Ostereier gegen die Junta

Asean planen Krisentreffen zu Myanmar

Demonstranten marschieren während einer Anti-Militärputsch-Demonstration in Mandalay. Foto: epa/Stringer
Demonstranten marschieren während einer Anti-Militärputsch-Demonstration in Mandalay. Foto: epa/Stringer

YANGON: Seit dem Putsch in Myanmar trotzen Protestler der Junta. Mehr als 500 Menschen sind bereits Opfer massiver Militärgewalt geworden. Es gibt Warnungen vor einem Bürgerkrieg.

Die Proteste gegen die Militärjunta in Myanmar reißen trotz des brutalen Vorgehens der Einsatzkräfte und immer mehr ziviler Todesopfer nicht ab. Am Montag gingen landesweit wieder Menschen auf die Straße. Sie forderten die Rückkehr zu demokratischen Reformen und die Wiedereinsetzung der faktischen Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Die 75-Jährige sitzt seit dem Putsch vom 1. Februar im Hausarrest und wurde seither nicht mehr öffentlich gesehen.

Größere Demonstrationen gab es unter anderem in der Region Sagaing, in der zweitgrößten Stadt Mandalay im Norden des früheren Birma und in der größten Stadt Yangon im Süden. In Mandalay - einem der Zentren der Proteste - trugen Studenten bei einem Marsch Blumen und Schilder mit Aufschriften wie «Respektiert unsere Stimmen» und «Befreit unsere Anführer».

Am Wochenende waren Ostereier mit Parolen gegen die Militärjunta zum Symbol des Widerstands avanciert. «Save Myanmar» (Rettet Myanmar) oder «We want democracy» (Wir wollen Demokratie) war auf Fotos bemalter Eier zu lesen, die in sozialen Medien geteilt wurden. «Um auf die Welt zu kommen, muss das Küken aus dem Ei schlüpfen. Wir, das Volk Myanmars, müssen mit all unserer Kraft gegen die Ungerechtigkeit der Junta kämpfen, bis wir gewonnen haben», sagte ein Demonstrant der Deutschen Presse-Agentur.

Nach jüngsten Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden seit dem Umsturz vor zwei Monaten mindestens 564 Menschen getötet, unter ihnen 47 Kinder. Fast 2700 Menschen sitzen im Zuge des Putsches in Haft, gegen mehr als 400 gibt es laut AAPP Haftbefehle. Polizisten und Soldaten gehen seit Wochen mit massiver Gewalt gegen jeden Widerstand vor.

Junta-Führer Min Aung Hlaing sagte am Wochenende, das Militär strebe nach einer «echten, disziplinierten und konkreten Demokratie». Der General gab den Demonstranten die Schuld an der Krise. Die Proteste hätten zu «Unruhen, Gewalt und Anarchie» geführt, sagte er vor Offizieren in der Region Mandalay. Die Einsatzkräfte hätten sich in Zurückhaltung geübt und weit weniger brutal reagiert als in anderen Ländern, so Min Aung Hlaing. Die Hauptaufgabe des Militärs sei die Verteidigung der Nation.

Bundesaußenminister Heiko Maas äußerte sich tief besorgt über die Lage in dem südostasiatischen Land und warnte vor der Gefahr eines Bürgerkriegs. «Die Militärs haben Myanmar innerhalb weniger Wochen an den Rand einer Katastrophe getrieben. Weit mehr als fünfhundert Menschen wurden bereits getötet, tausende sind auf der Flucht», sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntag).

Maas forderte, alle Akteure müssten jetzt den Druck auf das Regime erhöhen, damit es endlich auf die Gesprächsangebote der Partner im Staatenbund Asean eingehe. «Niemand in der Region kann ein Interesse haben, dass Myanmar im Bürgerkrieg versinkt - auch diejenigen nicht, denen es nicht um die Rettung der Demokratie geht.»

Die Vereinigung Südostasiatischer Staaten (Asean) plant ein Krisentreffen, wie das Sultanat Brunei mitteilte, das Anfang des Jahres den Vorsitz der Gruppe übernommen hatte. Die Gespräche sollen voraussichtlich in der indonesischen Hauptstadt Jakarta stattfinden, ein Datum gibt es aber noch nicht.

Suu Kyi hatte die Parlamentswahl im November klar gewonnen. Die Generäle, die sich per Verfassung stets eine erhebliche Machtposition im Parlament bewahrt hatten, begründeten ihren Putsch wenige Monate später mit angeblichem Wahlbetrug. Beobachter sagen aber, dass die Friedensnobelpreisträgerin der Armee zuletzt wegen ihrer großen Beliebtheit beim Volk zu gefährlich geworden sein soll.

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