Queen erinnert an Kriegsende

«Niemals aufgeben, niemals verzweifeln» 

Großbritanniens Königin Elisabeth II. bei ihrer Ansprache an die Nation und den Staatenbund anlässlich des 75. Jahrestages, dem Ende des zweiten Weltkrieges, im Schloss Windsor. Foto: epa/Buckingham Palace
Großbritanniens Königin Elisabeth II. bei ihrer Ansprache an die Nation und den Staatenbund anlässlich des 75. Jahrestages, dem Ende des zweiten Weltkrieges, im Schloss Windsor. Foto: epa/Buckingham Palace

WINDSOR: Die Freundschaft ehemals verfeindeter Länder sei die beste Anerkennung für die im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Menschen, so Elizabeth II.

Die britische Königin Elizabeth II. (94) hat am Freitagabend mit einer im Fernsehen und per Internet verbreiteten Ansprache an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. «Niemals aufgeben, niemals verzweifeln», das sei die Botschaft des VE Day (Victory in Europe Day) gewesen, sagte die Queen. Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht.

«Zu Beginn schien die Aussicht düster, das Ende weit entfernt und der Ausgang unklar», sagte die Monarchin. Aber der Glaube daran, das Richtige zu tun, habe die Menschen durch die schwierige Zeit getragen. Die Rede wurde zur gleichen Uhrzeit ausgestrahlt wie eine Radioansprache von Elizabeths Vater, König George VI., der sich zum Kriegsende an seine Nation wandte.

«Ich erinnere mich lebhaft an die Jubel-Szenen, die meine Schwester und ich mit unseren Eltern und Winston Churchill (dem damaligen Premierminister) auf dem Balkon des Buckingham-Palasts miterlebten», fuhr die Queen fort. Die beiden jungen Frauen hatten sich später selbst unter die feiernde Menge auf den Straßen Londons gemischt, wie die Königin der BBC einmal erzählte. Doch ihr sei damals auch bewusst gewesen, dass der Krieg noch weitere Opfer fordern werde. Es dauerte noch bis August, bis mit der Kapitulation Japans auch im Pazifikraum die Waffen schwiegen.

Die Queen erinnerte an die vielen Menschenleben, die der «furchtbare Konflikt» gefordert habe. Die beste Anerkennung für das Opfer, das sie gebracht hätten sei, «dass Länder, die einst erbitterte Feinde waren, jetzt Freunde sind, die Seite an Seite für unser aller Frieden, Gesundheit und Wohlstand zusammenarbeiten», so das britische Staatsoberhaupt.

Die Queen hat sich in der Coronavirus-Pandemie mit ihrem Mann, Prinz Philip (98), nach Schloss Windsor nahe London zurückgezogen. Veranstaltungen und Straßenfeste zum Gedenken an das Kriegsende wurden weitgehend abgesagt. Trotzdem seien die Straßen aber nicht leer, so Elizabeth II., «sie sind erfüllt von der «Liebe und der Fürsorge, die wir füreinander empfinden». Es mache sie stolz, zu sehen, was die Menschen bereit seien, für andere zu tun.

Die Königin trug ein schlichtes hellblaues Kleid bei der Ansprache. Auf einem Schreibtisch vor ihr war ein Foto ihres Vaters aufgestellt. Auf der anderen Seite lag die Militärmütze, die sie selbst als junge Frau getragen hatte. Die damalige Prinzessin Elizabeth hatte sich während des Kriegs in einer Frauenabteilung des britischen Heeres zur Lastwagenfahrerin und -mechanikerin ausbilden lassen. Dem Buckingham-Palast zufolge ist Elizabeth II. das einzige noch lebende Staatsoberhaupt, das im Zweiten Weltkrieg gedient hat.

Über die Hauptstadt London flogen am Freitagmorgen mehrere Maschinen der Kunstfliegerstaffel Red Arrows und färbten den Himmel mit Rauchspuren in den Farben des Union Jacks Rot, Blau und Weiß. Um 11 Uhr wurde im ganzen Land mit einer Schweigeminute den Toten gedacht. Thronfolger Prinz Charles legte an einem Kriegerdenkmal in Schottland, wo er sich derzeit aufhält, einen Kranz nieder.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.