SPÖ empört über geplante Schächt-Richtlinien

SPÖ-Chef und Ex-Kanzler Christian Kern. Foto: epa/Florian Wieser
SPÖ-Chef und Ex-Kanzler Christian Kern. Foto: epa/Florian Wieser

WIEN/ST. PÖLTEN (dpa) - In Österreich wächst der Unmut über eine geplante Richtlinie, nach der sich möglicherweise Juden im Bundesland Niederösterreich zur Abholung von koscherem Fleisch registrieren lassen sollen.

«Diese Registrierung erinnert an die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte», sagte SPÖ-Chef und Ex-Kanzler Christian Kern am Mittwoch. Kern forderte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf, sein «dröhnendes Schweigen» zu Attacken der FPÖ auf die Grundsäulen der Republik zu beenden. Eine Registrierungspflicht für Juden auch nur anzudenken, ist aus Sicht des SPÖ-Geschäftsführers Max Lercher ein «ungeheuerlicher Tabubruch».

Der im Bundesland Niederösterreich für den Tierschutz zuständige Landesminister Gottfried Waldhäusl (FPÖ) will das Schächten von Tieren eindämmen. Der Politiker hatte einen Bericht der «Wiener Zeitung» über die geplante Richtlinie bestätigt: «Wir prüfen, ob der Bedarf des Fleisches an den Wohnsitz gekoppelt werden kann.»

Der Vorschlag sorgte in der jüdischen und muslimischen Gemeinschaft für Kritik, denn deren religiöser Ritus gebietet das Ausblutenlassen von Tieren. Wie am Mittwoch bekannt wurde, stammt der Vorstoß ursprünglich vom damaligen SPÖ-Landesminister Maurice Androsch, der in einem Schreiben vom September 2017 einen Nachweis über zwingende religiöse Ge- und Verbote zum Konsum des Fleisches verlangte. «Der Bewilligungswerber (Antragsteller) muss einer Religionsgemeinschaft (Strömung) angehören, für welche das Schächten als Teil der Religionsausübung anzusehen ist», hieß es dort.

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Leserkommentare

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Volker Schacht 19.07.18 21:50
Thomas Sylten,
Sie haben vollkommen recht. Wem das Fleisch nicht recht ist das nach den Regeln des Tierschutz erzeugt wurde, der braucht es ja nicht essen. 15 mio. Vegetarier und Veganer in Deutschland würden jeden Meineid schwören dass man auf Fleisch völlig verzichten kann.
Es kann nicht sein, dass man sich unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit (fast) alles erlauben kann, Körperverletzung incl. Mann könnte bei der Gelegenheit auch gleich klarstellen das religiöse Symbole und Kleidung größer als z.B. 5x10 cm den religiösen Würdenträgern vorbehalten bleiben weil sich andere Menschen durch das massenhafte zur Schau stellen und das dadurch nötige ständige ausweiche müssen, massiv belästigt fühlen könnten.