PATTAYA: Seit dem Inkrafttreten der fünften Aufhebungsphase der Corona-Beschränkungen für Lokalitäten mit hohem Infektionsrisiko am 1. Juli, dürfen Bars, Diskotheken und alle weiteren Bereiche des Nachtlebens nach mehrmonatiger Schließung wieder öffnen, wenn auch unter Beachtung strenger Vorschriften zur Corona-Prävention.
Da die Entertainment-Auflagen deutlich umfangreicher sind als jene, die für die Gastronomie gelten, blieben auch fünf Tage nach der Aufhebung der Schließungsanordnung viele Bars und Clubs dunkel. Bereits im Vorfeld hatte ein Großteil der Nachtlebenbetreiber angekündigt, hinsichtlich der vorherrschenden Situation von einer Wiedereröffnung bis auf weiteres abzusehen.
Rechnung geht nicht auf
Die Beweggründe der Betreiber sind so unterschiedlich wie die Lokalitäten auf Pattayas hart umkämpften Entertainmentmarkt. So weisen beispielsweise Diskotheken- und Nachtclub-Betreiber darauf hin, dass die Befolgung der neuen Auflagen für sie mit erheblichen Mehrkosten verbunden sei. Denn kurze Reinigungsintervalle und zusätzliche Hygienemaßnahmen, unter anderem die Bereitstellung von Waschgelegenheiten oder Desinfektionsspendern, bedeuten auch steigende Material- und Personalkosten. Da die neuen Regeln auch die Reduzierung der Gäste um 50 Prozent vorschreiben, die sich zur selben Zeit in den Räumlichkeiten der Lokalitäten aufhalten dürfen, muss man kein Mathematiker sein, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass diese Rechnung einfach nicht aufgeht. Erschwerend ist auch die Tatsache, dass bisher noch völlig in den Sternen steht, wann Thailand wieder seine Grenzen für Urlauber aus aller Welt öffnen wird. Denn geschlossene Grenzen bedeuten für Pattaya leere Diskotheken und Bars.
Fallzahlen bestimmen die Einreise
Weitaus mehr Klarheit herrscht bei der Beantwortung der Frage, für welche Nationalitäten sich Thailands Grenzen als erstes wieder öffnen werden. Zum Zeitpunkt der Drucklegung der vorliegenden Ausgabe am 29. Juni herrschte Konsens über Chinesen, Japaner und Südkoreaner – in Form einer sogenannten „Travel-Bubble“.
Die im Vergleich zu Thailand hohen Corona-Infektionszahlen in Amerika und Europa legen hingegen die Vermutung nahe, dass sich westliche Besucher, einschließlich Amerikaner, Briten, Deutsche, Österreicher und Schweizer, wohl kaum unter den Nationalitäten befinden werden, die das Königreich als erstes wieder willkommen heißen wird.
Schließungswelle erfasst Lady-Bar-Szene
Jahrzehntelang waren sie das Markenzeichen von Pattaya schlechthin: Die zumeist halboffen konzipierten Bierbars, deren Beliebtheit natürlich nicht in der zumeist sehr einfach gehaltenen Ausstattung begründet ist, sondern den aufreizenden und hier früher noch zahlreich anzutreffenden „Bar Girls“ zu verdanken ist. Für durstige Junggesellen auf Reisen sind sie die vermeintlich perfekte Frau: Die thailändischen Schönheiten zeichnen nämlich nicht nur dafür verantwortlich, dass der Bier-Nachschub für ihren „Teerak“ (Liebling) niemals versiegt, sondern sie schlüpfen auch gekonnt in die Rolle des Trinkkumpanen, des Vier-Gewinnt-Gegners oder der Beischlaf-Partnerin. Im britischen Sprachgebrauch werden die Kult-Kneipen deshalb auch „Lady Bars“ oder „Girly Bars“ genannt; während sich unter thailändischen Muttersprachlern die „thinglishe“ Bezeichnung – „Bar Beer“ – durchgesetzt hat.
Parallel zum Wandel der Touristenschichten in Pattaya haben sich im Laufe der Jahre auch die Ansprüche der Besucher an das Nightlife maßgeblich geändert, weshalb heutzutage nur noch wenige Bierbars an den Ruhm lang vergangener Tage anknüpfen können. Denn für die neuen, deutlich jüngeren asiatischen Urlauberschichten wirken die in die Jahre gekommenen Freiluftkneipen wie ein vom Aussterben bedrohter Dinosaurier aus einem Nachtleben vor ihrer Zeit. Die Baht-Aufwertung der letzten Jahre versetzte Pattayas legendärer Lady-Bar-Szene schließlich den finalen Todesstoß: Denn das Fernbleiben der Touristen aus Amerika, Australien und Europa bedeutete für sie den Verlust ihrer Stammkundschaft. Die Schließungswelle von Lady Bars ließ nicht lange auf sich warten und erreichte mit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie ihren traurigen Höhepunkt.
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