Informant nennt Details zu Skandal-Video

Foto: epa/Christian Bruna
Foto: epa/Christian Bruna

WIEN (dpa) - Wer hat das Skandal-Video von Ibiza in Auftrag gegeben, das zum Sturz der österreichischen Regierung führte? Ein Sicherheitsexperte befeuert die Debatte, indem er einen ehemaligen Geschäftspartner und einen Anwalt belastet.

Eine Woche nach der Veröffentlichung des skandalösen Ibiza-Videos und dem darauffolgenden Bruch der rechtskonservativen Regierung in Österreich läuft die Suche nach den Auftraggebern. Für Aufsehen sorgten die Äußerungen des Sicherheitsexperten Sascha Wandl, der mehreren Medien sagte, dass ein ehemaliger Geschäftspartner - den er selbst im Bereich Spionage ausgebildet habe - die Videofalle gemeinsam mit einem Wiener Anwalt gelegt habe. Beweise legte Wandl allerdings nicht vor.

Das im Sommer 2017 auf Ibiza heimlich aufgenommene Video zeigt, wie der spätere Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) mit einer vermeintlichen russischen Investorin über eine Zusammenarbeit redet. Dabei geht es auch um mögliche Staatsaufträge im Gegenzug für verdeckte Wahlhilfe für die FPÖ, und um Einflussnahme auf Medien. Die Veröffentlichung des Videos führte zu einer schweren Regierungskrise in Österreich. Inzwischen sind keine FPÖ-Politiker mehr in der Regierung, stattdessen wurden Experten eingesetzt. Strache ist auch als FPÖ-Chef zurückgetreten.

Wandl sagte, seinen Ex-Geschäftspartner habe er auf dem Video gleich erkannt. Zudem erklärte er, dass er höchstpersönlich seinen Ex-Geschäftspartner und den Wiener Anwalt miteinander bekannt gemacht habe. Er selbst sei 2016 aus dem Spionagegeschäft ausgestiegen. Konkrete Informationen über mögliche Absprachen der beiden und Details zu Hintermännern des Ibiza-Videos habe er daher nicht.

Die Äußerungen von Wandl decken sich in vielen Punkten mit den Schilderungen des Ex-FPÖ-Politikers Johann Gudenus, der auf Ibiza für seinen damaligen Parteichef Strache dolmetschte. Gudenus sprach in Interviews zuletzt ebenfalls von einem Wiener Anwalt, der die Treffen vermittelt habe, auf Ibiza letztlich aber nicht dabei gewesen sei. Zunächst soll es bei den Gesprächen um den Verkauf eines Grundstücks der Familie Gudenus gegangen sein. «Der Anwalt hat dann den weiteren Kontakt gelegt, hat mir bestätigt, dass die Identitäten der Herrschaften echt sind», sagte Gudenus dem «Kurier» über die Rolle des Anwalts und die Identität der vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte.

Der Anwalt des Wiener Anwalts teilte mit, dass sein Mandant «sämtliche Anschuldigungen und Vorwürfe entschieden» zurückweise. Er stehe zudem «aufgrund von Verschwiegenheitsverpflichtungen für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung». Die Wiener Rechtsanwaltskammer hat aber schon eine Prüfung eingeleitet. «Der Fall wird geprüft», sagte eine Sprecherin im Auftrag der Kammer.

Offen ist weiter das Motiv der Täter. Sollte die FPÖ aus der Regierung getrieben werden? Oder ging es vielmehr um wirtschaftliche Interessen?

Die Wochenzeitung «Die Zeit» berichtete am Donnerstag, das Video sei mehreren Medien für eine siebenstellige Summe zum Kauf angeboten worden, diese hätten aber abgelehnt. Zudem sei von «Mittelsmännern der Beteiligten in Wien» zu hören gewesen, dass die Videomacher sich zunehmend um ihre Enttarnung gesorgt hätten. Nachdem der deutsche Satiriker Jan Böhmermann bei der Verleihung eines österreichischen Fernsehpreises im April bereits Hinweise auf FPÖ-Gespräche «in einer russischen Oligarchen-Villa» auf Ibiza gegeben hatte, sei alles weitere dann sehr schnell gegangen.

Wandl wird sich in einem anderen Fall Ende Juni in Krems an der Donau vor Gericht verantworten müssen. Der «Kurier» berichtet, es gehe dabei um österreichische Betriebs-Spionage. Wandls Ex-Geschäftspartner sei in diesem Prozess als Zeuge geladen.

Politisch läuft alles auf einen Showdown am Montag hinaus - Kanzler Sebastian Kurz könnte dann per Misstrauensvotum aus dem Amt gedrängt werden. Unklar bleibt, wie sich SPÖ und FPÖ bei der zu erwartenden Abstimmung verhalten werden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte die SPÖ, gemeinsam mit der FPÖ Kanzler Kurz zu stürzen. Das wäre «ein Treppenwitz der Geschichte», sagte er in einer Regierungserklärung im Münchner Landtag.

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Jürgen Franke 28.05.19 16:45
Herr Tegel, Sie werden sich schon noch
daran gewöhnen, dass Sie hier Kommentare lesen muessen, die Ihnen nicht gefallen. Leider haben Sie zum Thema nicht dezidiert Stellung genommen, sondern die Gelegenheit genutzt, um die Kommentarschreiber pauschal zu beleidigen.
Jürgen Franke 28.05.19 15:03
Der Treppenwitz der Geschichte
laut Herrn Söder. ist nun eingetroffen. Seine Warnung an die Politiker in Österreich blieb ohne Wirkung
Jürgen Franke 28.05.19 15:02
Lieber Michael, nicht alle Fakten, die man
nicht gleich begreift, sind Verschwörungstheorien. Insbesondere was Amerika anbelangt, ist zu hoffen, dass Trump nicht den Weg seiner Vorgänger fortsetzt und einen neuen Krieg anfängt. Er muss das gespaltene und verschuldete Land wieder zusammenflicken, das seine Vorgänger durch unzählige Kriege hinterlassen haben. Vielleicht sollte man mal darueber etwas nachdenken. Auch das amerikanische Volk will keinen Krieg.
Mike Dong 28.05.19 10:38
Mit tut er einfach nur Leid. Ich hoffe inständig, daß ich nie so werde.
Jürgen Franke 27.05.19 20:18
Wenn der Kurz den Montag
ueberstanden hat, wird im September gewählt. Erst dann wird sich herausstellen, wer die dicksten Kartoffeln hat.
Jürgen Franke 27.05.19 16:22
Lieber Michael, ich hoffe, dass ich
Dich beruhigen kann, denn ich habe weder Feinde noch Feindbilder. Deine Unterstellung ist somit falsch. Die Vermutung, auf Du Dich beziehst, ist von Ulrich Wickert. Wickert war viele Jahre in Amerika und kennt somit die Aktivitäten der US Geheimdienste. Aber die Antwort auf Deine Frage, lautet nein, da die USA in jeder Schweinerei auf dieser Welt, grundsätzlich ihre Hände mit im Spiel haben.
Jürgen Franke 26.05.19 23:27
Es wird vermutet,
dass hinter der Videoaufnahme, die mit 6 Kameras und einer guten Tonqualität aufgenommen wurde, etwa 600.000 Euro gekostet hat, nur ein amerikanischer Geheimdienst stecken kann. Die Regierung Österreichs sollte damit destabilitiert werden.
Wolf Pattayafreak 25.05.19 00:49
Verstehe ich jetzt nicht!
Statt sich mal richtig Gedanken zu machen wie man eine nicht korrupte Regierung bildet und wo man wirklich verlässliche Personen dafür her bekäme, geht mit voller Kraft die Suche nach dem Hersteller und evtl. Auftraggeber des Video's los. dabei sollten sie doch froh sein, dass es passiert ist sonst hätte man von diesen Machenschaften wahrscheinlich doch nie etwas erfahren. Es kann und darf nicht sein dass der brave und gesetzestreue Bürger von solchen korrupten Individuen immer wieder gezeigt bekommt, dass er ein Volltrottel ist und die ihn regierenden und bevormundenden sich an keine Regeln und Gesetze halten. Es darf nach meiner Meinung gar keine geheimen Meetings und Absprachen geben. Ich finde der Ersteller des Videos hat alles richtig gemacht und sollte vielmehr sogar noch einen Orden bekommen.