Österreich schließt mehrere Moscheen

Imame unter Verdacht

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (l.) und der österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache (r.). Foto: epa/Christian Bruna
Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (l.) und der österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache (r.). Foto: epa/Christian Bruna

WIEN (dpa) - Fast jeder vierte Imam in Österreich ist im Visier der Behörden. Der Verdacht: Die muslimischen Geistlichen werden verbotenerweise durch das Ausland finanziert und sie sind nicht loyal zur Alpenrepublik.

Im Kampf gegen den politischen Islam will Österreich zahlreiche Imame ausweisen. Außerdem werden nach den Worten von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sieben Moscheen geschlossen. «Parallelgesellschaften, politischer Islam und Radikalisierungstendenzen haben in unserem Land keinen Platz», sagte Kurz am Freitag in Wien.

Bei 40 muslimischen Geistlichen werde derzeit konkret überprüft, ob in ihren Fällen gegen das Verbot der Auslandsfinanzierung verstoßen worden sei, sagte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ). Dabei handelt es sich um Geistliche der «Türkisch-Islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich» (ATIB). In zwei Fällen stehe bereits fest, dass Imame ausgewiesen würden. Im Visier der Behörden seien derzeit 60 der insgesamt 260 Imame in Österreich. «Wir stehen erst am Anfang», meinte Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ).

Grundlage für die Entscheidung ist das Islamgesetz von 2015, das auch eine positive Grundeinstellung gegenüber Staat und Gesellschaft fordert.

Die erste Reaktion in der Türkei fiel scharf aus. Die Zeitung «Hürriyet» und andere türkische Medien nannten den Schritt eine «Skandal-Entscheidung».

Eine Moschee in Wien, die unter dem Verdacht stehe, unter dem Einfluss der als extremistisch und faschistisch eingestuften türkischen «Grauen Wölfe» zu stehen, werde wegen illegalen Betriebs geschlossen, hieß es in Wien. Der illegale Betrieb sei von der islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) selbst gemeldet worden, sagte Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP). Aufgelöst wurde auch die Arabische Kultusgemeinde mit sechs Moscheen. Grund dafür seien unter anderem salafistische Äußerungen von Vertretern einer der Moscheeneinrichtung gewesen.

Die neue rechtskonservative Regierung aus ÖVP und FPÖ will muslimische Einrichtungen künftig generell stärker kontrollieren. Die Möglichkeiten des bereits unter der SPÖ-ÖVP-Koalition beschlossenen Islamgesetzes seien bisher nicht ausreichend genutzt worden, meinte Kurz.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jack Norbert Kurt Leupi 09.06.18 10:46
Moscheen schliessen
Gut gibt es noch Regierungen , die klug und kühn handeln und dem unvermeidlichen Übel entgegengehen ! Es gibt nie ein *zu früh* , wenn es sich richtig anfühlt , aber öfters ein" zu spät ", wenn man zu lange wartet ! Das sollten sich gewisse andere Staatslenker/innen hinter die Ohren schreiben !
Jürgen Franke 08.06.18 17:33
Soweit wird es in Deutschland
sicherlich vorerst nicht kommen, denn dazu müßte sich der AfD Wählerstimmen Anteil noch deutlich erhöhen.