Neureuther verlässt Are ohne Medaille und mit Kritik an den Kollegen

Foto: epa/Christian Bruna
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ARE (dpa) - Felix Neureuther hatte noch einmal auf einen finalen Coup bei der WM in Schweden gehofft. Dann aber erlebte er eine Vorbereitung zum Vergessen - und schied zu allem Überfluss im Slalom aus. Danach war Neureuther sauer. Über die verpasste Medaille und andere Dinge.

Nach dem womöglich letzten WM-Rennen seiner Karriere ärgerte sich Felix Neureuther nicht nur über die verpasste vierte Slalom-Medaille. Denn natürlich ging es in der Analyse und den Diskussionen danach schnell auch um seine Zukunft als Skirennfahrer, schließlich hatte er eine Entscheidung dazu für nach der WM angekündigt. Und da wurde der 34 Jahre alte Routinier, der wegen eines Einfädlers im zweiten Durchgang disqualifiziert worden war, im Ziel von Are ganz ernst. «Fakt ist: So wie es momentan ist, lass ich es bleiben», sagte er am Sonntag. Neureuther war unzufrieden.

Mit sich und den Ergebnissen in diesem komplizierten Winter nach seinem Kreuzbandriss und den vielen Blessuren, das auch. Aber ganz offensichtlich auch mit vielen seiner Teamkollegen und wie der Deutsche Skiverband mit ihnen umgeht. Wichtig sei, «auch in welche Richtung der Verband ziehen will. Das muss man schon ganz klar sagen. Wenn ich das Gefühl habe, dass das die richtige Richtung ist, dann bin ich dabei und hätte große Freude daran», sagte Neureuther.

Dann nahm er seine Tochter Matilda auf den Arm. Ohne Aussicht auf weitere Siege aber sei der Familienvater «auch Realist genug zu sagen: Okay, das macht einfach für mich keinen Sinn».

Besser als Achter war er in diesem Winter nie. Beim WM-Slalom hätte seine Zeit zwar für einen sechsten Platz gereicht, doch «die beste Saisonleistung» war wegen seines Malheurs früh nichts wert. Weil Dominik Stehle im Finale ausschied, war Anton Tremmel in seinem ersten WM-Slalom auf Platz 25 der beste Deutsche. Linus Straßer kam auf Rang 28. Auf den schlechtesten aus dem Österreich-Trio an der Spitze - Weltmeister Marcel Hirscher, Michael Matt auf Rang zwei und Marco Schwarz als Dritter - fehlten dem DSV mehr als drei Sekunden.

Das passte zur Kritik Neureuthers an seinen Teamkollegen für die Leistungen in den vergangenen Monaten. Es dürfe nicht sein, dass «es immer nur von einer Person abhängig ist, ob man Erfolg hat oder nicht. Da muss sich jeder an seine eigene Nase greifen und dann versuchen, etwas zu ändern», sagte Neureuther. Aus dem einst so starken Techniker-Team, das noch vor vier Jahren mit Silber von Fritz Dopfer und Bronze von Neureuther in einem Slalom gleich zwei WM-Medaillen abräumte, ist kaum noch etwas übrig.

Das liegt auch daran, dass Dopfer seit seinem Schien- und Wadenbeinbruch nicht mehr an die alte Leistungsfähigkeit anknüpfen konnte und Stefan Luitz im Riesenslalom zwar zur Weltspitze zählt, die meiste Zeit in den vergangenen 14 Monaten aber in der Reha war. Bei anderen, etwa Linus Straßer, geht dagegen trotz Gesundheit wenig bis nichts voran - und das nicht erst in dieser Saison.

«Ich weiß, was er meint, aber ich sehe das nicht so dramatisch», sagte Alpinchef Wolfgang Maier. «Man muss das nicht so hoch hängen, wie es sich gerade anhört. Wir sehen die Kritik und gehen auch darauf ein. Dann schauen wir mal.»

Neureuther hat noch immer Lust auf schnelle Schwünge im Schnee, das wurde bei allem Unmut doch auch klar. Einen unüberlegten Entschluss aus der Emotion heraus, vor allem nach einem frustrierenden Tag wie dem Sonntag, wird es nicht geben. «Wenn man da mal ein bisschen Abstand hat, tut man sich leichter mit Entscheidungen treffen - und den Abstand brauche ich definitiv», sagte er.

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