Paris attackiert London im Streit um Fischerei-Lizenzen

Frankreichs Übersee-Ministerin Annick Girardin in Paris. Foto: epa/Christophe Archambault
Frankreichs Übersee-Ministerin Annick Girardin in Paris. Foto: epa/Christophe Archambault

PARIS: Im Fischerei-Streit zwischen London und Paris hat die französische Meeresministerin Annick Girardin Großbritannien wegen des Nichterteilens von Fischerei-Lizenzen heftig kritisiert. «Dieser neue Fußtritt der Briten ist eine Demonstration ihres schlechten Willens, ihre Verpflichtungen zu respektieren», sagte Giradin am Mittwoch. «Ich appelliere nun an die europäische Solidarität, um zu einem Gleichgewicht in unseren Beziehungen zu unseren britischen Nachbarn zu kommen.» Am Vorabend hatte Giradin beklagt, dass von 175 für französische Fischer zum Fischen in britischen Gewässern beantragten Lizenzen erst 100 erteilt worden seien.

«I want the licences back», sagte Giradin in Anspielung auf die Forderung der früherer britischen Premierministerin Magret Thatcher auf Rückzahlung von EU-Beiträgen, die sie in die Worte «I want my money back» fasste. Frankreich werde eine Front bilden und sich von den Briten nicht auseinanderdividieren lassen, betonte Giradin. Alle für die Lizenzen erforderlichen Dokumente seien vorgelegt worden. Die französische Fischerei dürfe nicht von den Briten zu politischen Zwecken als Geisel genommen werden, hatte die Ministerin am Vorabend erklärt.

Der französische Europa-Staatssekretär Clément Beaune kündigte eine schnelle Antwort auf das Nichteinhalten der garantierten Rechte für die Fischer an. «Wir werden in den nächsten Tagen die Gegenmaßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene bestimmen.»

Im Brexit-Abkommen war das Erteilen von Lizenzen für europäische Fischer in einer Zone von sechs bis zwölf Seemeilen vor der britischen Küste vereinbart worden. Zwischen Frankreich und Großbritannien gibt es seit längerem Streit um die Umsetzung, auch im Bereich der Kanalinseln Jersey und Guernsey. Vor einigen Monaten war der Konflikt eskaliert, so dass kurzzeitig sogar Militärschiffe ausrückten.

Von der britischen Regierung hieß es am Mittwoch, man werde mit der EU-Kommission und den französischen Behörden zusammenarbeiten, und «weitere Nachweise für die ausstehenden Lizenzanträge berücksichtigen». Das bisherige Vorgehen sei «vollständig im Rahmen» des zwischen London und Brüssel geschlossenen Brexit-Handelsvertrags.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Jürgen Franke 30.09.21 22:10
Die Briten haben doch den Austritt gewollt
und müssen nun mit den Folgen, auf die ausführlich hingewiesen worden sind, leben. Das Militär, aus Afghanistan, könnte jetzt die LKWs lenken, um die Versorgung der Tankstellen mit Sprit zu sichern.
Hans-Dieter Volkmann 30.09.21 18:30
Dracomir Pires 30:09.21 15:50
Ja Herr Pires, was man nicht sehen will das sieht man eben mit verschlossenen Augen auch nicht. Besuchen Sie doch mal in England heute eine Tankstelle oder einen Supermarkt, mit teilweise geleerten Regalen. Ja liebe Briten, jetzt seht ihr was euch der Austritt gebracht hat. Tankstellen die wegen Spritmangel schließen und Militär das dort für Ordnung sorgen muss und einen Herrn Pires der große Rätsel aufgibt.
Dracomir Pires 30.09.21 15:50
Tja, liebe EU
Jetzt siehst du, welche zusätzlichen Vorteile sich für die Briten durch den Austritt aus dem undemokratischen Verein ergeben. Dazu gehört natürlich auch, dass die Briten über ihre eigenen Gewässer bestimmen dürfen und nicht untertänigst in Brüssel anfragen müssen. Weiter so, GB!