Große Militärparade zum 70. Gründungstag

Nordkoreanische Soldaten marschieren zum 70. Jahrestag der Staatsgründung. Foto: epa/How Hwee Young
Nordkoreanische Soldaten marschieren zum 70. Jahrestag der Staatsgründung. Foto: epa/How Hwee Young

PJÖNGJANG (dpa) - Wie üblich bei sehr wichtigen Jubiläen setzt Nordkorea auch diesmal am 70. Gründungstag auf Pomp und militärische Stärke. Doch scheint sich Pjöngjang bei der Waffenschau aktuell zurückzuhalten. Ein Signal an die USA, die stockenden Atomgespräche fortzuführen?

Mit einer pompösen Militärparade hat das abgeschottete Nordkorea das 70. Jubiläum der Staatsgründung gefeiert. Doch anders als noch bei einer Heerschau im Februar wurden am Sonntag keine Interkontinentalraketen (ICBM) präsentiert, die das amerikanische Festland erreichen könnten, wie der US-Sender CNN und die japanische Nachrichtenagentur Kyodo aus der Hauptstadt Pjöngjang berichteten. Das galt diesmal auch als Zeichen dafür, dass Machthaber Kim Jong Un auf Provokationen bewusst verzichtete und die Verhandlungen mit den USA über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm möglichst bald fortsetzen wolle.

Kim nahm die Parade von einem Balkon auf dem Kim-Il-Sung-Platz in Pjöngjang ab, ohne sich jedoch mit Worten an die Menge zu richten. Bilder zeigten, wie sich Kim und sein chinesischer Gast Li Zhanshu - der dritthöchste Beamte der Regierungspartei Chinas - am Ende der Militärparade die Hände hielten und der Menge zuwinkten. Die kommunistische Führung in Pjöngjang hatte sich in den vergangenen Monaten verstärkt um eine Verbesserung der Beziehungen zum einstigen großen Verbündeten China bemüht.

Angesichts mangelnder Fortschritte bei den Verhandlungen über das Atomwaffenprogramm des Landes mit den USA waren Beobachter gespannt, ob Nordkorea diesmal wieder Langstreckenraketen zeigen und damit eine besonders an Washington gerichtete Machtdemonstration in Szene setzen werde. Kim hatte in diesem Jahr mehrfach seine Bereitschaft zur «Denuklearisierung» bekräftigt, unter anderem auch bei seinem spektakulären Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump im Juni in Singapur. Bisher gab es jedoch keine konkreten Zusagen, wie und bis wann abgerüstet werden solle.

Washington und Pjöngjang sind sich uneins, was unter dem bewusst gewählten, schwammigen Begriff der Denuklearisierung zu verstehen ist. Trump hatte Kim im Fall einer kompletten atomaren Abrüstung Sicherheiten in Aussicht gestellt.

Bei der Parade im Zentrum von Pjöngjang marschierten den Berichten zufolge Tausende Soldaten an den Gästen und Zuschauern vorbei. Als Artilleriegeschütze auffuhren, seien wie üblich auch anti-amerikanische Slogans zu sehen gewesen, berichtete CNN. Eingeladenen Journalisten aus dem Ausland sei nicht erlaubt worden, Smartphones oder Kameras mitzubringen. Die Parade wurde diesmal in einen militärischen und großen zivilen Teil geteilt, bei dem die wirtschaftliche Entwicklung des Landes im Vordergrund stand.

Als weiterer Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten stand nach fünfjähriger Unterbrechung auch die Wiederaufnahme von «Massenspielen» im größten Stadion der Stadt auf dem Programm. Bei diesem sorgfältig choreographierten, früher Arirang-Spiele genannten Propaganda- und Unterhaltungsspektakel präsentieren Zehntausende Darsteller ein Programm aus Gesang, Tanz, Akrobatik und rhythmischer Gymnastik. Nach Angaben von Reiseveranstaltern in Peking, die Touren nach Pjöngjang anbieten, sollen die Spiele bis zum Oktober dauern.

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