Osram will sich verkaufen

Chefs für Übernahme durch US-Investoren

Foto: epa/Lukas Barth-tuttas
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MÜNCHEN (dpa) - «Osram - hell wie der lichte Tag» war früher ein bekannter Werbespruch. Derzeit sieht die Geschäftslage für den Beleuchtungshersteller eher trüb aus. Vorstand und Aufsichtsrat sehen die besten Chancen im Verkauf des Unternehmens.

Nach nur sechs Jahren Eigenständigkeit wird eine der bekanntesten deutschen Industriefirmen voraussichtlich an US-Finanzinvestoren verkauft: Vorstand und Aufsichtsrat des Münchner Beleuchtungsherstellers Osram sprachen sich am Donnerstagabend dafür aus, das vor dem Ersten Weltkrieg gegründete Traditionsunternehmen für knapp 3,4 Milliarden Euro an die zwei US-Geldhäuser Bain Capital und Carlyle zu verkaufen. Das teilte Osram am Donnerstagabend mit. Die Aktionäre müssen noch zustimmen, die Frist läuft bis Ende September. Bedingung ist, dass die Eigentümer von 70 Prozent der Osram-Anteile zustimmen.

«Bain und Carlyle sind fu?r Osram die richtigen Partner zur richtigen Zeit», erklärte Vorstandschef Olaf Berlien. Die zwei US-Firmen sicherten zu, die Standorte «der wesentlichen Unternehmensbereiche» und Arbeitsplätze zu erhalten und Neuinvestitionen zu unterstützen. Betriebsrat und IG Metall hatten schon im Februar langfristige Zusagen eingefordert, um eine Zerschlagung der ehemaligen Siemens-Tochter zu verhindern.

Sofern auch die Osram-Aktionäre dem Milliardendeal zustimmen, werden Bain Capital und Carlyle sämtliche der knapp 96,86 Millionen Osram-Anteile für einen Preis von 35 Euro je Aktie übernehmen. Der Vorstand will auch die von Osram selbst gehaltenen 2,66 Millionen Aktien an die US-Amerikaner verkaufen. Möglich wird die geplante Übernahme wohl nur, weil Osram inzwischen weniger als halb so viel wert ist wie noch Anfang 2018: Damals kostete eine Aktie noch fast 80 Euro.

Carlyle hat seinen Sitz in der US-Bundeshauptstadt Washington und verwaltet 222 Milliarden Dollar Vermögen, die etwa halb so große Bain Capital hat 105 Milliarden Dollar Finanzanlagen in den Büchern stehen und sitzt in Boston.

Das vor dem Ersten Weltkrieg gegründete Traditionsunternehmen wird damit voraussichtlich zum zweiten Mal seine Eigenständigkeit verlieren - und zwar in einem Abstand von ziemlich exakt 100 Jahren: 1919 hatte Siemens Osram übernommen und die Zügel bis zum Börsengang 2013 in der Hand behalten.

In den vergangenen sechs Jahren Selbstständigkeit hat Osram sehr schwierige Zeiten durchlaufen. Der technologische Wandel in der Beleuchtungsindustrie hat das Unternehmen hart getroffen. Die Glühbirne, die einst den Werbespruch «Osram - hell wie der lichte Tag» inspirierte, ist längst Geschichte. Der größte Teil des Geschäfts mit traditionellen Leuchtmitteln wurde 2016 an einen chinesischen Konzern verkauft. Osram produziert heute hauptsächlich LEDs und Optoelektronik, Hauptabnehmer sind die Auto- und Elektronikindustrie.

Noch Ende 2017 sah die Zukunft rosig aus. Osram eröffnete 2018 ein großes neues Werk in Malaysia und kündigte eine Ausweitung der Produktion an. Doch dann folgte der Einbruch. Die gleichzeitige Schwächephase von Auto- und Smartphone-Herstellern hat Osram schwer in Mitleidenschaft gezogen, denn beide Branchen sind wichtige Kundengruppen.

Unerwartet brachen 2018 die Umsätze ein, auch dieses Jahr sieht es nicht gut aus: Anfang Mai gab Osram eine Gewinnwarnung heraus und senkte die Prognose für 2019. Der Umsatz könnte demnach um 11 bis 14 Prozent schrumpfen. Zuvor hatten Vorstandschef Olaf Berlien und seine Kollegen noch auf ein Plus von bis zu 3 Prozent gehofft.

Das Kaufangebot der Finanzinvestoren jedenfalls beflügelte bei Anlegern die Hoffnungen auf Mitnahmegewinne. Von Mittwoch- bis Donnerstagnachmittag legte die Osram-Aktie an der Frankfurter Börse um fast vier Euro von gut 29 auf knapp 32,50 Euro zu, ein Anstieg von mehr als zehn Prozent. Zwischenzeitlich hatten die Papiere des Münchner Beleuchtungsherstellers sogar noch deutlich höher notiert.

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