Nordkorea testet erneut Rakete 

​Kritik von den Nachbarländern

Der Testabschuss einer taktischen Lenkrakete nach einem Plan der nordkoreanischen Akademie für Verteidigungswissenschaft an einem nicht genannten Ort in Nordkorea. Foto: epa/Kcna
Der Testabschuss einer taktischen Lenkrakete nach einem Plan der nordkoreanischen Akademie für Verteidigungswissenschaft an einem nicht genannten Ort in Nordkorea. Foto: epa/Kcna

SEOUL/TOKIO: Es war schon der neunte Raketentest von Nordkorea in diesem Jahr. Südkorea und Japan sehen dadurch ihre Sicherheit bedroht. Auch China dürfte jetzt irritiert sein.

Nordkorea hat durch einen Raketentest in der Region erneut für Unruhe gesorgt. Nach Angaben seiner Nachbarn Südkorea und Japan feuerte das isolierte Land am Samstag eine ballistische Rakete in Richtung offenes Meer ab. Beide Länder warfen Nordkorea vor, durch solche Waffentests ihre Sicherheit zu bedrohen. Dies sei eine «ernste Zeit», in der die internationalen Spannungen wegen des Kriegs in der Ukraine eskalierten und in Südkorea die Präsidentenwahl bevorstehe, erklärte der Nationale Sicherheitsrat in Südkorea. Es war bereits der neunte nordkoreanische Raketentest seit Beginn des Jahres.

Nordkorea selbst sprach am Sonntag von einem weiteren wichtigen Test in der Entwicklung eines Erdbeobachtungssatelliten. Durch den Test sei die Sicherheit verschiedener Systeme eines geplanten Aufklärungssatelliten geprüft worden, berichteten die Staatsmedien. Über die Rakete, die dazu eingesetzt wurde, gab es keine Angaben. Aufklärungssatelliten dienen vor allem militärischen Zwecken.

Zudem dürfte Nordkorea mit seinem jüngsten Raketentest seinen traditionellen Verbündeten China irritieren, wo am selben Tag die Jahrestagung des Volkskongresses begann. UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung ballistischer Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. Solche Raketen sind in der Regel Boden-Boden-Raketen.

Die Rakete wurde nach Angaben der südkoreanischen Streitkräfte nahe der Hauptstadt Pjöngjang in Richtung Osten abgefeuert. Sie sei dann bei einer Flughöhe von bis zu 560 Kilometern etwa 270 Kilometer weit geflogen, bevor sie ins Meer stürzte. Nordkorea hatte Ende Februar nach vierwöchiger Pause seine Raketentests wieder aufgenommen. In den Staatsmedien hieß es später, es seien Kameras für einen neuen Aufklärungssatelliten getestet worden.

Nordkoreas jüngste Testserie mit ballistischen Raketen sei «absolut inakzeptabel», sagte am Samstag der japanische Verteidigungsminister Nobuo Kishi. Damit bedrohe Nordkorea den Frieden und die Sicherheit Japans und der internationalen Staatengemeinschaft.

Der neue Raketentest durch die selbst erklärte Atommacht Nordkorea erfolgte nur vier Tage vor der Präsidentenwahl in Südkorea. Der Nationale Sicherheitsrat in Seoul rief den Nachbarn auf, davon Abstand zu nehmen, weitere Spannungen zu schüren.

Südkorea befürchtet, Nordkorea könnte auch wieder eine Interkontinentalrakete testen, die potenziell die USA erreicht. Das Land entwickelt Raketen unterschiedlicher Reichweiten, die einen Atomsprengkopf tragen können. Es ist deshalb harten internationalen Sanktionen unterworfen.

Experten spekulieren seit längerem, Nordkorea könnte auch den Ukraine-Konflikt ausnutzen, um mehr Druck auf die USA auszuüben, damit diese konkrete Vorschläge für neue Verhandlungen vorlegen. Die Gespräche der US-Regierung mit Pjöngjang über sein Atomwaffenprogramm kommen schon seit drei Jahren nicht mehr voran. Nordkorea unterstellt Washington eine feindselige Politik.

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