Ralf Wohlleben aus Gefängnis entlassen

NSU-Waffenbeschaffer Ralf Wohlleben.Foto: epa/ Joerg Koch
NSU-Waffenbeschaffer Ralf Wohlleben.Foto: epa/ Joerg Koch

MÜNCHEN (dpa) - Der Waffenbeschaffer für den «Nationalsozialistischen Untergrund» in Deutschland, Ralf Wohlleben, ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Er verließ am Mittwochmorgen die Justizvollzugsanstalt Stadelheim in München, wie eine Sprecherin des Gefängnisses sagte.

Es bestehe keine Gefahr mehr, dass sich Wohlleben durch Flucht entziehen könnte, teilte das zuständige Gericht in München mit. Am Dienstag sei der Haftbefehl gegen den 43-Jährigen aufgehoben worden. Wo Wohlleben sich nach seiner Entlassung befindet, sei dem Gericht nicht bekannt.

Im NSU-Prozess gegen mutmaßliche deutsche Rechtsterroristen war Wohlleben am Mittwoch zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Er saß bereits sechs Jahre und acht Monate in Untersuchungshaft. Das heißt, er hätte höchstens noch drei Jahre und vier Monate im Gefängnis verbüßen müssen.

Mit der Entscheidung folgte das Gericht der Einschätzung des Generalbundesanwalts in Karlsruhe, der eine Gefängnisstrafe für Wohlleben für nicht mehr erforderlich hielt.

Das Gericht hatte Wohlleben der Beihilfe zum Mord schuldig gesprochen. Die Bundesanwaltschaft hatte dem ehemaligen Funktionär der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) vorgeworfen, die NSU-Mordwaffe vom Typ «Ceska» organisiert zu haben. Er habe gewusst, wofür die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sie benutzen wollten.

Wohlleben hatte das stets bestritten. Er habe dem eigentlichen Überbringer der Waffe nur auf Nachfrage einen Tipp gegeben. Die Anklage hatte für Wohlleben zwölf Jahre Haft wegen Beihilfe zum Mord in neun Fällen gefordert. Seine Verteidiger bezeichneten ihn als unschuldig und forderten Freispruch. Sie wollen das Urteil vom Bundesgerichtshof überprüfen lassen.

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Jürgen Franke 19.07.18 18:22
Aus dem Artikel geht nicht hervor, dass sich der
Entlassene zu melden habe. Aus diesem Grund ist es doch völlig unwichtig, und hat auch im übrigen keinen zu interessieren, wo er sich aufhält.
Thomas Sylten 19.07.18 17:42
es bestehe keine Fluchtgefahr mehr - wo er sich seit der Entlassung aufhält, ist dem Gericht aber nicht bekannt: Ohne Worte..