Franziskus will Migranten von Zypern nach Rom holen

​Papstreise 

Foto: epa/Riccardo Antimiani
Foto: epa/Riccardo Antimiani

ROM/NIKOSIA: Für Papst Franziskus sind Flüchtlinge eine Herzensangelegenheit. Auch bei seiner Reise nach Zypern und Griechenland, die am Donnerstag beginnt, stehen Migranten im Fokus. In Nikosia plant der Vatikan eine besondere Hilfsaktion.

Im Kampf für Wohl und Würde von Flüchtlingen helfen nicht nur Gebete. Das weiß auch Papst Franziskus und nimmt die Migranten in den Fokus seiner letzten Auslandsreise des Jahres. Von Donnerstag bis Montag besucht er Zypern und Griechenland, zwei Länder des Mittelmeers, das der Pontifex wegen der vielen tödlichen Zwischenfälle auf den gefährlichen Überfahrten einen «großen Friedhof» nennt. In der zyprischen Hauptstadt Nikosia und auf der griechischen Insel Lesbos trifft der 84-jährige Argentinier Migranten. Bei Gesprächen, aufmunternden Worten und Gebeten soll es nicht bleiben.

Der Vatikan plant, einige Flüchtlinge aus Zypern mitzunehmen nach Rom. Das erzählte jüngst der zyprische Priester Georgios Armand Houry. Auch aus Regierungskreisen in Nikosia ist von entsprechenden Planungen zu hören. Demnach werde seit Tagen in dem Migranten-Registrierungslager von Kokkinotrymithia westlich von Nikosia nach Kandidaten gesucht, die dann nach Rom dürfen.

Vatikan-Sprecher Matteo Bruni vermied am Dienstag bei einem Briefing vor der Reise eine Bestätigung des Vorhabens und verriet damit auch nicht, wie viele Flüchtlinge der Papst eventuell mitnehmen will. Ebenfalls unklar ist, wo die Migranten dann leben können: in Italien, im Vatikanstaat oder in einem anderen Land der Europäischen Union.

Das Schicksal der Flüchtlinge ist eine Herzensangelegenheit für Franziskus. Seine erste Reise als Oberhaupt der katholischen Kirche hatte er 2013 auf die italienische Insel Lampedusa gemacht, wo seit Jahren Tausende Migranten aus Nordafrika ankommen. Bei einem Besuch auf Lesbos 2016 ging der Papst in das damals berüchtigte Lager Moria und nahm auf dem Rückflug syrische Flüchtlinge mit nach Rom.

An den Außengrenzen der EU will er - neben etlichen Gesprächen mit Vertretern der orthodoxen Kirche - das Thema Migration erneut hervorheben. Franziskus drängt es bei seiner 35. Reise zurück nach Lesbos. Dem Vernehmen nach gab es bei den Planern Zweifel, ob es sich lohnt, für einen Aufenthalt von nur gut einer Stunde am Sonntag extra aus Athen anzureisen. Der 84-Jährige bestand aber darauf.

Am Anfang dieser Woche hatte der Papst den Missbrauch von Migranten als Objekte politischen Gefeilsches («Bauern auf dem Schachbrett») kritisiert. Er fragte, wie es sein könne, dass die Verzweiflung ausgenutzt werde, um sich politische Vorteile zu erzwingen.

Just Zypern ist dafür ein Beispiel. Die Insel wurde 1974 nach ethnischen Unruhen geteilt in den türkisch-zyprischen Norden und den griechisch-zyprischen Süden. Nach einer Militärintervention hält die Türkei den Norden seither besetzt. 2004 trat die ganze Insel der Europäischen Union bei - EU-Regeln gelten aber vorerst nur im Süden.

Heute werden immer wieder Flüchtlinge aus Syrien über die Türkei in den zyprischen Nordteil gebracht. Von dort gelangen sie über die von Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen bewachte Demarkationslinie und somit verhältnismäßig einfach in die Europäische Union.

Die Migrationsströme setzen den Südteil der Insel unter Druck, die Flüchtlingscamps seien überfüllt, betont die Regierung in Nikosia immer wieder. Im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße gingen laut EU-Statistik 2020 die meisten Asyl-Anträge in der EU in Zypern ein.

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