PARIS: Es war der krönende Abschluss einer Wiederauferstehung aus der Asche. Nach der emotionalen Zeremonie mit hochrangigen Gästen feierte Notre-Dame nun ihre erste Messe - mit Geistlichen aus aller Welt.
Mehr als fünf Jahre nach dem verheerenden Brand ist die nun restaurierte Pariser Kathedrale Notre-Dame wiedereröffnet worden. Bei der knapp zwei Stunden dauernden Eröffnungszeremonie gab es viele bewegende Momente und Überraschungen. Einer davon war der anhaltende Applaus für die Feuerwehrleute, die die Kathedrale vor den Flammen gerettet hatten, und für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der zu den rund 40 geladenen Staatsoberhäuptern gehörte.
Nach der Zeremonie mit hochrangigen Gästen feierte Notre-Dame ihre Wiedereröffnung am Sonntag mit ihrer ersten Messe, an der mehr als 150 Bischöfe aus Frankreich und der ganzen Welt, Priester und Gläubige teilnahmen. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte war gekommen. Bei der Messe wurde auch der Altar eingeweiht.
Warten auf den entscheidenden Moment
Am Samstag füllte sich die Kathedrale bereits drei Stunden vor Beginn der Eröffnungszeremonie. Bis zu 3.000 Menschen waren geladen. Kurz nach 19.00 Uhr war es dann so weit: Nachdem der Erzbischof von Paris mit seinem Krummstab in einem feierlichen Ritual dreimal gegen die monumentale Tür der Notre-Dame geklopft hatte, tat sie sich erstmals nach fünf Jahren wieder auf.
Ein Moment, der weltweit im Fernsehen übertragen wurde - so wie einst die Bilder des verheerenden Feuers am 15. April 2019, bei der das über 850 Jahre alte Wahrzeichen von Paris, Ort der Andacht und Symbol der Kultur, teilweise zerstört wurde.
Applaus für Feuerwehr und Selenskyj
Die Zeremonie in dem Meisterwerk der Gotik, in dem nach fünfjähriger Rekonstruktion und Renovation alles glänzte und leuchtete, war von starken und symbolischen Momenten geprägt. Einer davon war der überraschende Einzug der Feuerwehrleute, die die Notre-Dame vor den Flammen retteten. Sie wurden mit anhaltendem Applaus begrüßt.
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wurde am Samstagabend lange beklatscht, als er die Kathedrale betrat. Anwesend waren unter anderem auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Großbritanniens Thronfolger Prinz William, US-First Lady Jill Biden und der designierte US-Präsident Donald Trump. Vor der Zeremonie fand ein Dreiertreffen zwischen Macron, Trump und Selenskyj statt.
Zu den geladenen Gästen gehörten auch der Milliardär Elon Musk sowie zahlreiche Spender. Zur Rettung des symbolträchtigen Denkmals waren mehr als 840 Millionen Euro gesammelt worden.
Macron dankt für Hilfe
In seiner Rede dankte Macron allen, die Notre-Dame gerettet, geholfen und wieder aufgebaut haben. Fünf Jahre lang sei jede Hilfe nötig gewesen, um den Wiederaufbau zu schaffen.
«Wir beschlossen, Notre-Dame de Paris wieder aufzubauen, noch schöner, innerhalb von fünf Jahren», sagte Macron. Wegen eines Unwetters fand auch dieser Teil der Zeremonie innen statt auf dem Vorplatz der Kathedrale statt.
Botschaft von Papst Franziskus
Papst Franziskus war nicht anwesend, ließ jedoch eine an den Pariser Erzbischof geschickte Botschaft vorlesen, in der er die zentrale Bedeutung von Notre-Dame als Symbol des Glaubens und der Hoffnung betonte: Bald werde sie wieder von einer riesigen Menschenmenge besucht und bewundert werden, von Menschen aller Stände, Herkünfte, Religionen, Sprachen und Kulturen, viele von ihnen auf der Suche nach dem Absoluten und dem Sinn ihres Lebens.
Die Entscheidung des Papstes, nicht zu kommen, hatte viele Fragen aufgeworfen. Zuletzt hieß es, er habe aus terminlichen Gründen in Rom bleiben müssen. In seiner Botschaft betonte der Papst, dass das Gotteshaus weiterhin kostenlos zugänglich sein müsse. In Frankreich hatte es eine Diskussion darüber gegeben, ob künftig Eintritt erhoben wird.
Segnung der «Großen Orgel»
Nach fünf Jahren durchdrang auch erstmals wieder der kraftvolle, vielstimmige Klang der «Großen Orgel» wieder die Kultstätte. Während der Zeremonie wandte sich Erzbischof Laurent Ulrich immer wieder der Orgel zu, sprach sie achtmal an, als wollte er ihren Klang heraufbeschwören - und jedes Mal antwortete sie mit einem mächtigen, ergreifenden Spiel.
Die «Große Orgel» mit 8.000 Pfeifen ist mehr als nur ein Instrument; sie ist ein Herzstück der Kathedrale. Um sie von Ruß und dem feinen gelben Bleistaub zu befreien, wurde sie Stück für Stück abgebaut und aufwendig gereinigt.
Lang Lang spielte in der Kathedrale
Zu den Feierlichkeiten gehörten auch Pop- und Klassikkonzerte, die unter anderem wegen des Unwetters aufgezeichnet wurden. Für den chinesischen Starpianisten Lang Lang war das ein unvergesslicher Moment. Es sei großartig gewesen, beim Spielen habe er den intimsten Dialog mit der Kathedrale gehabt, das habe er sehr genossen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Paris. Man habe das Klavier an verschiedenen Orten in der Kathedrale platziert, um die beste Akustik zu finden.
Begeistert war der 42-Jährige auch von der restaurierten Kathedrale. «Die Farben sind jetzt viel heller, weil alles renoviert wurde. Das ganze Erscheinungsbild ist dadurch ganz anders als zuvor.»
Auch die farbenprächtigen Glasfenster hinterließen einen bleibenden Eindruck: Er sei tagsüber und abends dort gewesen und habe sie gesehen: «Das war wirklich ein Traum.» Die aufgezeichneten Konzerte waren nach der Zeremonie auf einer großen Leinwand vor der Kathedrale zu sehen.