MÜNCHEN (dpa) - Mit scharfen Angriffen gegen staatliche Stellen und die Richter des Münchner Oberlandesgerichts (OLG) hat am Dienstag in Deutschland das Plädoyer der Verteidigung für Ralf Wohlleben begonnen, einen der fünf Angeklagten im Münchner NSU-Prozess.
Seine Verteidigerin Nicole Schneiders sagte, sie sei überzeugt davon, dass Wohlleben unschuldig und seit sechseinhalb Jahren ohne nachvollziehbare Gründe inhaftiert sei. Nur deshalb, weil der NSU-Prozess ein «Politikum» sei, dauere die U-Haft an. Zeitweise habe sich Wohlleben in Isolationshaft befunden.
Dem OLG-Senat und dem Vorsitzenden Richter Manfred Götzl warf Schneiders vor, reihenweise Beweisanträge abgelehnt zu haben und an der Wahrheit nicht interessiert zu sein. Schon zu Beginn des NSU-Prozess gegen mutmaßliche deutsche Rechtsterroristen habe das Urteil gegen Wohlleben «wie in Stein gemeißelt» festgestanden.
Eingebettet in ihr Plädoyer formulierte sie den Antrag, ein früheres Mitglied der rechtsextremen und kriminellen Szene in Jena zu vernehmen. Dabei geht es erneut um die Mordwaffe des NSU vom Typ «Ceska». Der frühere NPD-Funktionär Wohlleben ist dafür angeklagt, dass er diese Waffe in der Schweiz organisiert habe, wofür die Bundesanwaltschaft zwölf Jahre Haft für ihn gefordert hat.
Schneiders meinte, der von ihr beantragte Zeuge werde aussagen, dass er eine typgleiche Waffe besessen und an den NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt übergeben habe.
Hauptangeklagte im NSU-Prozess ist Beate Zschäpe, die fast 14 Jahre mit Böhnhardt und Uwe Mundlos im Untergrund lebte. Für Zschäpe hat die Bundesanwaltschaft lebenslange Haft beantragt, während ihre beiden Wunschverteidiger höchstens zehn Jahre für angemessen halten. Zu den Verbrechen des NSU gehören neun fremdenfeindliche Morde an Zuwanderern und die Ermordung einer Polizistin in Heilbronn.
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