«Operation Viribus»

Mehr als 230 Festnahmen bei Anti-Doping-Razzia

DEN HAAG (dpa) - Nach der «Operation Aderlass» bei der Nordischen Ski-WM in Österreich nun die «Operation Viribus»: In einer länderübergreifenden Aktion gehen die Strafverfolgungsbehörden gegen den internationalen Handel mit Doping-Präparaten vor.

Bei einer beispiellosen Anti-Doping-Razzia sind europäische Sicherheitsbehörden in 33 Ländern gegen den Handel mit Anabolika und gefälschten Medikamenten vorgegangen. An dem bislang «größten Einsatz dieser Art» namens «Operation Viribus» hätten auch deutsche Ermittler mitgewirkt, teilte die europäische Polizeibehörde Europol am Montag mit. 234 Verdächtige seien festgenommen, neun Drogenlabore in Europa ausgehoben und tonnenweise Dopingpräparate beschlagnahmt worden. Demnach wurden allein 24 Tonnen Steroidpulver sichergestellt.

An dem Einsatz unter Federführung der italienischen und griechischen Polizei war auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) beteiligt. Der deutsche WADA-Chefermittler Günter Younger zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen und der Einbeziehung der Agentur. Diese Art von Zusammenarbeit bringe echte Resultate und könne einen bedeutenden Einfluss auf die Verfügbarkeit verbotener Substanzen haben.

«Wir stehen bereit, um diese Art von Rolle in einer jeglichen, andauernden Operation fortzusetzen. Dies ist ein gemeinsamer Kampf gegen Sportbetrug auf dem Kontinent», sagte Younger einer Mitteilung der WADA zufolge. Abseits davon werde es weiterhin Partnerschaften mit staatlichen Ermittlungsbehörden in Europa und der Welt geben, betonte Younger.

Nach Europol-Angaben wurden insgesamt rund 3,8 Millionen Dopingmittel und gefälschte Medikamente sichergestellt. 17 organisierte Banden seien enttarnt und 839 Verfahren eingeleitet worden. Schwerpunkt sei die Zerschlagung von Untergrundlaboren gewesen. Die Dopingsubstanzen würden sowohl online als auch in Fitnesscentern oder illegalen Läden verkauft.

«In den vergangenen 20 Jahren hat der weltweite Handel mit Anabolika dramatisch zugenommen», so Europol. Konsumenten seien vor allem «Fitnesscenter-Süchtige» sowie Bodybuilder. «Nicht-professionelle Athleten, Radsportler und Bodybuilder» würden kleine Päckchen mit Steroiden in Asien oder Osteuropa besorgen und diese an Fitnesscenter liefern. Für Werbung und Verkauf würden zunehmend soziale Medien genutzt.

Betroffen seien aber auch Tiere: So würden Hormone genutzt, um Tierzucht zu intensivieren, Bauernhoftiere zu füttern oder etwa bei Pferderennen die Leistung zu steigern. Die Substanzen seien aber gefährlich für Menschen wie für Tiere, warnte Europol.

Derzeit laufen im Zusammenhang mit Doping im Sport auch noch die Ermittlungen im Zuge der sogenannten «Operation Aderlass». Ende Februar hatte das österreichische Bundeskriminalamt bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld mehrere Personen festgenommen, unter ihnen auch Sportler. In Deutschland steht ein Erfurter Sportarzt als mutmaßlicher Drahtzieher eines vermuteten Netzwerkes im Mittelpunkt der Ermittlungen. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen mindestens 21 Sportler aus acht Ländern und fünf Winter- und Sommersportarten in Europa, Südkorea und auf Hawaii verbotenes Eigenblut-Doping betrieben haben.

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