Nordkorea testet erneut Rakete

Leute verfolgen die Nachrichten über den nordkoreanischen Führer Kim Jong-un und sein Moratorium für Atom- und Langstreckenraketentests. Foto: epa/Jeon Heon-kyun
Leute verfolgen die Nachrichten über den nordkoreanischen Führer Kim Jong-un und sein Moratorium für Atom- und Langstreckenraketentests. Foto: epa/Jeon Heon-kyun

SEOUL/TOKIO: Der jüngste Raketentest Nordkoreas dürfte derzeit besonders den großen Nachbarn China irritieren. Dort begann der Volkskongress in Peking seine Sitzung.

Nordkorea hat nach Angaben seiner Nachbarn Südkorea und Japan erneut mindestens eine mutmaßliche ballistische Rakete abgefeuert. Die Rakete sei nach dem Start am Samstagmorgen (Ortszeit) in der Nähe der Hauptstadt Pjöngjang in Richtung offenes Meer im Osten geflogen, teilte der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte mit. UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung solcher Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. Das Land hatte in diesem Jahr bereits mehrfach Raketen einschließlich einer atomwaffenfähigen Mittelstreckenrakete getestet.

Wie weit die Rakete beim jüngsten Test flog, war zunächst unklar. Der Flugkörper sei außerhalb der «exklusiven Wirtschaftszone» Japans ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) gestürzt, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Regierung in Tokio berichtete. In Südkorea trat - wie üblich in solchen Fällen - der Nationale Sicherheitsrat zusammen, um über die Lage zu beraten.

Der neue Raketenstart durch die selbst erklärte Atommacht Nordkorea erfolgte nur vier Tage vor der Präsidentenwahl in Südkorea. Die Regierung in Seoul hatte dem isolierten Nachbarland nach einer Reihe von Raketentests im Januar vorgeworfen, neue Spannungen auf der koreanischen Halbinsel schüren zu wollen. Südkorea befürchtet, Nordkorea könnte bald auch wieder eine Interkontinentalrakete testen, die potenziell die USA erreichten könnte. Das Land entwickelt ballistische Raketen unterschiedlicher Reichweiten, die einen Atomsprengkopf tragen können.

Zudem überschattete der jetzige Test den Auftakt der diesjährigen Plenarsitzung des chinesischen Volkskongresses in Peking. Dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ausgerechnet den Beginn der Sitzung in Peking für seine neue militärische Provokation ausgesucht hat, dürfte beim großen Nachbarn China für Irritationen sorgen.

Nordkorea hatte erst am vergangenen Sonntag nach vierwöchiger Pause seine Raketentests wieder aufgenommen. Einen Tag später hatte es von einem wichtigen Test für die Entwicklung eines Erdbeobachtungssatelliten gesprochen. Es sollten demnach Kameras für einen neuen Aufklärungssatelliten überprüft werden.

Experten spekulieren seit längerem, Nordkorea könnte auch den eskalierenden Ukraine-Konflikt ausnutzen, um mehr Druck auf die USA auszuüben, damit diese konkrete Vorschläge für neue Verhandlungen vorlegen. Die Gespräche der US-Regierung mit Pjöngjang über sein Atomwaffenprogramm kommen schon seit drei Jahren nicht mehr voran.

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