Opposition klagt gegen umstrittenes Straßenhundegesetz

Von Tierliebhabern errichtete Unterkünfte für streunende Hunde in einem Park in Istanbul. Foto: epa/Erdem Sahin
Von Tierliebhabern errichtete Unterkünfte für streunende Hunde in einem Park in Istanbul. Foto: epa/Erdem Sahin

ISTANBUL: Seit rund zwei Wochen ist die Tötung von Straßenhunden in der Türkei in bestimmten Fällen möglich. Nun legt die Opposition Verfassungsklage ein.

Die größte Oppositionspartei CHP in der Türkei hat beim Verfassungsgericht Einspruch gegen ein umstrittenes Gesetz eingelegt, das in bestimmten Fällen die Tötung von Straßenhunden ermöglicht. Das Gesetz verstoße unter anderem gegen das Recht der Tiere und internationale Verträge, teilte der CHP-Abgeordnete Gökhan Günaydin auf X mit.

Ende Juli hatte das türkische Parlament eine Gesetzesänderung beschlossen, mit der die Tötung von Straßenhunden in bestimmten Fällen ermöglicht wird. Kommunen sind nun dazu verpflichtet, Straßenhunde einzufangen und in Tierheime unterzubringen. Sie sollen, wenn möglich, an Besitzer vermittelt werden. Hunde, die als krank oder aggressiv eingestuft oder eine «Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier» darstellen, können eingeschläfert werden. Veterinäre sollen darüber entscheiden. Tierschützer protestieren massiv gegen das Vorhaben, weil sie in der Praxis eine Massentötung fürchten.

Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan begründet die Maßnahme unter anderem damit, dass immer wieder Menschen von Straßenhunden angefallen werden. Die CHP hatte wiederholt erklärt, das Gesetz in den von ihr geführten Kommunen nicht anzuwenden.

Tierschützer melden Übergriffe auf Hunde

Nach Angaben der Regierung gibt es in der Türkei schätzungsweise rund vier Millionen Straßenhunde, aber nur rund 100.000 Tierheimplätze. Bis Ende 2028, so sieht es die Änderung ebenfalls vor, sollen die Kommunen dafür sorgen, dass genug Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Einige Kommunen hätten bereits damit begonnen, Hunde von der Straße einzusammeln, sagte Haydar Ozkan von der Tierrechtsgruppe Haykonfed der Deutschen Presse-Agentur. Es mehren sich zudem Berichte über Übergriffe auf Hunde. Für Diskussion sorgte etwa vergangene Woche die Entdeckung von zwölf verscharrten Hundekadavern im Bezirk Altindag in der Hauptstadt Ankara. Während die Kommune angibt, die Tiere seien eines natürlichen Todes gestorben, vermuten Tierschützer, dass sie vergiftet wurden und untersuchen den Vorfall.

Am Schwarzen Meer sorgte der Fall des Straßenhundes Ates (Feuer) für Aufregung. Medienberichten zufolge schoss ein 19-Jähriger wiederholte Male mit einem Jagdgewehr auf den Hund, unter anderem auf den Kopf - 20 Kugeln wurden demnach in dem Körper gefunden. Das Tier überlebte die Notoperation und wurde von der Sängerin Hande Yener adoptiert.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.