Neulich, am Strand: Unser Frank mal wieder

Neulich, am Strand: Unser Frank mal wieder

„Meine Visaverlängerung steht wieder einmal an“, meldet sich Frank in der Runde. Zwei bis drei Mal in der Woche treffen wir uns in der Bar, um uns den Nachmittag zu vertreiben. Frank hat bei jedem Thema was zu sagen. Und wenn er was sagt, erwartet er auch, dass seine Ansicht gilt. Auch wenn die Fakten dann und wann überhaupt nicht so sind, wie er es wahrhaben will.

So gesehen habe ich zeitweilig meine Mühe mit ihm. Ich vertrete die Meinung, dass wenn man zu allem etwas zu sagen hat, hat man zu nichts was zu sagen. Aber, was soll’s. Ich habe ja auch meine Macken. „Na, das wird ja für dich kein Problem sein. Du hast doch für alles eine Erklärung“, wendet Leo ein und fügt hinzu: „Ich wäre froh, ich könnte so elegant wie du jedem Paroli bieten, so schlagfertig wie du bist.“ Mike, mit mir der vierte in der Runde: „Und nun haste die Hosen voll, hä? Ist doch kein Problem für dich. Allerdings würde ich vorher mal bei einem Gesichts-Chirurgen ein anständiges Aussehen machen lassen. Mit deinem Gesicht zur Immi? Dein Foto wäre gut als Giftwarnung auf einer Flasche. Tz, tz, tz.“ Mike schüttelt den Kopf, und wir lachen.

Nummer schieben

„Ist doch alles kein Problem. Wenn du alle Unterlagen zusammen hast, klappt das doch anstandslos“, meint Leo. Frank aber ärgert sich: „Du bist doch ein Schöngeist. Immer wenn man glaubt, `null Problemo`, du hast ja das Hinterste und Letzte beisammen, kommt was Neues und du stehst wieder da wie ein Hammel.“ Da hat er nicht Unrecht. Manchmal ist Thailand wirklich schwer verständlich. „Ja gut. Wenn ich aber die Visa erteilen würde, bekämest du keins. Schließlich wollen wir hier Qualitäts-Farangs“, gieße ich Öl ins Feuer. „Du kommst mir gerade recht“, braust `Frankyboy` auf. „Das warst du doch, der diesen Schwachsinn erzählt hat, man erhalte den Pass erst am nächsten Tag zurück. Und, weißte nun endlich warum? Da haste keine Erklärung? Hä? Das ist doch kein Kundenservice!“ Frank ist in Fahrt gekommen. Ich hoffe nur, dass er nicht wirklich ernst meint, ich müsse auf eine solche Frage antworten. „Für eine Begründung ist die Immi zuständig!“, halte ich trocken fest. Da sagt Mike: „Wenn du schon in der Immi bist, kannst du den Officer gleich fragen. Der wird es vermutlich selbst nicht wissen.“ „Gib ihm aber gleich deine Ratschläge in Sachen Kundenfreundlichkeit, Service und zackiges Arbeiten mit. Das wird ihn sicher freuen“, lacht Leo. Wir bestellen eine Runde und stoßen auf die guten Vorschläge an.

„Ich stelle mir gerade vor, wie der Beamte Frank anschaut, wenn er ihn fragt, was er mit dem hingehaltenen Nümmerchen machen soll“, lacht Mike. „Eine gratis Nummer!“, setze ich hinzu. Gelächter. Auch Frank taut wieder auf. „Nimm es nicht tragisch. Auf Überraschungen musst du immer gefasst sein. Letztes Mal fragte mich der Beamte, ob ich eine Geliebte hätte“, erzähle ich. „Ho, hoo“, amüsieren sich die anderen. „Was haste geantwortet?“, wollen sie wissen. „Na, die Wahrheit natürlich: Ja! Aber da müsse er zuerst alle Fotos von meinen Geliebten haben. Sonst bekäme ich kein Visum, erklärte er. Darauf habe ich ihm ein Foto von meiner Frau angeboten. Das hat ihn aber nicht interessiert.“ Mit einem Grinsen spanne ich die drei auf die Folter. „Ach, Quatsch!“, reklamiert Frank. „Niemals würde die Immi so was Blödes fragen“, meint er. „Natürlich, die Immi nicht, aber der Officer!“, stelle ich fest. „Ich habe es gewagt zu fragen, was der Sinn der Sache sei. Da hat er mir gesagt, meine Frau interessiere ihn nicht. Aber ob unter meinen Geliebten eventuell seine Frau wäre, das würde ihn schon interessieren.“ „Ha, ha, ha. Da hättest du aber trotz allen Dokumenten, Kopien und Bestätigungen nur den Rückflugschein bekommen. Manchmal kann ein Foto eins zu viel sein“, prostet Leo uns zu. „Du hast das Visum aber anstandslos bekommen?“, will Frank wissen. „Na, klar. Seine Frau war ja nicht dabei“, erkläre ich. So haben wir es noch eine Zeit lang lustig.

Joker

Doch die Zeit vergeht und nach zwei weiteren Bierchen löst sich die Runde langsam auf. Wir machen uns auf den Heimweg. Leo kommt mit mir einige Schritte den gleichen Weg. „Sag mal“, beginnt er vertraulich. „Hast du nicht auch ein mulmiges Gefühl im Magen, wenn du den Visa-Kram erledigen musst?“ „Nö. Jetzt nicht mehr. Ich habe da einen Joker in der Immi, weißte“, antworte ich ihm. „Ach ja? Was für einen, wenn ich fragen darf.“ Ich stoppe und ziehe Leo ganz nahe an mich heran. Mit der Hand am Mund flüstere ich ihm ins Ohr: „Ich gebe dem Officer jedes Mal ein Foto von einem Mädel mit Telefonnummer auf der Rückseite. Löst alle Probleme!“ Leo lacht laut heraus und stößt mit seinem Ellenbogen mir in die Seite: „Alles klar. Aber schreibe mir mal aus der Schweiz, wenn du wieder daheim hockst, weil du ihm das Foto von seiner Frau gegeben hast, wenn möglich noch mit seiner eigenen Nummer.“

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