Passant in Augsburg auf offener Straße getötet

Festnahmen

Am Königsplatz trauern Feuerwehrmänner. Foto: Stefan Puchner/Dpa
Am Königsplatz trauern Feuerwehrmänner. Foto: Stefan Puchner/Dpa

AUGSBURG (dpa) - Auf dem Heimweg von einem Weihnachtsmarkt wird ein Mann vor den Augen seiner Frau von jungen Männern tätlich angegriffen und stirbt. Zuvor soll es Streit gegeben haben. Das Opfer war ein Feuerwehrmann.

Zahlreiche Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr säumen am Sonntagvormittag den Augsburger Königsplatz. Was wie ein Großeinsatz anmutet, ist tatsächlich eine Trauerversammlung. Dutzende Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr versammeln sich schweigend um einen Baum, an dem mit Kerzen, Rosen und einem Kranz an einen Kollegen erinnert wird. Am späten Freitagabend war der 49 Jahre alte Feuerwehrmann bei einem Streit mit einer Gruppe junger Männer an dem zentralen Augsburger Platz getötet worden.

Die Täter waren zunächst auf der Flucht. Wenige Stunden nach der kurzen Trauerversammlung konnte die Kriminalpolizei am Sonntagnachmittag dann zwei 17-Jährige festnehmen. Am Montag sollen die Jugendlichen dem Haftrichter vorgeführt werden.

Am Tatort erinnert am Sonntag ein Windlicht an das Opfer. «Wir sind bei Dir», steht auf dem Glas, und weiter: «Deine Freunde von der Berufsfeuerwehr Augsburg». Auf einem Zettel steht: «Als Retter gekommen & Als Engel gegangen. R.I.P.» Stumm schauen die Brandschützer in ihren Uniformen auf die glimmenden Grablichter und die roten sowie weißen Blumen.

Selbst Friedhelm Bechtel, langjähriger Pressesprecher der Berufsfeuerwehr, ist nicht zum Reden zumute. «Wir trauern, wir sind emotional so drin», sagt er nur. Am Samstag hatte sich die traurige Nachricht bei den Wehren im Raum Augsburg verbreitet. Die Freiwillige Feuerwehr im Vorort Neusäß versah die eigene Facebook-Seite mit einem Trauerflor. Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) informierte die Bürger ebenfalls über Facebook: «Trauer macht mein Herz schwer. Augsburg ist Schauplatz einer folgenschweren Gewalttat geworden», schreibt der Rathauschef.

Nach den bisherigen Ermittlungen waren am Freitag gegen 22.40 Uhr zwei befreundete Ehepaare am Königsplatz mit einer siebenköpfigen Gruppe junger Männer beziehungsweise Jugendlicher in Streit geraten. Die beiden Ehemänner wurden demnach gegen den Kopf geschlagen. Obwohl die alarmierten Streifenpolizisten sofort Erste Hilfe leiteten, starb der 49-Jährige rund 50 Minuten nach dem verhängnisvollen Schlag noch vor Ort im Notarztwagen. Sein 50 Jahre alter Freund wurde massiv im Gesicht verletzt. Die Ehefrauen blieben körperlich unversehrt. Wegen des Schocks konnte aber die Frau des getöteten Feuerwehrmannes zunächst nicht befragt werden.

Die Gruppe mit den zwei Tätern soll nach den Schlägen vom Tatort in Richtung des Hauptbahnhofs gelaufen sein. Der Königsplatz, genannt «Kö», wird täglich von Zehntausenden Menschen passiert. Es ist der zentrale Umsteigebahnhof für den Nahverkehr in Augsburg, hier treffen sich die Straßenbahnen aus den verschiedenen Richtungen.

Der «Kö» ist seit langem aber auch ein Kriminalitätsschwerpunkt in Bayerns drittgrößter Stadt. Nachdem in den vergangenen Jahren die Zahl der Straftaten dort massiv zugenommen hatte und im Durchschnitt jeden Tag mindestens eine Tat registriert wurde, startete vor knapp einem Jahr eine Videoüberwachung. Etliche Kameras zeichnen nun das Geschehen dort auf. «Dieser Bereich wird zu Ihrer Sicherheit videoüberwacht», informiert das Augsburger Polizeipräsidium die Bürger mit Hinweisschildern.

Die Aufzeichnungen halfen der Kripo, das spektakuläre Verbrechen schnell aufzuklären. Am Samstag wurde eine 20-köpfige Ermittlungsgruppe gebildet. Diese sichtete insbesondere die Bilder von dem Platz aus der Tatnacht. Diese Videoaufnahmen sowie weitere Fahndungsmaßnahmen führten dann zu der Festnahme des mutmaßlichen Haupttäters. Es sei ein «17-Jähriger Augsburger mit mehreren Staatsangehörigkeiten», berichtete die Polizei. Der zweite Festgenommene sei ein ebenfalls 17 Jahre alter gebürtiger Augsburger mit südeuropäischer Staatsangehörigkeit. Es handele sich um «bereits polizeibekannte Jugendliche». Nähere Informationen sollen am Montag bekanntgegeben werden.

Die beiden Ehepaare waren nach Angaben der Polizei am Freitagabend vom Augsburger Christkindlesmarkt gekommen und dann noch in einem Restaurant gewesen.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Thomas Knauer 09.12.19 21:14
Die Migrationspolitik zu ändern hätte dem Herrn in Augsburg nichts gebracht, Täter hatte unter anderen die deutsche Staatsangehörigkeit und lebt seit seiner Geburt vor 17 Jahren in Deutschland. @Herr Seifert gerne können wir die Schotten dicht machen und keinen mehr rein lassen, aber zuerst haben wir dann die Fluchtursachen, die unter anderem von uns verursacht werden zu stoppen. Sofortiger stopp von Lieferung von Rüstungsgütern außerhalb Europas, stopp des Exports subventionierter Lebensmittel, stopp des Fischfangs vor den Küsten Afrikas und Verringerung des Tempos der Klimaerwärmung und somit eine der Ursachen für zukünftige Flüchtlinge, von denen dann sicher mehr als bisher kommen werden.
aurel aurelis 09.12.19 20:42
Fehlende Polizei
Die Polizei kann nicht durch Kameras ersetzt werden. Auf einem bekanntlich gefährlichen Platz sollte um eine solche Zeit Polizei da sein. Sie sollte bei solchen Figuren massiv hin langen. Schuld ist nicht die Polizei sondern die Politiker. Es sollten Abkommen bestehen, dass solche Typen ihre Haft z.B. in der Türkei oder im Libanon absitzen.