Nordkorea meldet bedeutenden Test auf Satellitenstartgelände

Foto: epa/Kcna
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PJÖNGJANG/SEOUL/NEW YORK (dpa) - Eigentlich war Nordkorea dabei, seine umstrittene Raketen- und Satellitenanlage in Sohae abzubauen. Nun scheint der Komplex wieder in Betrieb zu sein. Gesprächen mit den USA erteilt Pjöngjang eine Absage - und teilt harsch Richtung Europa aus.

Nordkorea hat kurz nach einer Gesprächsabsage an die USA einen wichtigen Test an seiner umstrittenen Satelliten-Startanlage Sohae vermeldet. Der Test «von großer Bedeutung» sei erfolgreich gewesen, berichteten die Staatsmedien am Sonntag ohne weitere Details. Ein Bericht über die Testergebnisse werde dem Zentralkomitee der Arbeiterpartei vorgelegt. Zuvor hatte die nordkoreanische UN-Vertretung in New York Gesprächen mit den USA über eine atomare Abrüstung eine Absage erteilt.

Nordkorea hatte in den vergangenen Jahren mehrfach von Sohae aus Raketen gestartet und behauptet, diese hätten Satelliten ins All gebracht. Die Weltgemeinschaft ging hingegen von verdeckten Tests mit Langstreckenrakete aus, die Atomwaffen tragen könnten.

Experten vermuteten, dass Nordkorea nun einen Raketenantrieb in der Anlage an der Westküste des Landes getestet haben könnte. «Wir können annehmen, dass es ein statischer Triebwerkstest ist, aber sie haben schon andere Arten von Tests/Experimenten mit statischen Antriebsaufbauten durchgeführt», schrieb der Nordkorea-Experte Ankit Panda auf Twitter.

Der US-Nachrichtensender CNN hatte am Samstag berichtet, Satellitenfotos deuteten darauf hin, dass Nordkorea in Sohae Tests von Triebwerken für den Start von Satelliten und Interkontinentalraketen wiederaufnehmen könnte.

Nordkorea hatte nach Angaben amerikanischer Experten nach dem ersten Gipfeltreffen zwischen Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump im Juni 2018 in Singapur mit dem Abbau wichtiger Teile der Raketen-Startanlage begonnen. In diesem Jahr sorgten jedoch Expertenberichte für Schlagzeilen, wonach Nordkorea offenbar den Komplex in raschem Tempo wieder aufbaut.

Zuletzt wurde die Befürchtung laut, dass Nordkorea angesichts der stockenden Verhandlungen mit den USA über sein Atomwaffenprogramm einen selbt auferlegten Teststopp für Atombomben und Langstreckenraketen aufheben könnte.

In einer Stellungnahme der UN-Vertretung Pjöngjangs in New York hieß es am Samstag, man müsse nun nicht «längliche Gespräche» mit den USA führen, und eine Denuklearisierung sei vom Tisch. Die Amerikaner nutzten die Gespräche mit Nordkorea nur für innenpolitische Zwecke.

Trump äußerte sich am Samstag allgemein mit Blick auf den Atomstreit mit Nordkorea - noch vor Bekanntwerden des Tests. Er gab sich betont gelassen und unterstrich, er habe ein sehr gutes Verhältnis zu Kim. «Ich wäre überrascht, wenn Nordkorea feindselig handeln würde.» Auf die Äußerungen der nordkoreanischen UN-Vertretung ging Trump nicht konkret ein.

Die Verhandlungen der USA mit Nordkorea sind seit dem gescheiterten Gipfel im Februar in Vietnam nicht mehr vorangekommen. Die Führung in Nordkorea machte zuletzt in mehreren Erklärungen deutlich, an neuen Atomgesprächen mit den USA nicht interessiert zu sein, solange Washington keine neuen Vorschläge mache. Pjöngjang setzte eine Frist dafür bis zum Ende des Jahres.

Trump beriet sich am Freitag auch telefonisch mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In, wie das Weiße Haus am Samstag mitteilte. Aus Moons Büro hieß es, beide seien sich einig gewesen, dass die Lage auf der koreanischen Halbinsel «ernst» sei und dass es nötig sei, den Dialog mit der kommunistischen Führung in Pjöngjang fortzusetzen.

Nordkoreas UN-Vertretung kritisierte in ihrer Stellungnahme auch scharf eine gemeinsame Erklärung von sechs EU-Staaten und bezeichnete das Statement als «ernsthafte Provokation», «dumm» und Ausdruck ihrer «Paranoia». Diese EU-Staaten spielten den «Schoßhund» für die USA, was «jämmerlich» sei. Deutschland hatte sich am Mittwoch nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats zusammen mit Frankreich, Großbritannien, Belgien, Polen und Estland besorgt über «provokante Handlungen» Nordkoreas gezeigt. Zuvor hatte das UN-Gremium hinter verschlossenen Türen über die jüngsten Raketentests Pjöngjangs beraten.

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