TEL AVIV/GAZA: Die israelische Armee hat auch nach gut einem Jahr ihre Kriegsziele im Gazastreifen nicht erreicht. Nun warnen Menschenrechtler vor einem radikalen Plan.
Israelische Menschenrechtsgruppen haben vor einer Strategie der Vertreibung durch Aushungerung der Bewohner des nördlichen Gazastreifens gewarnt. Es gebe alarmierende Anzeichen dafür, dass das israelische Militär im Stillen beginne, den «Plan der Generäle», auch Eiland-Plan genannt, umzusetzen.
Dieser von einer Reihe von Offizieren im Ruhestand unter Leitung des früheren israelischen Sicherheitsberaters Giora Eiland entworfene Plan sehe die Zwangsumsiedlung der Zivilbevölkerung des nördlichen Gazastreifens durch eine Verschärfung der Belagerung des Gebiets und Aushungerung der Bevölkerung vor, schrieben die Menschenrechtsgruppen in einer Erklärung.
Weder die Armee noch das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu äußerten sich auf Anfrage zu der Warnung der Menschenrechtsgruppen.
Die israelische Armee hatte am 6. Oktober eine neue Bodenoffensive im Norden begonnen und die dort nach einem Jahr Krieg noch ausharrenden bis zu 400.000 Zivilisten aufgerufen, sich in sogenannte sichere Zonen im Süden abzusetzen.
Nach Angaben von Bewohnern des Flüchtlingslagers Dschabalia im Norden belagere die israelische Armee weiter den Ort und verhindere, dass Hilfsgüter zu den Menschen gelangten. Einwohner berichteten einem dpa-Reporter per Telefon, sie hätten den israelischen Fluchtaufruf ignoriert, weil die Armee überall im Gazastreifen angreife. Sie wollten lieber in ihren Häusern sterben, als in einem der überfüllten Zeltlager im Süden.