Mehr als 600.000 Corona-Tote weltweit

Pandemie spitzt sich weiter zu

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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WASHINGTON: Es ist eine unvorstellbare Zahl: Mehr als 600.000 Corona-Tote weltweit. Das entspricht der Bevölkerung einer Großstadt. Und Millionen Menschen litten oder leiden an der Lungenkrankheit.

Es ist kein Ende in Sicht: In vielen Ländern breitet sich die Coronavirus-Pandemie weiter rasant aus. Die Zahl der weltweit bestätigten Todesopfer hat am Sonntag US-Forschern zufolge erstmals 600.000 überstiegen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet seit Tagen jeweils mehr als 200.000 bestätigte Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Besonders betroffen von der Pandemie waren zuletzt unter anderem die USA, Brasilien, Mexiko, Indien und Südafrika. In Großbritannien schieben sich Regierung, Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden inzwischen den schwarzen Peter für die erschreckend hohe Zahl an Todesfällen zu.

Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore zufolge gibt es nun bereits mehr als 14,3 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2. Erst vor drei Wochen war die Schwelle von einer halben Million Toten und 10 Millionen bestätigten Infektionen überschritten worden. Etwa ein Viertel der weltweit bestätigten Infektionen und Todesfälle entfallen auf die USA, ein Land mit rund 330 Millionen Einwohnern. An zweiter Stelle steht Brasilien mit 2,1 Millionen bekannten Infektionen und rund 79.000 Todesfällen.

PANDEMIE ERSCHÜTTERT SÜDEN UND WESTEN DER USA

In den USA ist die Pandemie nach Ansicht vieler Experten in Bundesstaaten im Süden und im Westen des Landes inzwischen weitgehend außer Kontrolle. Täglich melden US-Behörden inzwischen rund 70.000 Neuinfektionen und Hunderte Todesfälle. Die Zahl der bestätigten Infektionen ist inzwischen auf 3,7 Millionen angestiegen. Zum Vergleich: In Deutschland gab es dem Robert-Koch-Institut zufolge seit Beginn der Pandemie gut 200.000 Infektionen. Die Zahl der Neuinfektionen lag zuletzt bei nur wenigen hundert pro Tag.

US-Präsident Donald Trump spielt die Gefahr der anhaltenden Pandemie jedoch herunter. Er bezeichnet die Entwicklung in Bundesstaaten wie Florida, Texas, Arizona und Kalifornien schlicht als örtliche Feuer, die gelöscht werden müssten. Trump, der sich im November um eine zweite Amtszeit bewirbt, will eine rasche Rückkehr zur Normalität, damit sich die Wirtschaft stabilisieren kann und Schulen wieder öffnen können. Experten warnen jedoch, dass eine Normalisierung bei der starken Zunahme der Neuinfektionen unmöglich sein wird.

ZUSPITZUNG DER LAGE IN BRASILIEN

Auch in Brasilien, einem Staat mit 210 Millionen Einwohnern, breitet sich das Virus weiter rasant aus. Das größte Land Lateinamerikas durchbrach diese Woche die Marke von zwei Millionen bestätigten Infektionen. Täglich melden die Behörden rund 1000 Todesfälle. Die tatsächlichen Zahlen dürften noch weit höher liegen, auch weil das Land sehr wenig testet. Wissenschaftliche Studien legen nahe, dass sich mindestens siebenmal so viele Menschen infiziert haben könnten wie bislang bekannt, und doppelt so viele wie erfasst gestorben sind. Inzwischen sind Gesundheitsversorgung und Bestattungswesen auch in Städten im Landesinneren an ihre Grenzen geraten.

Brasiliens Präsident Bolsonaro hatte das Coronavirus zu Beginn der Pandemie als «kleine Grippe» verharmlost und damit in der Bevölkerung Verwirrung über die Ernsthaftigkeit der Krankheit gestiftet. Auch wollte er aus wirtschaftlichen Gründen keine Maßnahmen zur Eindämmung treffen. «Bolsonaro weiß, dass die Wirtschaftskrise extrem werden wird, vor allem in Lateinamerika, und dass viele Regierungen das nicht überleben werden», sagte Politikwissenschaftler Oliver Stuenkel von der Stiftung Getulio Vargas. Ähnlich wie Trump in den USA hat Bolsonaro - der selbst positiv auf das Coronavirus getestet wurde - die Verantwortung für die Bekämpfung der Pandemie größtenteils an Gouverneure der Bundesstaaten und Bürgermeister abgeschoben.

STREIT IN GROßBRITANNIEN UM VERANTWORTUNG FÜR OPFERZAHLEN

Die Regierung in London versteckte sich lange Zeit hinter der Behauptung, die Todesfallstatistiken seien international nicht vergleichbar. Inzwischen lässt sich aber kaum noch abstreiten, dass Großbritannien weltweit eines der am schwersten betroffenen Länder ist und folgenschwere Fehler begangenen wurden. Der ehemalige Regierungsberater Neil Ferguson vom Imperial College erklärte kürzlich, dass mindestens die Hälfte der mehr als 45.000 Todesfälle hätten verhindert werden können, wenn der Lockdown im März eine Woche früher durchgesetzt worden wäre.

Es gibt allerdings Grund zur Annahme, dass der Pandemie in Großbritannien viele Menschen zum Opfer gefallen sind, die nie auf das Coronavirus getestet wurden. Auf eine Aktualisierung der täglichen Todesfallstatistik wird inzwischen wegen einer wohl geringfügigen Ungenauigkeit in der Zählweise verzichtet.

Die Regierung hatte zunächst auf das Konzept Herdenimmunität gesetzt und erst später eingelenkt. Auch die massenhafte Überführung von Patienten aus Krankenhäusern in Pflegeheime, ohne sie vorher zu testen, gilt als massiver Fehler, der Tausende das Leben gekostet haben dürfte. Trotz Warnungen vor einer zweiten Infektionswelle im Winter mit bis zu 120.000 Toten schließt Premierminister Boris Johnsons einen zweiten landesweiten Lockdown so gut wie aus.

STERBLICHKEITSRATEN IM VERGLEICH

Relativ zur Einwohnerzahl ist die Zahl der Corona-Toten in einigen europäischen Ländern am höchsten. In Belgien starben der Johns-Hopkins-Universität zufolge bislang 86 Menschen pro 100.000 Einwohner, in Großbritannien 68, in Spanien und Italien jeweils etwa 60. In Schweden liegt die Zahl bei 55, in den USA bei 43 - in Deutschland nur bei 11. Das Coronavirus Sars-CoV-2 kann die Lungenerkrankung Covid-19 auslösen, die vor allem bei älteren oder immungeschwächten Patienten tödlich verlaufen kann.

CHINA GIBT ENTWARNUNG - TEILWEISE

Der Corona-Alarm in der chinesischen Hauptstadt soll am Montag nach 14 Tagen ohne Neuansteckungen herabgestuft werden, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Ein Corona-Ausbruch in Peking im Juni war von einem Großmarkt ausgegangen. Die Behörden in der nordwestlichen Region Xinjiang hingegen erklärten eine «Kriegslage», um einen dortigen Corona-Ausbruch einzudämmen. Es habe dort 17 bestätigte Fälle gegeben, 23 Infektionen ohne Symptome, und 269 Menschen hätten am Sonntagmorgen noch unter Beobachtung gestanden. In Xinjiangs Hauptstadt Urumtschi wurde am Donnerstag ein Lockdown verhängt. Flüge, U-Bahn- und Eisenbahnverkehr wurden eingestellt.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Heinz Bosing 21.07.20 10:34
3-4 Mil.Tote Lungenentzündung, 500 Mil. Grippe
erkrankte.In den deutschen Medien werden diese Zahlen verschwiegen. Auch sind aufgelaufen in D weniger
Menschen gestorben als in den Jahren vorher. Weltweit starben bis heute insgesamt über 32 Millionen.
Was sind also 600.000 mit Corona verstorbene. Viele Prof. und Doktoren sagen inzwischen, das Corona nicht mehr als eine Influenza ist. Warum also diese Panik Mache, diese Gehirnwäsche, auch der deutschen Medien. Die Menschen wurden in Angst versetzt. Das sitzt jetzt tief.
Krall sagte detailliert für das 2-3 Quartal den Bankencrash voraus. Jetzt trifft die Politik keine Schuld, Sie können Geld drucken ohne Ende. Schuld an allem Corona.
Lassen wir uns überraschen wo das hinführt. Inflation, Geldentwertung, Mehr Belastung und Verarmung der Bevölkerung ?? Wir werden das die nächsten Jahre erleben.
Louis P. Schwendener 20.07.20 17:34
Sehr einseitiger Kommentar
600'000 Corona Tote weltweit, das muss einem ja Angst und Schrecken einjagen. NEIN MUSS ES NICHT
In diesem Bericht fehlen (oder besser gesagt wurden wahrscheinlich bewusst ausgelassen) vergleichende Angaben. So sind zum Beispiel in der Schweiz, gemäss offiziellen behördlichen Angaben, in den ersten 18 Wochen 2020 total 25'400 Menschen gestorben. 2019, 24'925, 2018, 25'386, 2017, 25'229. notabene dies bei ansteigender Population. Fazit: trotz Corona Virus nicht mehr Tote. Eine detaillierte Analyse der 600'000 Toten würde ergeben, dass ziemlich sicher in den Vorjahren die gleiche Anzahl Menschen in der gleichen Altersklasse gestorben sind, 90% davon über 60 Jahre alt und mit 1 bis 3 Vorerkrankungen belastet waren. Wissen muss man auch, dass heute jeder mit dem Virus infizierte Gestorbene als Corona Toter gezählt wird, unabhängig davon ob er wegen, oder mit dem Virus gestorben ist. Ehrlich wäre auch die zusätzliche Bemerkung, dass über 95 % der Infizierten wieder vollständig genesen sind. Es geht mir nicht darum diesen Virus zu verharmlosen, aber es ist mir unerklärlich weshalb immer nur auf Angst und Panik gemacht wird. Ehrliche und vergleichende Statistiken würden sehr helfen die Menschheit etwas zu beruhigen, was meines Erachtens heute wesentlich sinnvoller wäre.