Rückkehr korsischer Nationalisten auf Insel

​Paris stellt Weichen

Die Mittelmeerinsel Korsika in Frankreich. Foto: epa/Christophe Petit Tesson
Die Mittelmeerinsel Korsika in Frankreich. Foto: epa/Christophe Petit Tesson

PARIS: Nach heftigen Ausschreitungen auf Korsika hat die Regierung in Paris die Weichen für eine Rückkehr zweier inhaftierter korsischer Nationalisten auf die französische Mittelmeerinsel gestellt. Frankreichs Premierminister Jean Castex strich sie am Freitag von einer Liste Gefangener, die besonders beobachtet werden, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Da eine solche Beobachtung nicht in allen Haftanstalten möglich ist, waren Anträge auf Verlegung auf die Insel stets abgelehnt worden. Alain Ferrandi und Pierre Alessandri sitzen in Poissy bei Paris ein, knapp 900 Kilometer von Korsika entfernt.

Das Verhältnis zwischen Korsika und der Regierung in Paris gilt seit langem als schwierig. Jahrzehntelang kämpften korsische Separatisten für mehr Eigenständigkeit, oft mit Gewalt. Die Untergrundorganisation FLNC legte 2014 die Waffen nieder. Etwa zeitgleich gewannen gemäßigte Nationalisten politisch an Bedeutung. Mittlerweile haben sie die Mehrheit im Regionalparlament und fordern einen Autonomiestatus.

Ferrandi und Alessandri wurden für den Mord an Claude Erignac, dem Präfekten von Korsika, zu lebenslanger Haft verurteilt. Der ranghöchste Vertreter des französischen Staates auf Korsika war 1998 in der Inselhauptstadt Ajaccio erschossen worden. Auch ihr Mittäter Yvan Colonna erhielt lebenslang. Vergangene Woche wurde er im Gefängnis in Arles von einem Mitgefangenen verletzt und liegt nun im Koma. Paris nahm ihn daraufhin von der Sonderliste.

Der Angriff auf Colonna hatte auf der beliebten Ferieninsel Korsika Unruhen ausgelöst. Am Mittwochabend waren Demonstrationen in mehreren Städten eskaliert. Mehrere Sicherheitskräfte, Protestierende und Journalisten wurden verletzt. Auch am Donnerstagabend kam es in den korsischen Städten Bastia und Corte zu Ausschreitungen.

Demonstranten werfen Frankreich vor, mitschuldig an dem Angriff auf Colonna zu sein. Sie stören sich daran, dass dieser nicht nach Korsika verlegt worden war. Experten sehen den Grund der gewaltvollen Proteste aber eher darin, dass nationalistische Forderungen in den vergangenen Jahren nicht erreicht wurden und ein echter Dialog mit der Regierung in Paris nicht stattfindet.

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