Olympische Spiele in Tokio so teuer wie noch nie

Oxford-Studie

Die Olympischen Ringe mit der japanischen Nationalflagge im Japanischen Olympischen Museum in Tokio. Foto: epa/Franck Robichon
Die Olympischen Ringe mit der japanischen Nationalflagge im Japanischen Olympischen Museum in Tokio. Foto: epa/Franck Robichon

TOKIO: Forscher der Uni Oxford warnen vor den enormen Kosten der Olympischen Spiele in Tokio. Schon jetzt seien diese teurer als alle Sommerspiele zuvor. Das IOC hält die Einschätzungen der Wissenschaftler für falsch.

Die wegen der Corona-Pandemie auf das nächste Jahr verschobenen Olympischen Spiele sind einer Studie zufolge schon jetzt die teuersten in der Geschichte der Sommerspiele. Die Kosten belaufen sich der britischen Universität Oxford zufolge auf rund 16 Milliarden Dollar und liegen damit schon jetzt über denen für die Spiele 2012 in London, wie der Autor der Studie, Bent Flyvbjerg, der Nachrichtenagentur AP sagte. Die Spiele in der britischen Hauptstadt waren mit rund 15 Milliarden Dollar bislang die teuersten, die je stattfanden. Flyvbjerg rechnet mit weiteren Milliarden-Kosten in Tokio wegen der Verschiebung der Spiele.

Ein Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees wies die Einschätzungen der Oxford-Forscher zurück. Die Studie gehe von falschen Annahmen aus und vermische unzulässig die Etats der Spiele-Organisatoren mit den Infrastrukturausgaben von Stadt, Region und dem japanischen Staat. Die Kosten für die Infrastruktur kämen aber bei weitem nicht allein den Sommerspielen zugute, sondern wären vielmehr Teil des olympischen Erbes, das in der Studie unberücksichtigt bliebe, hieß es vom IOC.

Nach Angaben der Oxford-Wissenschaftler gäben Tokios Olympia-Macher die Kosten mit 12,6 Milliarden Dollar an. Als die japanische Hauptstadt den Zuschlag zur Ausrichtung der Spiele erhielt, hatten Japans Olympia-Organisatoren die erwarteten Kosten auf 7,3 Milliarden Dollar beziffert. Die Oxford-Studie befasst sich insgesamt mit der Entwicklung der Olympia-Kosten seit 1960, Tokio nehme darin lediglich einen kleinen Teil ein, hieß es.

Darin wird kritisiert, dass die Olympia-Ausrichter generell oft falsche Angaben zu den Kosten machten. Man könne sich nicht darauf verlassen, dass Regierungen, Organisatoren oder das IOC verlässliche Informationen über die tatsächlichen Kosten bereitstellen. Viele Kosten würden verheimlicht, daher habe man sie auch nicht für die Studie berücksichtigen können.

Das IOC kritisierte, dass die Oxford-Forscher vorab nicht um aktuelles Zahlenmaterial gebeten hätten. Eine andere Studie der Universität Mainz und der Sorbonne in Paris hätte ergeben, dass alle Olympischen Spiele seit dem Jahr 2000 keinen finanziellen Verlust bilanziert hätten und teils sogar profitabel gewesen seien.

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