Papst zu Waffenlieferungen an Ukraine

​Nur zur Selbstverteidigung

Pope Francis auf apostolischem Besuch in Kazakhstan. Foto: epa/Igor Kovalenko
Pope Francis auf apostolischem Besuch in Kazakhstan. Foto: epa/Igor Kovalenko

ROM: Papst Franziskus hält Waffenlieferungen an die Ukraine für moralisch vertretbar, wenn diese nur der Selbstverteidigung dienen. Das sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Donnerstag auf dem Rückflug von seiner Kasachstan-Reise nach Rom. Auf eine entsprechende Frage antwortete der Pontifex, dass es aber unmoralisch sei, Waffen zu liefern «mit der Absicht, noch mehr Krieg zu provozieren, mehr Waffen zu verkaufen oder alte Waffen loszuwerden».

Die Ukraine kämpft seit dem russischen Angriff am 24. Februar gegen die Invasoren. Sich selbst zu verteidigen, sei «nicht nur berechtigt, sondern ein Beweis der Liebe zur Heimat», sagte Franziskus. «Wer etwas verteidigt, der liebt es auch.»

Der Pontifex hatte als Teilnehmer eines zweitägigen Religionstreffens in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan die Welt zu größerem Einsatz für den Frieden aufgefordert. «Alle reden vom Frieden», erinnerte er bei seiner traditionellen Pressekonferenz im Flugzeug. «Seit 70 Jahren reden die Vereinten Nationen vom Frieden und machen viele Dinge. Aber wie viele Kriege toben heute wieder?» Wie zuletzt bereits öfter unterstrich der Papst: «Wir sind in einem Weltkrieg.»

Franziskus erwähnte den zuletzt aufgeflammten Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, in dem es inzwischen eine Waffenpause gibt. Russland ist Schutzmacht Armeniens und eigentlich ein Friedensgarant in dem jahrzehntelangen Konflikt. «Hier ein Garant für Frieden, dort führt man Krieg», sagte Franziskus in Richtung Moskau.

Dennoch meinte der 85 Jahre alte Argentinier, dass man auch mit einem Aggressor wie Russland den Dialog suchen müssen. Das sei schwer, müsse aber getan werden. «Man muss allen die Möglichkeit zum Gespräch geben, allen», sagte Franziskus. Er wolle keinen Dialog mit irgendeiner Partei ausschließen, «auch nicht mit dem Aggressor». Man müsse immer den Dialog suchen, «auch wenn es einem stinkt». Das Drängen des Papstes nach einem Gespräch mit Moskau oder dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill hatte in den vergangenen Monaten für Unverständnis in der Ukraine gesorgt.

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