Pakistans Ministerpräsident Khan warnt vor «Blutbad» in Kaschmir

Foto: epa/Justin Lane
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NEW YORK (dpa) - Mitten im Kaschmir-Konflikt sprechen die Vertreter Pakistans und Indiens kurz nacheinander bei der UN-Generaldebatte. Aber während Indiens Premierminister Modi knapp und verkniffen blieb, malt sein pakistanischer Kollege Khan den Teufel an die Wand.

Mit einem emotionalen Appell hat Pakistans Ministerpräsident Imran Khan vor der UN-Vollversammlung vor einem «Blutbad» in Kaschmir und einem Atomkrieg zwischen seinem Land und Indien gewarnt. Khan forderte die Vereinten Nationen bei seinem ersten Auftritt bei der UN-Generaldebatte am Freitag in New York erneut zu einem Eingreifen im Kaschmir-Konflikt auf. Andernfalls sei ein weiterer Krieg zwischen den Atommächten Pakistan und Indien wahrscheinlich. «Wenn das schlecht läuft, hofft man auf das Beste, aber seid auf das Schlimmste vorbereitet.» Der Hausarrest in Kaschmir müsse aufgehoben und der Autonomiestatus wiederhergestellt werden.

Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft im Jahr 1947 drei Kriege geführt, zwei davon um die geteilte Region Kaschmir. Beide Atommächte beherrschen jeweils einen Teil von Kaschmir, ein weiterer Teil gehört zu China. Anfang August hatte Indien der indischen Kaschmir-Region den Autonomiestatus entzogen und damit die Spannungen im Verhältnis zu Pakistan schlagartig erhöht.

Die Vereinten Nationen hätten eine Verantwortung für Kaschmir. «Ihr hättet das verhindern müssen», sagte Khan. «Deswegen wurden die UN 1945 gegründet.» Kaschmir sei ein «Test» für die UN. Khan verglich die Situation mit dem Münchner Abkommen 1938, als das Deutsche Reich von Adolf Hitler im Zuge der zur Besänftigung gedachten Appeasement- Politik einen Teil der Tschechoslowakei zugesprochen bekam. «Ich fühle mich, als wären wir wieder im Jahr 1938», sagte Khan. «Jetzt ist nicht die Zeit, zu besänftigen wie damals. Jetzt ist Zeit zum Handeln.» Khan warf der Weltgemeinschaft vor, bislang nicht gehandelt zu haben, weil der große indische Wirtschaftsmarkt ihr wichtiger sei als die Menschen in Kaschmir.

Den indischen Premierminister Narendra Modi, der bei der Generaldebatte kurz zuvor gesprochen, aber den Kaschmir-Konflikt mit keinem Wort erwähnt hatte, bezeichnete Khan als «grausam». Modi habe die Menschen in Kaschmir aus «bloßer Arroganz» unter Hausarrest gestellt. «Und was wird passieren, wenn der Hausarrest aufgehoben wird? Er hat das nicht zu Ende gedacht», sagte Khan und warnte für diesen Fall vor einem «Blutbad».

«Es ist eine der entscheidendsten Zeiten. Es wird eine Reaktion geben, dann wird Pakistan verantwortlich gemacht werden und dann werden sich zwei Atommächte gegenüberstehen.» Bei einem Krieg zwischen Indien und Pakistan könne «alles passieren», sagte er. «Was wir machen werden? Diese Frage stelle ich mir und wir werden kämpfen. Wenn ein Land mit Nuklearwaffen bis zum Ende kämpft, hat das Konsequenzen, die weit über seine Grenzen hinausgehen.»

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