Neuseeland erklärt Coronavirus für vorerst überwunden

WELLINGTON: Das kleine Neuseeland steht als großer Sieger da: Die Corona-Krise gilt in dem Land als vorerst überwunden. Vor allem Premierministerin Ardern wird der Erfolg angerechnet: Sie habe ihr Land mit Führungsstärke, Empathie und Vertrauen in die Wissenschaft durch die Krise gesteuert.

Das kleine Neuseeland hat die erste Coronavirus-Welle nach eigenen Angaben hinter sich. Wie das Gesundheitsministerium am Montag bekanntgab, hat der letzte Covid-19-Patient im Land seit 48 Stunden keine Symptome mehr und gilt als genesen. Die Frau aus Auckland werde nun aus der Quarantäne entlassen. Da es damit keinen einzigen bekannten aktiven Infektionsfall mehr in Neuseeland gebe, werde man die Corona-Einschränkungen aufheben, kündigte die Regierung an.

Das Land hatte insgesamt nur 1504 bestätigte und mögliche Infektionsfälle gemeldet. 22 Menschen starben in Zusammenhang mit Covid-19. Das letzte Mal, dass in Neuseeland eine Neuinfektion gemeldet wurde, ist 17 Tage her. Dass Neuseeland erstmals seit Februar keinen aktiven Fall habe, sei ein «bedeutendes Zeichen auf unserer Reise», sagte Gesundheits-Generaldirektor Ashley Bloomfield.

Regierungschefin Jacinda Ardern erklärte, dass zwar die strikten Grenzkontrollen beibehalten würden. Alle anderen Einschränkungen und Regeln würden aber in der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) aufgehoben. Abstandsgebote und zahlenmäßige Begrenzungen bei Versammlungen entfallen. Damit können auch wieder Zuschauer in Massen in die Stadien, zum Beispiel zu Rugby-Spielen, Neuseelands Nationalsport.

Ziel sei gewesen, aus der Krise so schnell und sicher wie möglich herauszukommen, so dass die Landesgrenzen die vorderste Verteidigungslinie gegen das Virus bleiben und alle anderen Einschränkungen für die Wirtschaft beendet werden könnten, so Ardern. «Heute, 75 Tage später, sind wir bereit.»

Ihre Landsleute hätten sich in «beispielloser Weise vereint, um das Virus zu brechen», sagte die weltweit für ihre Führungsstärke gelobte Regierungschefin Ardern. Sie mahnte die Bevölkerung zugleich, auch fortan wachsam zu bleiben. Man werde «fast sicher» neue Infektionsfälle erleben. Aber das sei «kein Zeichen, dass wir gescheitert sind. Es ist die Realität von diesem Virus».

Ardern wird weltweit dafür gelobt, ihr Land mit Führungsstärke, klaren und für jeden Bürger verständlichen Erläuterungen, Empathie für die Menschen und Vertrauen in die Wissenschaftler durch die Krise gesteuert zu haben. Schon frühzeitig hatte sie verfügt, dass sich jeder Einreisende 14 Tage lang in Isolation zu begeben habe. Wenige Tage später folgte ein kompletter Lockdown in Neuseeland.

Es half, dass es ein kleines, abgelegenes Land mit leicht zu schließenden Grenzen ist. Als weiterer Vorteil gilt, dass Arderns Regierung ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zu Wissenschaftlern pflegt. Sie und ihre Regierung hätten die Priorität auf die Gesundheit der Bürger gelegt, während andere Länder aus Sorge um die Wirtschaft mit Einschränkungen gezögert hätten, so Experten.

Arderns Botschaft: gemeinsam gegen Corona. Die Premierministerin sprach immer wieder von ihrem Land als «unser Team der fünf Millionen» und meinte damit die Gesamtzahl aller Bürger Neuseelands. Regelmäßig erschien sie auf Facebook, immer lächelnd, und stellte sich den Fragen ihrer Mitmenschen. Ihre öffentlichen Auftritte beendete sie stets mit den Worten: «Seid stark. Seid freundlich.»

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