Zwei Langstrecken-Marschflugkörper abgefeuert

Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un beaufsichtigt eine militärische Übung zur Überprüfung und Bewertung der Kriegsabschreckung und der nuklearen Gegenschlagskapazität des Landes. Foto: epa/Kcna
Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un beaufsichtigt eine militärische Übung zur Überprüfung und Bewertung der Kriegsabschreckung und der nuklearen Gegenschlagskapazität des Landes. Foto: epa/Kcna

SEOUL: Über Nacht hat Nordkorea seine jüngste Serie an Raketentests mit weiteren Provokationen fortgesetzt. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben in den letzten Wochen deutlich zugenommen.

Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs erneut eine Rakete abgefeuert. Die Kurzstreckenrakete sei in der Nacht auf Freitag nahe der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang in Richtung des Japanischen Meeres (koreanisch: Ostmeer) geschossen worden, meldete die Agentur Yonhap unter Berufung auf den südkoreanischen Generalstab. Sie habe bei einer maximalen Flughöhe von 50 Kilometern eine Distanz von rund 700 Kilometern zurückgelegt.

Der Raketenstart wurde zudem von rund 170 Artilleriegeschossen begleitet, die das nordkoreanische Militär entlang der sogenannten maritimen Pufferzonen rund um die innerkoreanischen Grenze abgefeuert hatte. 140 Schüsse sollen demnach in Richtung des Gelben Meeres nach Westen, weitere 30 in Richtung des Japanischen Meeres nach Osten abgeschossen worden sein. Kurz zuvor hatte Nordkorea laut Angaben des südkoreanischen Generalstabs mehr als zehn Kampfflugzeuge nahe der innerkoreanischen Grenze fliegen lassen, woraufhin das südkoreanische Militär ebenfalls mit der Entsendung mehrerer Kampfflugzeuge reagierte, darunter auch Tarnkappenflieger.

Die japanische Regierung verurteilte den jüngsten nordkoreanischen Raketenstart. Verteidigungsminister Yasukazu Hamada nannte das Vorgehen «völlig inakzeptabel», wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Es sei möglich, dass die Rakete eine ungeregelte Flugbahn genommen habe, sagte der Minister, ohne Details zu nennen.

Seit Ende September hat das nordkoreanische Militär in ungewohnt hoher Frequenz Raketentests durchgeführt. Damit sollte laut Aussage der Regierung auch der Beschuss von südkoreanischen Flugplätzen mit taktischen Nuklearwaffen simuliert werden. Bei den Waffentests, die von Machthaber Kim Jong Un persönlich überwacht wurden, kamen demnach Attrappen nuklearer Sprengköpfe zum Einsatz.

Bereits zuvor hatte die Regierung laut nordkoreanischer Nachrichtenagentur KCNA ihre Raketentests als Reaktion auf die jüngsten Seemanöver der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte gerechtfertigt, an denen auch erstmals seit vier Jahren wieder der nukleargetriebene Flugzeugträger «USS Ronald Reagan» teilgenommen hatte. Anfang Oktober hatte Pjöngjang zudem erstmals seit fünf Jahren eine Mittelstreckenrakete über die japanische Inselgruppe fliegen lassen. Das letzte Mal, als Nordkorea 2017 eine Rakete über Japan fliegen ließ, führte das Land nur wenige Tage später einen Atomwaffentest durch.

Laut Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums soll Nordkorea derzeit den Abschuss einer ballistischen U-Boot-Rakete sowie einer Interkontinentalrakete vorbereiten. Experten rechnen auch damit, dass Nordkorea in den kommenden Wochen seinen ersten Atomtest seit 2017 durchführen könnte. UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf befördern können.

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