderem das Unternehmen BYD, das im großen Stil die Fußball-Europameisterschaft sponserte.

Die endgültige Einführung der Strafzölle soll nach einem noch ausstehenden Votum von Regierungsvertretern der EU-Staaten bis zum 5. November erfolgen, wenn China nicht noch überraschende Zugeständnisse macht. Bis dahin müssen die Zölle noch nicht gezahlt werden, sondern nur Sicherheitsleistungen für sie hinterlegt werden.

Strafzölle werden in Deutschland kritisch gesehen

Die Kommissionssprecherin sagte am Freitag zum aktuellen Stand: «Die EU setzt die Konsultationen mit China über die Erkenntnisse und eine für beide Seiten akzeptable Lösung fort.» Beide Seiten hätten sich darauf verständigt, auf der Grundlage von Fakten und unter voller Achtung der Regeln der Welthandelsorganisation zusammenzuarbeiten. Jede ausgehandelte Lösung müsse aus Sicht der EU-Kommission aber dazu führen, die schädliche Subventionierung zu beseitigen.

Kritisch werden die Strafzölle vor allem in Deutschland gesehen. Grund sind insbesondere mögliche chinesische Vergeltungsmaßnahmen, die vor allem deutsche Autohersteller treffen könnten. Derzeit gilt es in Brüssel allerdings als sehr unwahrscheinlich, dass es für die endgültige Einführung der Strafzölle keine ausreichend große Mehrheit im Kreis der Mitgliedstaaten gib. Von EU-Beamten hieß es zuletzt, selbst in deutschen Unternehmen wüssten viele erfahrene Mitarbeiter, dass die Autoindustrie in Europa ohne ein hartes Vorgehen gegen die chinesische Subventionspraxis kaum Überlebenschancen habe. Die öffentliche Kommunikation in Deutschland werde allerdings oft von Führungskräften bestimmt, die kurz- und mittelfristig auf gute Rendite aus seien.

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Michel Maillet 13.08.24 17:50
Aber um
das Thema zu vervollständigen: Würde China (als Kompensation) denn der WTO vorschlagen, ihre eigenen exorbitanten Strafzölle auf importierte Fahrzeuge nicht mehr zu erheben? Wohl kaum!
Michel Maillet 13.08.24 17:40
Ja Herr mvw
Der Herr Strauss, um wieder auf das Thema zurück zu kommen, hat da was falsch verstanden. Das mit dem Ford ist trotzdem lustig. Bitte nicht mit mir böse sein! Ich möchte gerne erwähnen dass das fast baugleiche Mazda BT50 Modell in Thailand weniger häufig gekauft wird (nicht der uralte Mazda family oder der Bt2200) sondern der Halbbruder des aktuellen Ford Pickup. Woran das liegt weiß ich nicht. Vielleicht klingt BT50 einfach weniger sexy als Ranger Raptor?
michael von wob 13.08.24 17:20
@ Michel
Und Chevrolet gehört zu GM und baut immer noch Autos in Rayong.
Michel Maillet 13.08.24 17:10
Ja
Gehören zu General Motors, so ist das nun mal. Wenn Sie heute einen MG kaufen, dann ist das auch kein britischer Wagen mehr der zu Leyland gehörte, sondern ein chinesischer Hersteller der sich die Markenrechte gekauft hat. Und von dem erwähnten Ford gar nicht erst mal zu reden.
michael von wob 13.08.24 17:00
@ Michel
Isuzu Japan und Daewoo Süd Korea.
Michel Maillet 13.08.24 17:00
Und Herr mvb
Eigentlich witzig, Sie fahren auf Augenhöhe sozusagen, vielleicht täglich mit Ihrem Toyota und es ist Ihnen noch nicht aufgefallen dass einige, ja sogar etliche Pickups wo Ranger oder Raptor groß auf der Heckklappe steht und so ein ovales blaues Frmenlogo darauf prangert, eine uramerikanische Marke ist? Wie hieß noch gleich der Chef mit der Idee der ersten Herstellung am Fließband?
Michel Maillet 13.08.24 16:45
Herr mvb
General Motors Konzern. Also: Isuzu; Chevrolet; Daewoo, nur um drei von Vielen zu nennen
michael von wob 13.08.24 16:10
@ Strauss
Welche und wann waren amerikanische Autofirmen in Thailand ? Ich finde keine im IN .
Michel Maillet 13.08.24 15:00
Um diesen
Strafzöllen zu entgehen, jedoch nicht auf billige Arbeitskräfte verzichten zu müssen, wurden verschiedene in Thailand oder an anderen günstigen Standorten hergestellte Fahrzeuge mal in Teilen, wie zb. der Isuzu Trooper/Cameo/Wizard mit leider qualitativ schlechterem italienischem Motor in GB zusammen geschustert (als Herstellungsort bezeichnet) und als Opel Frontera verkauft! Andere wenn nicht in Eigenregie importierte Wunschautos wurden als Gebrauchtfahrzeuge von gewieften Händlern und manchmal sogar als Neufahrzeuge mit zweijährigem Standschaden von Vertragshändlern dem getäuschten Kunden angeboten. Es ist, wie beim Frontera erwähnt, beim "badge engineering" nichts Nachteiliges daran, sich als Hersteller an der Entwicklung und Zusammenarbeit von knowhow kurzzuschließen solange es dem Kunden zu Gute kommt. Erfolgsstorys wie der Isuzu Gemini alias Kadett C sind da zu erwähnen jedoch das Gegenteil war der "Fall" beim Mazda 121 alias Ford Fiesta Generation 5 oder beim Smart Fourfor mit Mitsubishi Technik. Und alles um Strafzölle zu vermeiden?
Michel Maillet 13.08.24 14:20
Herr Strauss
Das ist nicht richtig wenn Sie schreiben, bzw. nicht die Ursache "Deshalb sind amerikanische Autofirmen in Thailand wieder verschwunden" Die in Thailand produzierten Güter einer ausländischen Firma unterliegen beim Verkauf ihrer zb. Fahrzeuge in Thailand, keiner Importsteuer. Wenn Sie mit Autofirmen aber Automarken bzw. Fahrzeuge eines Herstellers meinten, die wenn nicht in Thailand produziert sondern importiert werden, dann erst haben Strafzölle Wirkung. Hat man ja in der EU gesehen als in den 70ern Strafzölle auf Importfahrzeuge aus unter anderem USA und Japan eingeführt wurden, und wir Autos kaufen mussten bei denen sogar der Zigarettenanzünder oder der rechte Außenspiegel extra kostete.
Strauss 12.08.24 21:20
Strafzölle haben immer Wirkung
Deshalb sind amerikanische Autofirmen in Thailand wieder verschwunden, oder europäische gar nie gekommen. Ok, den Chinesen in Europa weniger abnehmen. Aber nicht bei den E Autos . Da brauchen wir sie,zum Umstieg vom Oel weg. Tesla ist zu teuer, und VW und MB nur halbherzig dabei. Und nicht vergessen die E Smarts und E Dacia kommen auch aus China und wären von den Zöllen auch betroffen
Michel Maillet 11.08.24 03:10
Herr Obermeier
Strafzölle (obwohl nicht gerne so genannt) erhebt China schon sehr lange auf aus dem Ausland importierten Waren, auch Fahrzeuge. Nicht ganz so hoch wie die Importsteuern in Thailand für importierte Fahrzeuge, aber trotzdem sehr hoch
Jörg Obermeier 10.08.24 18:50
@ Thomas Sylten
Das verrückte an diesen Strafzöllen ist einerseits die Höhe von bis zu 37 % und andererseits, dass diese selbst von der einheimischen Auto-Industrie gar nicht gewollt sind. Das ist also insofern schon ein gewisses Novum, dass die EU mal was gegen deren Willen macht. Zumindest bislang konnte man mir zwar erklären wie die Chinesen deren inländischen EV Markt stark subventioniert, aber nach wie vor nicht wie der Export unfair gesponsert wurde oder wird. Darum verstehe ich allein in dieser Frage die Chinesen und deren WTO Klage ganz gut. Natürlich weiß ich, dass die Chinesen riesige Überkapazitäten in nahezu allen Bereichen, vom giftigen Kinderspielzeug bis hin zu HIghtec-EV's aufgebaut haben. Das würde der Markt, selbst im kommunistischen China, schon selber regeln. Nur mit Zöllen gegen China dort eine harte Bauchlandung erzwingen zu wollen kann doch nicht in unserem, sprich im Rest der Welt Sinne sein. Aber wer weiß? Vielleicht liege ich auch ganz falsch.
Jürgen Franke 10.08.24 16:40
Herr Sylten, die Antwort auf Ihre Frage
ist relativ einfach, denn gute Beziehungen zu einer Seite, schaden zwangsläufig den Beziehungen zur anderen Seite. Sehen Sie sich die Rede von Putin an, die er 2001 im deutschen Bundestag gehalten hat. Ein starkes Europa ist offensichtlich nicht gewollt.
Thomas Sylten 10.08.24 15:30
Zurzeit wird vom Westen wirklich alles getan, die einst guten Beziehungen in den Osten zu torpedieren, auf welcher Ebene auch immer.
Das tut weder unserer Wirtschaft noch dem Weltfrieden im Allgemeinen gut -
und gefährdet den eh kippeligen Status quo von Taiwan im Besonderen.

Aber auf gute Beziehungen mit diplomatischen Lösungsstrategien legt man bei uns offenkundig immer weniger Wert -
zum Schaden und auf Kosten (!) der Bevölkerung,
mit der Konsequenz dass diese sich zunehmend fundamentaloppositionellen Parteien annähert.

Wo zum Teufel sind die vorausschauenden Politiker hin, deren Entspannungspolitik einst zur Überwindung von Kaltem Krieg und Blockkonfrontation beitrugen und doch somit ein gutes Beispiel gaben, wie man verfahrene Situationen auflösen kann, statt die Fronten immer weiter zu verhärten..?!