Nur wenige Trump-Anhänger bei Demo vor Kapitol

​Gewalt bleibt aus

Demonstranten nehmen an der Demonstration
Demonstranten nehmen an der Demonstration "Gerechtigkeit für J6" auf dem Capitol Hill in Washington, DC, teil. Foto: epa/Michael Reynolds

WASHINGTON: Der Schock über die Kapitol-Attacke im Januar sitzt in den USA immer noch tief. Umso größer war die Angst vor neuen Ausschreitungen, als Trump-Anhänger ausgerechnet vor dem Kapitol eine neue Demo ankündigten. Am Ende kam kaum jemand.

Bei einer Demonstration von Anhängern des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump vor dem Kapitol in Washington ist die befürchtete Gewalt ausgeblieben. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen versammelten sich am Samstag deutlich weniger Menschen als erwartet auf der historischen Flaniermeile National Mall vor dem Kongresssitz. Die Pro-Trump-Demo gut acht Monate nach der Erstürmung des Kapitols hatte die Sicherheitsbehörden beunruhigt - sie fürchteten neue Ausschreitungen. Die Kapitolpolizei berichtete nun von vier Festnahmen.

Die Demonstration war eine Solidaritätsveranstaltung für Angeklagte, die sich wegen der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar vor Gericht verantworten müssen. Organisator war ein früherer Mitarbeiter von Trumps Wahlkampfteam, Matt Braynard. Nach Polizeiangaben hatten die Veranstalter 700 Teilnehmer für die Demo angemeldet. Letztlich zählte die Polizei bis zu 450 Menschen im für die Kundgebung abgesperrten Bereich. Darunter waren aber auch Schaulustige und Pressevertreter.

Trump-Anhänger hatten das Kapitol in der US-Hauptstadt am 6. Januar gewaltsam erstürmt. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Die beispiellose Attacke auf das Herzstück der US-Demokratie löste national wie international einen Schock aus. Trump musste sich wegen des Angriffs einem Amtsenthebungsverfahren stellen, weil er seine Anhänger zuvor bei einer Kundgebung aufgestachelt hatte. Am Ende des Verfahrens wurde der Republikaner freigesprochen.

Braynards Gruppe ist der Ansicht, dass zahlreiche Demonstranten mit unverhältnismäßiger Härte behandelt und als «politische Gefangene» festgehalten werden. Braynard behauptete in der Vergangenheit, dass etliche Demonstranten geglaubt hätten, die Erlaubnis zu haben, in das Kapitol einzudringen. Er forderte die Demonstranten während seiner Rede mehrfach auf, friedlich zu bleiben.

Er und die Trump-Anhänger klatschten demonstrativ für die Kapitol-Polizei. Braynard rief die Demonstranten auch dazu auf, beim Verlassen des Geländes Sicherheitskräften und anderen freundlich zuzulächeln. «Wir werden weiter kämpfen», kündigte er an. Die Demonstrierenden skandierten unter anderem «USA, USA, USA».

Die geringe Beteiligung an der Kundgebung war keine Überraschung. Einflussreiche Persönlichkeiten der extremen Rechten hatten Medienberichten zufolge ihren Anhängern sogar davon abgeraten, zu der Demo zu kommen. Sie behaupteten, die Veranstaltung sei eine Falle. Es kursierten Gerüchte, wonach die Regierung versuche, Demonstranten nach Washington zu locken, um sie dort festzunehmen.

Einige Beobachter werten den Protest trotzdem als Erfolg für die Trump-Anhänger, weil sie große Aufmerksamkeit für ihre Botschaft erhalten hätten. «Diese ganze Umdeutung dient auch dazu, die Gewalt zu normalisieren, was höchst problematisch ist», sagte Alex Friedfeld von der Bürgerrechtsorganisation Anti-Defamation League dem Sender NPR. «Wenn ein Aufstand kein Verbrechen ist, wenn ein Versuch, die Regierung zu stürzen, kein Verbrechen ist, wo stehen wir als Land?»

Die Kapitol-Polizei, die nach der Kapitol-Attacke am 6. Januar in die Kritik geraten war, hatte für die Demonstration am Wochenende massiv aufgerüstet. Rund um das Kapitol wurde wegen der Demo vorübergehend wieder ein Zaun aufgebaut. Der Zaun war nach der Attacke im Januar errichtet und erst im Juli wieder abgebaut worden. Auch einige Gegendemonstranten gingen am Sonntag in Washington auf die Straße.

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