Paris adieu – Los Angeles welcome

Ein Resümee der olympischen Spiele 2024 in Paris

Paris adieu – Los Angeles welcome

Das größte Sportfest der Welt ist vorbei. Die olympischen Spiele 2024 in Paris haben neue Maßstäbe gesetzt. Die Eröffnung der Spiele geriet trotz starkem Regen zu einem Spektakel, wie man es vorher noch nicht gesehen hat, mit Bildern, die nie wieder aus unseren Köpfen weichen werden. Die Amerikaner werden sich sehr anstrengen müssen, wenn sie diese Spiele 2028 in Los Angeles toppen wollen.

Die Kämpfe auf der Seine, am Eiffelturm oder im Schatten namhafter Sehenswürdigkeiten waren ein geschickter Schachzug der verantwortlichen Veranstalter und zugleich ein genialer touristischer Werbetrick.

Inzwischen sind die Sportler aus aller Welt wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, wo sie wie Volkshelden gefeiert wurden. Die deutschen Athleten und Athletinnen freuten sich über den herzlichen Empfang in Köln und zeigten voller Stolz ihre Medaillen: Mit 12 Gold-, 13 Silber- und 8 Bronzemedaillen belegte Deutschland nur Rang zehn im Medaillenspiegel, die schlechteste Platzierung seit der Wiedervereinigung. Schuld an dem schwachen Abschneiden des deutschen Olympia-Teams ist das nationale Sportfördersystem, das dringend reformbedürftig sei, behaupten und beklagen die Funktionäre. Dabei fordern sie auch ein Mindestmaß an sozialer und finanzieller Absicherung, denn der Spitzensport sei ein Berufsbild mit enormen Risiken, Kosten und Entbehrungen – sowohl für die Athleten als auch für die Trainer.

Ich habe die spannenden Kämpfe am Fernseher verfolgt und bin mit den Ergebnissen eigentlich recht zufrieden. Ich bin der Meinung: Deutschland muss nicht immer in der ersten Reihe mitmarschieren. Gewiss, einigen Sportlern, die es bis ins Endspiel geschafft hatten, hätte ich schon den Sieg gegönnt, ja, ich habe sogar mitgefiebert, aber als Zweite in einem Kampf mit der Weltelite zu bestehen ist doch aller Achtung wert. Dass gerade Reiter und Dressurreiter so gut abgeschnitten haben, hat mich weniger erfreut. Ich denke dabei an die harte Dressur (Tierquälerei?), denen die Pferde dabei ausgesetzt sind, um diese Leistung zu erbringen.

Die Sieger werden sich noch lange im Glanz ihrer Erfolge sonnen. Ich frage mich; wie geht es den Unterlegenen, die sieglos heimgekehrt sind? Auch sie haben viele Jahre lang hart trainiert und alles geopfert für ihren Traum, einmal an die Spitze zu kommen. Wie gehen sie mit ihren Niederlagen um? Was hatte der deutsche Tischtennis-Star Timo Boll sich zum Abschied von seiner Welt-Karriere erhofft? Er musste sich der chinesischen Übermacht beugen. Andere haben es überraschend weiter gebracht, als sie zu hoffen gewagt hatten. Sportler aus der sogenannten Dritten Welt trainieren teilweise unter Umständen, die für uns kaum vorstellbar sind. Zunächst gilt auch für sie: Dabeisein ist alles.

Aber natürlich leben auch sie ihren Traum von einem Platz auf dem Podest. Einige haben es geschafft, aber die meisten Athletinnen und Athleten sind ruhmlos heimgekehrt. Mit einer Medaille im Gepäck hätten sie die Chance gehabt, ihrer Armut zu entfliehen. Jetzt bleibt ihnen nur, weiter hart zu trainieren und auf einen Sieg im nächsten Duell zu hoffen.

Das kleine thailändische Olympia-Team dürfte mit der bescheidenen Medaillen-Ausbeute trotzdem zufrieden sein. In ihren klassischen Disziplinen gewannen sie 1 Gold-, 3 Silber- und 2 Bronzemedaillen. Die Regierung und zahlreiche Investoren werden sie ausreichend finanzieren, so dass sie bis zu ihrem Lebensende ausgesorgt haben.

Am Ende bleibt bei mir die Frage: Wie sieht die Zukunft der Sportler aus den ärmeren Ländern aus, die es nicht an die Spitze geschafft haben, die den Erwartungen ihrer Trainer und Sponsoren nicht gerecht geworden sind? Da sterben nicht nur Träume. Ganze Lebensentwürfe sind an einigen Sekunden, an einigen Zentimetern gescheitert. Mein Mitgefühl wird ihnen nicht helfen. In ihrem engeren Umfeld werden sie sicher weiterhin umschwärmte Stars bleiben, arme Schlucker zwar, aber vielleicht doch glücklich und hoffnungsvoll.

Auch in Europa sind viele hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben. Das Motto gilt aber auch für sie: Hinfallen ist keine Schande. Es gilt aufzustehen und weiterzukämpfen. Die nächste Meisterschaft steht an. Dafür schindet man sich, dafür opfert man sich, dafür gibt man alle anderen Vergnügungen auf. Bis zum nächsten Start. Die Hoffnung schwindet erst, wenn die Anzeigetafeln nach dem Ziel die Zeit verkünden.

Manchmal die Endzeit.

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